Der Evangelist Wilhelm Pahls gab in einem Interview einen Einblick in seine Gedanken über wiederholte Bekehrungen von Teens, radikale Nachfolge und das enorme Potential der jungen Generation. Ein persönliches Gespräch in drei Teilen.
Nach dem ersten Teil folgt nun Teil zwei…
Wie gelingt es uns trotz des materiellen Wohlstandes intensiver in der Abhängigkeit von Gott zu leben?
Also ich denke, in unseren Gemeinden wird viel zu wenig über den Himmel gepredigt und nachgedacht. Viele haben auch ein ganz falsches Verständnis: „Wenn ich hier sterbe, dann holt Jesus mich Heim und dann bin ich bei ihm im Himmel. Und dort wird es mir unglaublich gut gehen.“
Aber was das eigentlich bedeutet, gerettet zu sein, bei Jesus zu sein, das haben die allermeisten gar nicht richtig verstanden! Mein ganzes Erdenleben ist ja nur eine Vorbereitung auf das ewige Leben. Und das ewige Leben wird ja so unglaublich vielfältig und interessant sein. Unser Zustand dort hat sehr viel mit dem zu tun, was wir als Bekehrte hier unten gemacht haben. Manche Leute werden so mit Ach und Krach gerettet. Wie ein Brandscheit aus dem Feuer. Sie sind soeben gerettet und stehen dann mit leeren Händen vor Jesus. Und die anderen werden mit Triumph empfangen. Ein Mütterchen, eine treue Beterin, wird geehrt vor allen anderen, weil sie treu gewesen ist.
Wir können uns darunter ja nicht viel vorstellen, aber ich denke, es wird unheimlich interessant sein. Wenn dann die Einzelnen kommen und ihre Anerkennung, ihren Lohn und ihre zukünftigen Aufgaben zugeteilt bekommen.
Unser Dienst dort hat auch etwas mit unserem Leben hier zu tun. Paulus sagt im 2. Korintherbrief: „Was sucht man bei einem Mitarbeiter? Nicht mehr, als dass er als treu erfunden wird!“ Mein Leben hier hat einen entscheidenden Einfluss auf meine Stellung und Mitarbeit und auf mein Erbe im Himmel. Und das wissen die meisten Gemeindeglieder nicht! Sie wollen nur in den Himmel kommen. Aber dass alles in meinen Glaubensleben einen Niederschlag im Himmel hat, das wissen nur die Wenigsten.
Pastor Kemner hat einmal gesagt: „Beneide nie einen Reichen!“ Es gibt Menschen, die verdienen dreimal so viel wie sie brauchen. Und die haben Häuser von denen die Hälfte genügen würde. Manch haben richtige Paläste. Und sie haben fünf Kinder und jedes Kind hat ein Einzelzimmer und bald hat auch jedes Kind einen eigenen Computer. Also was wir alles an Gütern haben. Manchmal denke ich: „Ich möchte gar nicht in seiner Haut stecken!“ Der kommt – wenn er bekehrt ist – natürlich in den Himmel. Er besucht auch die Gemeinde und arbeitet hier oder da etwas mit. Aber irgendwie hat er seine irdischen Güter doch nicht richtig verwaltet. Wenn Gott einem mehr gibt als dem anderen, dann hat er doch auch mehr Verantwortung! Und Jesus wird einmal fragen, was wir mit all dem Anvertrauten gemacht haben. John Wesley hat mal in London vor Studenten eine gewaltige Predigt gehalten. Seine Predigt hatte drei Punkte:
- Lerne so viel du kannst! – Alle waren einverstanden.
- Verdiene so viel du kannst! Mach was aus deinem Leben! Hol alles raus! – Alle waren begeistert.
- Gib so viel du kannst! – Darauf gingen einige Köpfe runter.
