Ich muss gestehen, ich war noch nie in Amerika. Ich habe also auch noch nie eine amerikanische Gemeinde besucht. Ich war auch noch nie in einem amerikanischen Buchladen. Aber manchmal habe ich den Eindruck, wir wissen alles über amerikanische Gemeinden kennen viele ihrer Bücher. Wir kennen deren wichtigste Pastoren. Wir wissen, wie das Gemeindeleben bei diesen Pastoren funktioniert. Wir wissen das alles, weil wir über das Internet zu tausenden Predigten amerikanischer Prediger Zugang haben. Weil wir hunderte gute amerikanische Blogs lesen können. Weil wir über das Internet englische Bücher fast über Nacht nach Hause zugeschickt bekommen können. Und weil mittlerweile hunderte Bücher aus dem Amerikanischen ins Deutsche übersetzt wurden. Und wenn etwas aus Amerika kommt, vielleicht von einem dieser sehr bekannten Pastoren, dann wollen wir es sofort haben. Das, was aus Amerika kommt, das ist gut. Amerika, das gelobte Land. Deutschland braucht Amerika! Wirklich?
Ich gebe es ehrlich zu, dass ich viele amerikanische/englische Blogs und Bücher lese und unzählige Predigten gehört habe. Ich habe davon profitiert. Es war für mich eine enorme Bereicherung. Es war ein Segen. Und wenn ich ehrlich bin, würde auch mal gerne über das große Wasser fliegen und das “gelobte Land” besuchen.
Aber, und dass möchte ich betonen: Wir sind nicht Amerika! In vielerlei Hinsicht können wir uns nicht mit Amerika vergleichen. Kürzlich las ich in einem Artikel bei unwisesheep, in dem der Betreiber einige Anmerkungen zu den vom ihm übersetzen Predigten von Paul Washer weitergibt:
Und eben weil diese Unterschiede vorhanden sind, kann ich nicht jede Aussage, die Paul Washer in einer Predigt macht, 1:1 auf unsere eigene Situation übertragen. Ja, die europäische Kultur wird von der amerikanischen Kultur deutlich beeinflusst, aber dennoch unterscheiden sich die Kulturen in mancher Hinsicht deutlich. Ich will nicht die teilweise berechtigte Schärfe aus den Predigten herausnehmen, aber eine Predigt wie die “Shocking Message” ist eben nicht zu 100prozent einfach auf die deutsche Situation zu übertragen.
Wir können von Paul Washer profitieren und ich hoffe, dass viele Christen in Deutschland und Europa von ihm wachgerüttelt wurden und werden. Aber wir sind nicht Amerika!
Im August besuchte ich die Konferenz von Evangelium21. Es waren gesegnete drei Tage. Und ich denke noch oft an die Botschaften, die mich bewegt haben und an die Begegnungen mit freundlichen Menschen, die mir gut taten. Matt Schmucker aus Washington hat sehr gute Workshops gegeben. Die sind absolut hörenswert. Besonders seine Erzählung über die Entwicklung seiner Gemeinde in den letzten 20 Jahren hat mich gerührt. Andere Referenten hatten exzellente Vorträge gehalten. Ich bin ihnen sehr dankbar. Aber ich hatte oft den Eindruck, dass ich vieles von dem Gesagten in amerikanischen Büchern bereits gelesen habe. Es war gut und richtig. Aber nicht originell. Aber dann kam Ron Kubsch an die Kanzel und begann seinen Vortrag mit einem Zitat von Spener, einem deutschen Theologen des 17. Jahrhunderts. Deutsche Theologen kann man also auch zitieren. Aber wer war eigentlich Spener? Ich kenne Jonathan Edwards und John Wesley. Bei Spener musste ich erst lange nachdenken, bis ich es auf die Reihe bekam, wie er einzuordnen ist. Und von seinen Schriften habe ich bisher auch noch nichts gelesen.
Nächstes Jahr im Mai kommen John Piper und D.A. Carson nach Hamburg. Ich werde versuchen dabei zu sein. Für 2013 versprach Matthias Lohmann wieder weniger bekannte Referenten einzuladen. Das finde ich gut. Ladet deutsche Referenten ein. Sie haben in der Regel keine weiten Anreisewege und müssen nicht übersetzt werden. Und sie sind zugänglich.
