NIMM UND LIES: Lieber Herr Severin, Sie haben 2010 den Verlag inner cube gegründet. Wie kommt man dazu, einen neuen Verlag zu gründen?
Martin Severin: Das hat alles eine lange Vorgeschichte. Von Jugend an hatte ich großes Interesse an guten, leicht verständlichen Büchern und Karten zum Thema Bibel und Israel, welche ich mit großer Freude zu sammeln begann.
Im Jahr 2004 las ich das Buch Der Messias im Tempel von Roger Liebi. Dieses Buch öffnete eine ganz neue Welt für mich, weil es auf ganz besondere Weise das Alte Testament mit dem Neuen Testament verbindet und zusätzlich dem Leser den jüdischen Hintergrund des Messias Jesus Christus erklärt.
Mein erster Gedanke war: was für ein tolles Buch. Aber wer wird 750 Seiten lesen? Seitdem machte ich mir Gedanken, wie man solche komplexen Themen einfach, attraktiv und verständlich für jedermann zugänglich machen kann.
NIMM UND LIES: Wie ging es dann weiter?
Martin Severin: Von 2003– 2009 haben meine Familie und ich in London gelebt. Während dieser Zeit wurde es immer mehr ein Herzensanliegen, attraktiv gestaltete christliche Literatur und Medien für andere Menschen verfügbar zu machen. Ich stieß in London auf die Produkte von Rose Publishing, Anbieter des Jahres auf dem US Markt 2011, die mich besonders ansprachen, weil ihre Faltblätter alles so kurz und bündig auf den Punkt brachten.
Außerdem stieß ich 2005 auf das englische Buch Die Akte Exodus (Originaltitel: The Exodus Case). Ich war erst sehr skeptisch, je länger ich aber darin las, desto mehr sah ich darin ein großes Zeugnis für die Bibel und zum besseren Verständnis des Exodus.
Zu meiner Überraschung gab es aber keine deutsche Version. Sollte es sich bewahrheiten, dass der Berg Sinai tatsächlich in Saudi Arabien steht und die Durchquerung des Roten Meeres des Volkes Israel am Golf von Akaba stattfand, müssten doch eigentlich zehn Verlage Schlange stehen, um das Buch als erstes herauszubringen.
NIMM UND LIES: Warum war das nicht der Fall?
Martin Severin: Ich machte die Erfahrung, dass neue Denkmodelle – auch in der christlichen Welt – schwer durchzusetzen sind. Bei einigen Forschern steht dabei auch der eigene Ruf auf dem Spiel.
Ich habe das alles im Gebet bewegt und bin dann den Glaubensschritt gegangen einen Verlag zu gründen.
Ich bekam nicht nur schnell die Rechte an Die Akte Exodus und den Studienfaltkarten, sondern auch die nötigen Mittel und Fachkräfte, um dieses alles umzusetzen.
So was kann man eigentlich gar nicht schaffen und planen in der kurzen Zeit, wenn Gott einen da nicht ganz klar unterstützt und leitet.
NIMM UND LIES: Wo oder wie haben Sie das Handwerkszeug eines Verlegers gelernt?
Martin Severin: Ich bin von Beruf Textilbetriebswirt BTE. Ich habe 18 Jahre in vielen verantwortlichen Positionen im Einzelhandel in Deutschland und England gearbeitet. Es war für mich überhaupt kein Problem, vom Produkt Mode zu Verlagsprodukten zu wechseln. Die kaufmännischen Grundprinzipien sind dieselben.
NIMM UND LIES: Wie sieht Ihr Verlagsprogramm aus? Wo liegen die Schwerpunkte?
Martin Severin: Wir haben zwei Programmschwerpunkte:
a) Den Themenkomplex Israel/Exodus/Tempel, der die Faszination und Glaubwürdigkeit der Bibel besonders verdeutlichen soll.
Aus dem eingangs erwähnten Buch von Roger Liebi entstand das „Messias-im-Tempel-Projekt“, in welchem wir versuchen die Gebäude im Tempel-Bezirk von Jerusalem zurzeit Jesu in 3 D virtuell lebendig werden zu lassen. Dadurch wollen wir die Beziehung und Relevanz zum Messias, Jesus Christus betonen und erklären, um damit gleichzeitig die christliche Botschaft in Ihrer ganzen Tiefe und Weite verständlicher zu machen und besser zu vermitteln.
b) Unsere farbenfrohen und leserfreundlichen Studienfaltkarten Bibelwissen kompakt.
NIMM UND LIES: Mittlerweile sind 16 Studienfaltkarten erhältlich. Welche Karten waren im letzten Jahr Toptitel und welche haben eher enttäuscht?
Martin Severin: Erfreulicherweise laufen alle Titel gut!
Es gibt im englischen Original schon über 100 Themen. Wir können uns also die „Rosinen“ raussuchen. Es wird auch fast nie nur eine Studienfaltkarte gekauft. Die Erfahrung hat gezeigt, dass unsere Kunden gerne zwischen drei und sechs Themen auf einmal kaufen.
