Wir wollen heute das vierte Kapitel des Buches “Gott erkennen” von James I. Packer betrachten. Ich denke, wer noch mit einsteigen möchte, wird noch bis Kapitel sechs gute Möglichkeiten haben. Da die ersten sechs Kapitel die Grundlage für das ganze Buch darstellen. Somit besprechen Sie die grundlegenden Elemente des Wesens Gottes.
Ich persönlich muss zugeben, dass ich von Kapitel zu Kapitel ehrfürchtiger vor unserem HERRN werde. Ich glaube, die alten Israelis taten recht mit ihrer Ehrfurcht davor, den Namen Gottes in irgendeiner unehrenhaften Weise auszusprechen.
In Kapitel vier analysiert der Autor das zweite Gebot: “Du sollst dir kein Götterbild machen, kein Abbild von irgendetwas droben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Meer. Du sollst dich auf keinen Fall vor ihnen niederwerfen oder sie anbeten! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott” ( 2. Mo 20,4-5).
Man könnte prinzipiell einwenden, dass uns Bilder von Christus helfen freimütiger und leichter Andacht zu finden. Sakrale Gegenstände würden uns anleiten näher zu Gott zu kommen. Somit erkennt man erst auf den zweiten Blick die Bedeutung des zweiten Gebotes. Das Problem einer jeden Darstellung von Gott ist, dass keine Darstellung in der Lage wäre, das ganze Wesen Gottes darzustellen. Packer führt das bekannte Beispiel mit dem goldenen Kalb auf:
Aaron machte ein (…) goldenes Stierbildnis. Gedacht war es als sichtbares Symbol von Jahwe, des mächtigen Gottes, der Israel aus Ägypten geführt hatte. Zweifellos war das Bild dazu bestimmt, Ihn zu ehren, als treffendes Symbol für seine große Stärke. Aber es ist nicht schwer zu erkennen, dass solch ein Symbol in Wirklichkeit eine Beleidigung Gottes ist, denn welche Vorstellung könnte man von seinem moralischen Charakter, seiner Gerechtigkeit, Güte und Langmut aus dem Anblick einer Skulptur in Stiergestalt gewinnen? Deshalb verdeckte das Bildnis von Aaron Jahwes Herrlichkeit.
Ähnlich stellt ein Kruzifix zwar die menschliche Schwachheit Christi dar, verdeckt aber seine göttliche Kraft.
Wichtig ist es jedoch, dass nicht nur plastische Abbilder verboten sind, die Bibel verbietet es auch, sich geistige Bilder von Gott zu ersinnen:
Wie oft hören wir Aussagen wie: “Ich stelle mir Gott als den großen Architekten (oder Mathematiker oder Künstler vor”. “Ich stelle mir Gott nicht als Richter vor, sondern vielmehr als Vater”.
Ich werde den Ratschlag Packers beherzigen und überdenke derzeit meine Position über (lehrmäßige) Abbildungen von Jesus Christus (z. B. in Kinderbibeln). Wichtig ist das Fazit Packers: Das was uns von Gott offenbart ist, lernen wir durch seinen Sohn Jesus Christus.
Ich denke 1.Kor. 1,21 passt gut zu diesem Kapitel: “Die Welt hat Gott durch ihre Weisheit nicht erkannt”.
Ich würde diesmal keine Frage aus dem Buch besprechen wollen, sondern frage die Mitleser: Was denkt ihr von Bildern, die Jesus oder gar Gott darstellen? Eigentlich beten wir diese ja nicht an und dennoch bleiben die Bilder auf eine seltsame Weise im Unterbewusstsein hängen. Ich habe in dieser Frage persönlich leider keine Klarheit.
Dieses Kapitel hatte eine ganz eigene Spannung für mich. Spannend deshalb, wie Packer die Frage nach den Abbildungen in Kinderbibeln etc. beantworten würde. Mir scheint, dass wir diese Bilder zwar nicht anbeten, aber das ist auch nicht ausschließlich das, was Gott meint. Die eine Aufforderung lautet, sich kein Bildnis zu machen (2Mo 20,4) und ist nicht zwangsläufig daran geknüpft, ob wir das Bildnis anbeten oder nicht (2Mo 20,5).
Packer beantwortet die Frage sehr konsequent. Ob ich diese Konsequenz haben werde, weiß ich nicht. Zumal es viele gute Kinderbibeln mit Abbildungen von Jesus gibt. Darauf zu verzichten, würde mir als Verlust erscheinen. Welche Alternativen bleiben da? Spontan fallen mir da die “Bibel im Bild” (Bibelcomic) und “Meine Lieblingsgeschichten der Bibel” (CMV-Verlag) ein. Die schätzen wir als Familie sehr und da würden dann alle Teile, in denen Jesus vorkommt, wegfallen.