Und damit komme zu meinem letzten Punkt. In einem Blogartikel von distomos las ich John MacArthurs Aussage über „Leinwand-Gemeinden“ und „Leinwand-Prediger“:
Gehen Sie nicht zu einer „Leinwand-Gemeinde“. Punkt. Tun Sie das nicht. Verhelfen sie solchen Gemeinden nicht zum Erfolg. Unterstützen sie so etwas nicht. Nun, wenn Sie vor Ort in die Gemeinde eines solchen Predigers gehen, wo immer der Prediger auch ist, das ist eine Option. So können sie sein Leben sehen, seine Familie, seine Kinder und die Art und Weise, wie er seine Herde führt und betreut, ob er sich regelmäßig mit Gottes Wort befasst und sich dem Gebet hingibt, ob er sich aufopfert für die geistliche Richtung und die Versorgung der Herde Gottes. Das ist eine Möglichkeit für Sie. Werden Sie aber kein Mitglied einer “Leinwand-Gemeinde” unterstützen Sie solche Plätze nicht.
Ok, John MacArthur ist ein Amerikaner. Aber lassen wir uns das mal sagen. Ich befürchte, dass wir im übertragenen Sinn in vielerlei Hinsicht in Deutschland viele Leinwand-Gemeinden haben. Predigten, Bücher und Blog aus Amerika scheinen bei uns den Ton anzugeben. Bei all den positiven Auswirkungen sollte man die Schattenseiten nicht übersehen. Denn wenn ich ein Buch eines deutschen Autors lese, ist er für mich zugänglich. Ich kann ihn zu einem Kaffee einladen, ihm eine Email schreiben oder ihn in seiner Gemeinde besuchen. Ich kann ihm Fragen stellen, ihm zuhören, seinen Lebensstil sehen, von ihm lernen und ihn korrigieren. All das kann man mit den Brüdern und Schwestern aus Übersee nicht, oder nur mit großen Hürden. Die Amerikaner sind für uns nicht zugänglich. Auch Email, Facebook und co. können die Distanz nicht überwinden. „Bildschirm-Prediger“ sind auf Dauer keine Ideallösung. Umso dankbarer war ich für die kleine Betanien-Konferenz letztes Wochenende. Es waren deutschsprachige Referenten eingeladen. Es war keine Übersetzung nötig. Man konnte sie auf Deutsch ansprechen. Ich wenn es nötig sein wird, kann man sie besuchen, anrufen oder ganz unkompliziert einladen. Sie sind da. Ja fast „um die Ecke“. Und sie kennen die deutschen Gemeinden, ihre Probleme und Sorgen. Das sind „unsere“ Brüder.
Was ich sagen möchte: Wir sind nicht Amerika! Die Deutschen sind anders. Die deutsche Kultur und Mentalität ist anders. Wir brauchen keine Amerikanisierung. Ich wünschte mir, dass der konservative deutsche Büchermarkt von deutschen Autoren dominiert wird. Ich möchte Theologen, Pastoren, Gemeindeleiter und reife Gläubige zum Bücherschreiben ermutigen. Vielleicht ist aber auch hilfreich mit einem Blog zu beginnen. Die Postmoderne braucht wieder Speners, Modersohns und Buschs. Es gibt heute gute deutsche christliche Autoren. Nur leider sehr wenige. Wir brauchen mehr! Viel mehr!!
Daumen hoch! (Geht auch ohne Facebook-Account! 🙂 ).
Ziemlich harte Speise, die du da bringst, Eddi. Wird sicherlich Einiges an Diskussionen geben.
Ich stimme dir aber voll und ganz zu! Vor 3-4 Jahren hörte ich diesen Gedanken zum ersten mal von meinem Bibelschullehrer, mit einer ähnlichen Frage: Wer kennt schon Spener und seine Theologie!?
Danke für diesen guten Artikel. Bitte mehr davon! Ich muss zugeben dass auch ich mich zu sehr von amerikanischen Theologen vereinnahmen hab lassen … nicht dass es in irgendeiner Form schlecht wäre, aber es gibt sehr, sehr viele gute deutsche Theologen und treue Verkündiger die kein Mensch kennt aber nicht minder hörens- bzw. lesenswert sind. Auch beim Timotheus Magazin möchten wir vermehrt deutsche Autoren zu Wort kommen lassen … die breite Leserschaft wünscht sich aber nach wie vor Chan, Washer, Piper, MacArthur etc. … das liegt wohl auch daran dass diese Männer ihr Botschaften viel besser kommunizieren (auch über die neuen Medien) … hier sehe ich Nachholbedarf. Gute deutsche Ressourcen werden schlecht kommuniziert und sind nur schwer zugänglich.