Wenn einer lernt, so viel er kann und dann verdient, so viel er kann, nur um es für sich selbst zu verpulvern, dann ist er ein ganz bedauernswerter Mensch. Er hat sein Leben vergeudet. Und ich denke, das ist das Problem vieler junger Leute. Sobald einer mehr verdient, muss das Haus größer werden und das Auto muss größer werden, ebenso auch die Ferien. Man kann mit der Familie so günstig Ferien auf dem Bauernhof machen. Und das wäre für die Kinder das Schönste. Aber man muss nach Indonesien fliegen oder an einen anderen weit entfernten Ort.
Wenn ich dann an unsere Missionare denke, wie sparsam sie leben und wie sorgfältig sie haushalten müssen. Während einige Gleichaltrige inzwischen schon ein eigenes Haus gebaut haben und ein großes Auto besitzen, leben manche Missionare in einfachsten Verhältnissen freiwillig im Kosovo oder in Albanien oder in einem anderen armen Land. Wir werden einmal staunen, wenn der Herr im Himmel die Treue belohnt. Doch dafür haben die meisten Christen, und besonders viele junge Christen, überhaupt keinen Blick. Martin Luther hat einmal gesagt – den Satz sollte man sich merken: „Nichts ist gefährlicher für einen Christen als eine Reihe guter Tage!“ Warum? Weil die meisten nicht damit umgehen können.
Ein Christ sollte wenigstens den Zehnten von allem geben. Wer macht das von den jungen Leuten? Und wer von den Kindern? Als ich das begriffen hatte, hatten wir noch keine Kinder. Damals habe ich es mit meiner Frau abgemacht: Auch von jedem Geschenk wollten wir immer den Zehnten dem Herrn geben. Und dann kamen die Kinder. Unsere Kinder haben sobald sie mit Geld ein bisschen umgehen konnten, Taschengeld bekommen. Das Geld war nach Alter abgestuft. Und jedes Jahr gab es eine Taschengelderhöhung. Alle hatten eine Spardose und alle hatten ein Sparbuch und ein Portmonee.
Und dann haben wir ihnen ans Herz gelegt: „Gebt dem Heiland den Zehnten, dann wird er immer für euch sorgen!“ In jeder Kinderstunde wurde für ein Waisenkind gesammelt. Und sie waren treu und haben den Zehnten gegeben, besonders dann, wenn wieder einmal ein Missionar im Heimatdienst war und seine Dias zeigte und dann für seine Arbeit gesammelt wurde.
Über Geld muss gelehrt werden. Wir haben tagtäglich damit zu tun. Und über den richtigen Umgang muss auch in der Jugendsunde und in der Gemeinde gelehrt werden. Aber weithin tut man das nicht und darum wissen die Leute vieles nicht. Ihr könnt das mal in der Bibel nachprüfen und dann könnt ihr sehen, dass Jesus mehr über Geld gesprochen hat als zum Beispiel über Gebet. Das war ihm ein wichtiges Thema. Jesus möchte dass wir ihm mit unseren Gaben dienen.
Schwarzarbeit ist auch ein trauriges Thema. Wie viele Gläubige machen Schwarzarbeit, die sie sich z.T. auch bezahlen lassen. Am Staat vorbei. Und das ist einfach falsch. Wir können das als Christen nicht tun, ob uns das gefällt oder nicht, weil wir sonst an dieser Stelle betrügen. Oder wie viele ältere Leute beziehen eine Rente, die sie in dieser Höhe eigentlich nicht bekommen dürfte. Weil sie Angaben gemacht haben, die nicht stimmen. Das kann ja keiner genau nachprüfen, wo sie wie lange gearbeitet haben. Diese Leute kommen auch in den Himmel, aber statt Lohn für treue Haushalterschaft wird es Beschämung geben.
Ich kann mir auch vorstellen, dass manche, die immer hier im Rampenlicht gestanden haben, dann ganz dumm dastehen werden. Jesus wird sagen: „Dafür bist du doch schon belohnt! Aber sieh das Mütterchen da an. Es war so treu im Verborgenen, z.B. im Gebet, doch es wurde kaum von jemandem bemerkt. Jetzt wird es von meinem Vater geehrt.