Aber vielleicht ist das zu klein von Gott gedacht. Vielleicht ist es auch ein Punkt, wo wir lernen müssen, GROSS von Gott zu denken, um unseren scheinbaren Verlust durch größeren Segen kompensiert zu bekommen (wie Georg Müller und sein Umgang mit dem Geld …).
Vielleicht ein kleiner Gedanke dazu:
Statt uns zu fragen, wie wir Gott nicht sehen/darstellen dürfen, könnten wir uns doch darauf konzentrieren, was wir von Gott wissen und in welcher Form er sich uns offenbart. Nicht eindimensional, sondern in der Fülle seiner Facetten. Und natürlich im Bewusstsein darüber, dass wir sein ganzes Wesen nie zu fassen kriegen. Aber das müssen wir auch nicht.
Dazu Packers treffende Worte auf S. 55:
„Wir können Gott nicht erkennen, es sei denn, Er redet und informiert uns über sich selbst. Aber nun hat Er tatsächlichg esprochen. Er hat zu und durch seine Propheten und Apostel gesprochen, und Er hat in den Worten und Taten seines eigenen Sohnes gesprochen. Durch diese Offenbarung, die uns in der Heiligen Schrift zugänglich ist, bekommen wir eine realistische Vorstellung von Gott. Auf einem anderen Weg ist dies unmöglich. Die positive Auswirkung des zweiten Gebots ist also, dass es uns dazu nötigt, unsere Vorstellung über Gott aus seinem heiligen Wort zu gewinnen und aus keine anderen Quelle.“
Für’s Beispiel der Kinderbibel würde dies heißen, dass, wo immer Christus als Mensch abgebildet ist, es in der Verantwortung der Eltern liegt, dem Kind beizubringen, dass Christus viel mehr ist, als das, was auf der Zeichnung erkennbar ist.
Vor einigen Monaten behandelten wir in der Ladies Study ein Buch von Martha Peace, das u.a. genau diese Problematik thematisierte. Jemand stellte dann eine Liste von Namen und Charakteristika Gottes zusammen, die uns als Leitfaden in der Anbetung Gottes dienen sollten. Wovon ich also überzeugt bin: Wir brauchen ein „Bild“ von Gott, weil wir als Menschen NICHTS bewusst wahrnehmen können, ohne eine Art Gedanken- (und Emotions)bild von der Sache zu haben. Statt uns so stark darum zu bemühen, kein falsches Bild zu nähren, könnten wir uns darauf konzentrieren, uns das biblische Gottesbild vor Augen zu führen, wenn wir von ihm sprechen oder uns in der Anbetung an ihn wenden. Mit der Lektüre von Packers Buch sind wir schonmal auf dem richtigen Weg. 🙂
Hallo Leser85 und Fli, danke für euer fleißiges Mitmachen… Ich sehe bei Bildern von Jesus prinzipiell die Möglichkeit, dass wir es mit dem Sohne in Knechtsgestalt zu tun haben. Somit haben ja auch die Jünger und die Mitmenschen von Jesus ihn in Knechtsgestalt gesehen (vergl. auch 1.Joh 1. 1-3)…Natürlich können wir nur spekulieren über sein Erscheinungsbild… Ich will sagen, dass auf diese Weise Darstellungen von Jesus gerechtfertigt werden… Wie Darstellungen von Gott als einem alten Mann z.B. gerechtfertigt werden sollen, kann ich nicht erkennen
Hallo ihr Lieben,
ich bin ein bisschen hinterher, aber ich hoffe, das macht nichts 🙂
Diese Diskussion um Jesusdarstellungen in Kinderbibeln wurde auch schon in der Facebookgruppe von Evangelium21 geführt. Da habe ich folgendes gelernt:
1. Gott hätte mit der Menschwerdung und somit mit seiner visuell-sichtbaren Menschlichkeit gegen sein eigenes Gebot verstoßen. Gott hat sich aber in Jesus sichtbar offenbart: “Wer mich sieht, der sieht den Vater!” (Joh 14,7).
Wir sollen auf Jesus hinweisen und können deshalb auch “Bilder” zeigen. Man sollte immer dazu sagen: So oder so hat Jesus natürlich nicht genau ausgesehen. Aber man kann ruhig darauf hinweisen, dass Kleidung, Haarfrisur etc. so gewesen sein könnten.
2. Will man das Gebot konsequent verstehen (2Mo 20,4 für sich allein), so ist es nicht erlaubt von irgendetwas ein Bild zu haben!!! Aber das ist nicht gemeint. Der Folgesatz ist wichtig (Vers 5): “Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!” Daher können wir Abbildungen machen.
3. Jesus-Abbildungen wurden mit wenigen Ausnahmen (z.B. einige Bilderstürmer während der Reformation), in der ganzen Kirchengeschichte nicht verboten.
Für mich ist die Sache daher klar.