Kann dir nur zustimmen, gerade, weil ich in meinem Blog extrem viel Import zugänglich mache /gemacht habe. Das Ganze aus Amerika ist für mich sehr interessant, ebenso wie Theologen aus der nahen und fernen Vergangenheit zu lesen. Und in mancher Hinsicht, gibt es von der Seite einfach Material, was es bei uns in der Weise nicht gibt. Und davon habe ich profitiert.
Andererseits ist es – wie ich auch in meinem Blog schrieb – eben so, dass wir den amerikanischen Kontext hier so nicht haben. Deutschland ist anders als Amerika und dieser kulturelle Unterschied macht durchaus etwas aus.
Und nun, all das beschäftigt mich schon eine Weile und ich würde es auch begrüßen, wenn mehr sorgfältig und gut herausgearbeitetes Material aus Deutschland käme. Wenn ich so meine Bücher durchsehe, ist sehr wenig mit deutschem Ursprung dabei. Der Deutsch-Anteil liegt – geschätzt – bei unter 10 Prozent. Das meiste ist von englischen Autoren, ein wenig von französischen, holländischen Autoren. Das liegt zum Teil sicherlich an mir, zum Teil aber auch daran, dass von deutscher Seite auch nicht so viel wertvolles kommt – wie ich fürchte.
Liebe Grüße und einen Dank für diesen Beitrag.
Simon
Pingback: Wir sind nicht Amerika! |
Ein guter Artikel!
Er bezieht sich selbstverständlich mehr auf “Sach”-Literatur” als auf Romane – aber ich schreibe nun mal (christliche) Romane. (Wobei sich in diesen “durch die Blume” viele christliche Themen aufgreifen lassen) Dennoch wage ich hier einen Kommentar:
Das Problem ist vielleicht, dass wir zwar vermutlich potentiellen Schreiber haben – die durchaus etwas zu sagen hätten, der Prozess des Schreibens aber ZEIT kostet. Und wer hat die? – denn leben lässt es sich in Deutschland vom Bücher schreiben nicht. Dafür ist der Markt zu klein. (In den USA werden christliche Bücher in jedem Supermarkt verkauft – hier finden sie sich “nur” in christlichen Buchhandlungen, und Glaubensthemen sind in Deutschland inzwischen fast schon tabuisiert, während die Staaten ja eine Art Abo auf den Glauben haben. ;o) ) Wer also (außer ein paar Verrückte wie ich), tut sich diese brotlose Arbeit an? Und die Verlage (über)leben nun mal von den Verkaufszahlen. (Und bereits “fertige” Bücher aus den Staaten, die nur übersetzt und schnell nachlektoriert werden müssen, sind vermutlich günstiger, als selbst produzierte?) Was also läuft schief?
Ein zu kleines Land? Ein stark abnehmendes Interesse an christlichen Themen? Die Angst vor Verlustgeschäften? Menschen, die Schreiben würden, wenn sie dafür nicht ihre einträgliche Arbeit aufgeben/einschränken müssten, bzw. bei der Familie, Hobbys usw. abstriche machen müssten? Ich bin gespannt auf weitere Kommentare zu diesem Thema, da es mich irgendwie ja auch betrifft!
Vielen Dank für eure Kommentare! Es ist sicher richtig, dass sich einerseits amerikanische Bücher und Autoren besser verkaufen lassen. Und die Leser kaufen diese Bücher weil, die Autoren bekannt sind und man bereits Gutes von ihnen gelesen hat. Andererseits stimmt es auch, dass man als Autor im deutschsprachigen Raum nicht seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Der deutsche Markt ist im Vergleich zum englischsprachigen dafür viel zu klein. Aber – und hier sehe ich das Potenzial: Es gibt bei uns zahlreiche Bibelschulen und theologische Hochschulen. Diese haben viele Dozenten, die sich beruflich mit vielen Themen intensiv auseinander setzen müssen. Andererseits gibt es noch mehr Studenten und Bibelschüler, die zum Schreiben motiviert werden könnten. Und wenn auch nur die besten Schüler/Studenten anfangen würden zu schreiben, wäre schon viel gewonnen. Dann gibt es in vielen Gemeinden interne Gemeindebibelschulen. Für diese gilt das gleiche. Und es gibt passionierte und begabte Gemeindeleiter und Pastoren. Diese sollten von den Gemeinden zum Schreiben motiviert werden. Gemeinden könnten dafür die nötigen Freiräume schaffen. Sicher ist bei allen diesen Personenkreisen Zeit eine Mangelware. Aber wenn diese Institutionen und Gemeinden weitsichtig handeln würden, könnten Bücher entstehen die nicht nur unserer Generation zum Segen sind, sondern auch den kommenden.
