Der langjährige Freizeitleiter aus Schoppen hat vor einiger Zeit einen persönlichen Lebensbericht veröffentlicht unter dem Titel, Ja, Vater. Desweiteren ist vor kurzem eine Kurzgeschichtensammlung für Teenager erschienen: Feselutter für lunge Jeute.
1. Wie kamen Sie dazu Bücher zu schreiben?
Der Anstoß war ein Brief von Freunden. Sie schrieben: „Könnte das, was ihr mit Gott
erlebt habt, nicht ein Trost für viele andere sein?“ Dazu fügten sie eine Liste mit 43
Vorschlägen für den künftigen Buchtitel an. Also, am Anfang stand ein Buchtitel. Das
Buch schrieb das Leben – „Ja, Vater!“. Im Grunde ist es nichts weiter als ein
Tatsachenbericht – ein Einblick in eine schwere Krankheitszeit.
2. Ist aktuell ein Buchprojekt geplant?
Ja, seit Jahren bin ich dabei eine Einstiegshilfe zum Entdecken der Bibel zu schreiben.
10 überschaubare Hefte sollen Kinder und Teenager an das Wort Gottes heranführen.
In der Jungschar- und Freizeitarbeit stelle ich fest: Der Bedarf ist riesig! Wir können
kaum noch auf ein Grundwissen zurückgreifen. Das „Christliche Abendland“ wird
zunehmend zur Mitternachtsregion mit zusätzlicher Sonnenfinsternis.
3. Nennen Sie uns ihre 3 Lieblingsbücher (neben der Bibel)?
Bücher mit viel Licht und viel Schatten ; )
Unter dem Schatten seiner Flügel (Jochen Kleppers Tagebücher und Gedichte)
Licht für den Weg (William McDonalds Andachtsbuch)
Im Schatten des Allmächtigen (Jim Elliot)
4. Welche Bücher würden Sie nicht noch einmal lesen?
Was für eine außergewöhnliche Frage. Nietzsches Zarathustra – Zeitverschwendung. Bei den allermeisten Romanen und Magazinen habe ich danach das Gefühl: Dabei hat nichts meinen inneren Menschen satt gemacht.
5. In welchem Bereich sehen Sie die größte Not in der heutigen Christenheit und wie könnte man da am besten einschreiten?
Die Herzen der Vielen erkalten. Viele Christen kreisen wie Pluto am äußersten Rand dessen, was eigentlich ihr Mittelpunkt, ihr Kraftzentrum sein sollte. Im Übrigen gilt: „Wir sollen nicht unseren Schäfchen nette Löckchen drehen, sondern die Verlorenen suchen.“
6. Wie beurteilen Sie den reformatorischen Aufbruch unter vielen Christen aktuell?
Diesen Aufbruch bekomme ich kaum zu verspüren. Ich beobachte viel mehr Niedergang. Nach meiner unbedeutenden Erkenntnis hat Gott seiner Gemeinde nach den Reformatoren helleres Licht geschenkt (Dan 12,4). Der Sakramentalismus und die fehlende Differenzierung zwischen Neuem und Altem Bund, zwischen irdischem Volk Gottes und der Gemeinde Jesu halte ich für den Blinden Fleck der Reformatoren.
7. Wie wurden Sie Christ?
Durch eine mitreißende Jungschar-Arbeit im Hunsrück. Mein unkontrollierter Jähzorn gegenüber meinem Bruder und tiefsitzender Egoismus überführten mich und öffneten mir die Augen über meine Schlechtigkeit. Ich schlich mich wie Nikodemus „des nachts“ zu Jesus. Weil ich mich vor den anderen schämte, habe ich gewartet, bis die gesamte Freizeitgruppe eingeschlafen war. Dann erst klopfte ich an einem Mitarbeiterzimmer, um vor einem Zeugen meine Sünde zu bekennen und dem Herrn Jesus das Steuerruder zu übergeben.
8. Was bedeutet für Sie „Christ sein“?
Eine sehr knappe Definition finden wir in 1. Thessalonicher 1,9-10:
• Abkehr von Götzen und Hinkehr zu Gott
• Hingabe an den lebendigen und wahren Gott
• Die brennende Erwartung der Wiederkunft von Jesus
9. Worin sehen Sie Grundlagen für geistliches Wachstum?
Ganz einfach in „guter Erde“. Statt „auf den Weg“, „auf das Steinige“ oder „unter die Dornen“, muss Gottes gute Saat in bereite Herzen fallen. (Mt 13,3-8). Wenn wir das Wort Gottes voller Bereitschaft hören, wurzeln lassen und tun – dann wird Wachstum und Frucht nicht ausbleiben.
10. Welche historische Person würden Sie gerne Treffen und welche Fragen würden Sie mit dieser besprechen wollen?
Adam und Eva würde ich gerne fragen: „Wie war es, Gott in Heiligkeit zu begegnen?“ und Jochen Klepper gerne sagen: „Sei getrost, deine Tagebücher wurden gefunden!“
Vielen Dank, Bruder Andreas, für das Beantworten der Fragen.
Gelungene Reihe. Allerdings finde ich bedenklich, dass fast alle Befragten gerade im Bezug auf den reformatorischen Aufbruch (der ohne Zweifel da ist, wenn wir unsere Augen mal von unserer negativen Sichtweise auf die christliche Welt weglenken) sehr ignorant antworten. Es ist ein großer Hunger da, gerade bei jungen Leuten. Das beweisen Initiativen wie E21, Josia und andere Verlage und Initiativen (3L & Co.). Bei aller berechtigten Kritik an dem Zustand des christlichen Abendlandes und der deutschen Kirche (im Allgemeinen), sollten wir doch allezeit unsere Freude am Herrn und seiner Gemeinde haben (siehe Philiperbrief im Ganzen). Um es mal die Metapher von Andreas Fett aufzugreifen, ein Kreisen am äußersten Rand der Negativität bringt uns nicht weiter! Ansonsten tolle Arbeit (auch von Andreas Fett, den ich vor allem aus den Fest&Treu Editorials kenne). In XP
vielleicht könnte man auch mal Peter Schild interviewen. Die Gemeindegründungsarbeit in Frankfurt zeigt, dass in Deutschland Hunger nach biblischer Predigt herrscht. Auch zeigt sich, dass reformiert (in diesem Fall reformierter Baptismus) mit einem evangelistischen Eifer einhergeht. So wie es damals bei Oncken und anderen war.
Hi Peter… auf deinen Kommentar habe ich schon gewartet :-). Bei Frage Sechs habe ich schon dich im Hinterkopf gehabt. Sehe das als Möglichkeit die Außenwirkung messen zu können.
Danke Ben für deinen Kommentar, bisher haben wir Versucht Autoren und/oder Verleger oder zumindest Leute zu interviewen, die irgendwie publizieren.
Was mir jedoch schon länger im Kopf rumschwirrt ist eine Art Gastkolumne, Arbeiter im christlichen Dienst hätten da die Möglichkeit in etwa über ihre Erfahrungen mit christlicher Literatur berichten, in diesem Fall müssten natürlich die Fragen bzw. die Richtung des Textes etwas anders sein.
Von Peter Schild ist in der vor-(vor?)-letzten Timotheus Ausgabe ein langes Interview dabei gewesen, dass du womöglich auch kennst.
Andreas lebst deinen Glauben heute genau wie vor 15 Jahren oder hat dich der ganze Stress, Verantwortung usw. Ein anderer Mensch werden lassen ?