NIMM UND LIES: Die meisten Karten beinhalten wichtige, aber auch häufig behandelte Themen. Was macht den Unterschied zu Büchern aus?
Martin Severin: Die Karten bringen alles auf wenigen Seiten mit vielen anschaulichen Graphiken kompakt auf den Punkt. Sie sollen wieder Interesse wecken an wichtigen Themen rund um die Bibel und gleichzeitig auch Brückenbauer zu weiterführender Literatur sein.
Nehmen wir zum Beispiel die Studienfaltkarte Christentum Sekten und Religionen.
20 Weltanschauungen im Vergleich – auf nur 14 Seiten in Tabellenform. Es wird klar herausgearbeitet, wo Differenzen und Berührungspunkte zum christlichen Glauben bestehen. Mit Infos unter anderem zu Ursprüngen, Gottes– und Heilsvorstellungen. Außerdem darin enthalten ist ein Wie-werde-ich-Christ-Leitfaden. Diese Studienfaltkarte ist sicherlich in dieser Form einzigartig und wurde deswegen weltweit millionenfach verkauft.
NIMM UND LIES: Wie und wofür kann man die Karten einsetzen?
Martin Severin: Sie sind für Suchende als auch gestandene Christen hilfreich. Für Pastoren sowie Leiter von Bibelstudiengruppen, für Glaubenskurse und Hauskreise sowie zum persönlichen Studium und zum Verschenken
NIMM UND LIES: Manchen Christen sind die Preise für christliche Literatur und Medien zu hoch. Was meinen Sie dazu?
Martin Severin: Das kommt immer auf den eigenen Standpunkt und Verwendungszweck an.
Für die Studienfaltkarten haben wir uns entschlossen mit 2,99 Euro, der Untergrenze des möglichen Preises, auf den Markt zu gehen. Da wir sehr viel Wert auf Qualität und Optik legen, müssten die Karten eigentlich 3,99 Euro kosten.
Uns war aber wichtiger, dass möglichst viele Menschen sich Studienfaltkarten leisten wollen.
NIMM UND LIES: Viele Verlage nutzen bereits soziale Netzwerke wie Facebook oder Google Plus, um mit Kunden in Verbindung zu treten und ihre Erzeugnisse zu vermarkten. Was sind Ihre Methoden im Marketing? Und weiter gedacht, wo sehen Sie bei sich Verbesserungspotential?
Martin Severin: Um es auf den Punkt zu bringen: Kommunikation auf allen Ebenen und dies mit Begeisterung.
Da wir uns in einem Wachstumsprozess befinden, können wir noch gar nicht alles umsetzen, was wir gerne wollten.
NIMM UND LIES: Das Buch Die Akte Exodus und auch die Studienfaltkarten sind inhaltlich vollständig aus Amerika importiert. Warum ist in Deutschland der Anteil deutscher Autoren in christlichen Verlagen prozentual gesehen doch recht gering? Liegt es daran, dass Amerikaner und Engländer einfach besser schreiben?
Martin Severin: Ganz bestimmt nicht. Der englischsprachige Markt ist weltweit gesehen einfach viel größer als der Deutsche.
NIMM UND LIES: Welche Herausforderungen beschäftigen Sie als Verlag zurzeit besonders stark?
Martin Severin: Wann bringen wir welche Titel heraus, in welcher Form, und wie wollen wir das kommunizieren.
NIMM UND LIES: Was meinen Sie, wie wird es auf dem christlichen Buchmarkt in zehn Jahren aussehen?
Martin Severin: Zehn Jahre — das ist schwer vorauszusagen. Die „Tablett-PC“ werden sicherlich deutlich die Lesegewohnheiten bestimmen und noch viel mehr verändern.
NIMM UND LIES: Wie wird Ihrer Meinung nach die Zukunft der stationären Buchhandlungen und der Onlineshops aussehen?
Martin Severin: Der erfolgreiche stationäre Buchhandel der Zukunft wird wahrscheinlich ein Erlebnisbuchhandel sein, der alle Sinne stimuliert, aber auch Ruhe-Oasen zum Auftanken anbietet.
Ansonsten werden die Onlineshops klar den Markt bestimmen.
NIMM UND LIES: Welches Projekt steht bei Ihnen als nächstes an?
Martin Severin: Wir arbeiten an einer ganz neuen Form einer Online-Version der Chronologie zum Alten Testament nach Dr. Roger Liebi. Diese wird sicher ganz schön Staub aufzuwirbeln, da Liebi den Exodus viel früher als herkömmlich ansetzt. Außerdem steht ein wunderbares Tempelbuch an, das anschaulich in Text und Graphik alle Tempel in der Geschichte Jerusalems behandelt. Weiter in Planung sind u.a. Studienfaltkarten zu den Themen Himmel und Hölle, ein Bibelatlas, APPs fürs IPads und mehr.
NIMM UND LIES: Vielen Dank für das Gespräch!
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