Obwohl ich deinem Anliegen voll und ganz folgen kann (!), sehe ich die Möglichkeiten nicht, es konsequent umzusetzen. Allein schon die Tatsache, dass Du in demselben Artikel John MacArthur zitierst, spricht Bände. Warum kein Deutscher? Auch betonst Du, wie sehr Du durch amerikanische Beiträge gesegnet wurdest genauso wie wir alle…
Ich will es ganz einfach formulieren, auch um niemandem zu nahe zu treten: Ich sehe in Deutschland keinen John MacArthur, D.A. Carson oder Paul Washer. Keinen, der mit solcher Einsicht und Autorität mir so viel zu sagen hat. Auch nicht viele Bibelschulen auf hohem Niveau. Leider.
In deinem letzten Kommentar schreibst Du, es sollten mehr Christen dazu ermutigt werden, zu schreiben. Aus meiner Sicht fehlt es nicht an Quantität (die SCM fördert das Schreiben). Es fehlt an Qualität, da stimme ich Simon zu.
In den nächsten Wochen werden wir einfach mal Werbung für Spener machen. Mal sehen, ob es einer kauft… 🙂
Eddi in meiner Bibliothek stehen keine englisch sprachigen Bücher, der Grund dafür ist ganz banal ich beherrsche die englische Sprache nicht.Ich habe eine ganze Reihe von Büchern, die aus dem englischen übersetzt wurden, die meisten davon kommen aus den Puritanischen Umfeld.In der Geschichte gab es öfter einen Austausch zwischen England und Deutschland.John Wesley wurde maßgebend von dem hallischen Pietismus (Speyer,Franke) und den Herrnhuter Brüder (Zinzendorf) beeinflusst.Die Heiligungsbewegung verlief gerade andersrum von England nach Deutschland und was kaum bekannt ist das die Deutschen Baptisten(Onken) maßgeblich von dem Puritaner beeinflusst wurden. Es gibt sehr gute deutschsprachige Literatur, die aber leider kaum noch Beachtung findet wie Philipp Jakob Spener “Pia desideria”Umkehr in die Zukunft,D. Philipp Jacob Spener “Speners Katechismus-Erklärung” Hermann Cremer”Die christliche Lehre von den Eigenschaften Gottes” Franz Delitzsch “Die Psalmen” und C.O.Rosenius”Geheimnisse im Gesetz und Evangelium”(dieses ist bei ein Lutherischen Missionsverein zu erwerben) von den Büchern von Adolf Schlatter,Theodor Zahn, Adolf Zahn,Eduard Böhl ,C.H.Kohlbrüggenur um einige zu nennen.Für viele ältere Bücher gibt es keine Rechtsanspruch mehr so das sie jeder herrausbingen kan.Dies Bücher sind noch sehr oft noch in der Frakturschrift erschienen.Für viele ältere Bücher gibt es keinen Rechtsanspruch mehr so das sie jeder herausbringen kan.Dies Bücher sind noch sehr oft noch in der Frakturschrift erschienen.Dieses ist aber heute kein Hindernis mehr da es Dienstleister gibt die im Angebot haben diese Bücher in der heutigen Schrift zu digitalisieren und es gibt keine Verlage, die diese Bücher herausbringen würden.Ich werde versuchen auf diesen Weg mitzuarbeiten dieses ist mir sinnvoller als zu warten, bis die großen Verlage solche Bücher herausbringen.Es gibt gute und schlechte Bücher in englisch und in deutsch, darum ist das Prüfen des Buches auf jeden Fall angesagt.Es gibt gute und schlechte Bücher in Englisch und in Deutsch, darum ist das Prüfen des Buches auf jeden Fall angesagt.Wir sollten auch nicht aus jeder amerikanischen Mücke einen deutschen Elefanten mache.Vielleicht werde ich ja im nächsten Jahr an der Betanienkonferenz teilnehmen?
@ Samir ich schätze die Bücher von John MacArthur, D.A. Carson ich kann aber beim lesen keine besondere Einsicht und Autorität feststellen.Gott gebraucht sie auf seine weise, sie sind aber genau so fehlbare Brüder wie alle anderen Brüder.
http://licht-und-recht.de/ – ein wahrer Schatz.