Zu uns kommen immer öfters Jugendliche in die Jugendstunden, bei denen wir merken, dass sie schon mit Drogen, Alkohol und Zigaretten Erfahrung haben. Wie können wir ihnen zeigen, dass sie keine Zigaretten, Drogen und gottlose Musik brauchen, sondern dass sie aus Freude Jesus dienen können? Wie können wir sie in die Mitarbeit in der Jugend einbeziehen?
Ich habe bei einer Studienreise durch Amerika eine Menge Gemeinden besucht. Auch da konnte ich mir einen guten Überblick verschaffen. Wir kamen an einem Abend in eine Gemeinde. Wir wollten auch die Jugendarbeit kennenlernen. Vor der Jugendstunde gab es in einer großen Halle allerlei Ballspiele. Da wurde hart gekämpft. Zuerst fragten wir und, was denn hier los wäre. Wir hatten und doch auf eine Jugendstunde eingestellt. Ich war richtig erschrocken. Wie die sich da ausgetobt haben!
Doch dann ging es in die Jugendstunde. Sie sangen viele Lieder zu einer passenden Musik, doch dann kam eine Botschaft über Hingabe, eine Botschaft, die wirklich jeden erreichte. Das war so eine gute Botschaft über das Leben mit Jesus. Dann wurde gebetet und danach konnte man sehen, wie zwei Gläubige mit einem Ungläubigen, den sie mitgebracht hatten, zusammen standen, ihm den Heilsweg erklärten und dann mit mit beteten.
Aber die haben den jungen Leuten etwas geboten, das ihnen Spaß machte. Die haben sich ausgetobt und hinterher kam dann diese Andacht. Die Jugendgruppe ist gewachsen. Jeder hatte den Wunsch, Freunde zu Jesus zu bringen.
Bei unsren jungen Leuten haben wir oft das Problem, dass sie vor Langeweile nicht wissen, was sie tun sollen. Sie haben nichts, was sie wirklich begeistert. Sie haben keine Aufgaben. In der Schule lernen sie und haben etwas zu tun. In der Gemeinde lernen sie, aber haben nichts zu tun. Und das ist das Problem. Es gibt überschüssige Kräfte und Langeweile – und dann kommt einer an und bietet eine Zigarette an, ja und dann kommt die verkehrte Weichenstellung.
Die Programme müssen so sein, dass die jungen Leute gefordert sind. Die müssen merken, dass sich ihr Tun lohnt. Und dass das, was sie tun, anerkannt wird. Wenn junge Leute bei einem Straßeneinsatz einladen und 5 Leute kommen dann mit und einer davon kommt vielleicht zum Glauben, dann kann man das messen. Man sieht: Das hat sich gelohnt! Aber wenn man nichts macht, was sich nicht messen lässt – was bringt das?
Also wenn ich hier etwas Kritisches sage, dann einfach, weil mich vieles, was ich beobachte, wirklich traurig macht. Und wenn ich an die hiesigen Gemeinden denke – was da manchmal alles schief läuft. Man kann aber auch so viel und so verkehrte Programme machen, dass das Geistliche gar nicht mehr vorkommt.
Wenn man nach Kanada kommt, dann stellt man fest dass fast, dass fast jede Mennonitengemeinde hinter der Kirche eine Sporthalle hat. Und da toben die jungen Leute sich aus. Da spielt eine Gemeinde gegen die andere. Und was machen unsere Jugendlichen? Unsere Jugendliche hängen irgendwo herum und kommen oft gar nicht oder zu spät und nach der Jugendstunde gehen sie zu McDonalds. Aber sie sind zum großen Teil nicht wirklich ergriffen von einem Leben mit Jesus.
Hier in Düren gibt es inzwischen vier ähnliche Gemeinden. das ist eigentlich gut so. Die Gemeinden sollten so vorgehen. Man sollte ruhig sagen: Unsere Gemeinde hat jetzt eine Größe, dass wir uns fast nicht mehr alle kennen, wir sollten eine neue Station bauen. Diese Stadt muss durchdrungen werden. Inzwischen gibt es hier schon einige Moscheen. Warum denn? Die wollen am liebsten in jeder Straße eine haben. Und so ähnlich sollten auch wir viele Gemeinden gründen.