@Markus von diesen Schriften werden einige als Buch in der nächsten Zeit erscheinen.Sollte jemand Interesse haben an diesen Projekten mitzuarbeiten meldet euch bei http://www.Bifo.de oder bei Eddi oder Alex sie werden die Infos bestimmt weiterleiten.
Ich vermute dass die wichtigsten Gründe schon genannt wurden, warum wenige “deutschesprachige” Autoren bei den Verlagen vertreten sind. Vom Schreiben kann man in Deutschland, Schweiz und Österreich (DACH) kaum leben. Der “christliche Markt” gibt es aufgrund seiner geringen Größe nicht her. Und neben Beruf und Familie bleibt nicht viel Zeit um Bücher zu schreiben. So wie Peter aber auch bemerkte, kommunizieren die deutschsprachigen Prediger und Autoren ihre Botschaft bei weitem nicht so gut wie die Amerikaner. Wieviele Älteste, Gemeindeleiter, Prediger und Autoren in DACH haben eine Homepage die regelmäßig aktualisiert wird? Von welchen Rednern gibt es regelmäßig Video- und Tonaufnahmen bei Youtube und Co.? Wieviele nutzen aktiv Social Media um präsent und erreichbar zu sein? Und hier muss man noch mehr einschränken. Wieviele theologisch konservative Autoren tuen dies?
Ich fänd es interessant zu wissen, welche Konfessionen als Autoren die Produktivsten sind. Hier bestehen auch große Unterschiede.
Und bei all dem muss zwischen Belletristik und Sachbuch unterschieden werden. Die Tendenz sieht bei Romanen und Erzählungen aus christlichen Verlagen so aus, dass der christlich-biblische Gehalt abnimmt. Das hat wohl schon vor Jahrzehnten begonnen. Viele Verlage und Autoren geben sich Mühe, nicht zu offensichtlich christlich zu erscheinen um auch den säkularen Markt zu erreichen. Das ist aber, im Gegensatz zum amerikanischen Markt, praktisch fast unmöglich. Bis jetzt haben es nur sehr wenige Bücher aus christlichen Verlagen in den säkularen Buchhandel geschafft. Das liegt nun mal vor allem am christlichen Inhalt. Ein Nichtchrist hat in der Regel kein Bedürfniss, einen Roman mit ausdrücklich christlichem Inhalt zu lesen.
Hier versuchen die Verlage nun, meiner Ansicht nach, den Grundwasserspiegel des christlich-biblischen Inhalts in den Büchern so weit wie möglich abzusenken (oder zu verstecken), um vom säkularen Markt angenommen zu werden.
Und das ist ein Punkt, der sich im Grunde kontraproduktiv auswirkt. Wenn sich Romane und Erzählungen aus christlichen und säkularen Verlagen immer weniger unterscheiden, warum sollte ein Christ ein Buch aus einem christlichen Verlag kaufen? Die Bücher bei Heyne, Weltbild oder Ullstein sind doch oft billiger und überall ohne Extra-Bestellung erhältlich. Und oft sind christliche Romane auch qualitativ schlechter als andere. Im Grunde graben sich die Verlage mit dieser Vorgehensweise das Wasser selber ab.
Der neue gegründete BOAS-Verlag z.B. (http://www.boas-verlag.de/index.html) will hier entgegenwirken und ausdrücklich unterhaltende Romane mit biblischem Inhalt herausgeben. Übrigens sucht der Verlag eifrig nach Neuatoren. Deutschsprachigen Autoren :).
Hallo Edi,
als jemand, der ja indirekt im Artikel angesprochen ist, möchte ich mich dann auch mal zu Wort melden.
Auch ich finde Deinen Artikel sehr gelungen!
Natürlich würde ich betonen, dass keine Konferenz jemals die eigene lokale Gemeinde ersetzen kann – weder E21 noch Betanien. Gerade das was Du richtig von John MacArthur zitierst trifft letztendlich ja auch auf Dt-sprachige Referenten zu. Wenn Du nicht zufällig in der gleichen stadt wohnst, kennst Du diese auch nur sehr bedingt. Sicher haben sie meist ein besseres Verständnis der Dt. Situation – deswegen bin ich ganz bei Dir, dass wir mehr Dt. Pastoren, Theologen und Autoren brauchen, die erbaulich, hilfreich und klarsichtig reden/schreiben.
Andererseits sind viele theologische Tendenzen, die hier in Dtld Gemeinden in die Irre leiten eben auch aus den USA … und wer könnte uns da besser helfen diese zu verstehen, als deren landsleute?
Wie dem auch sei – auch wir von Evangelium 21 hoffen, dass der Anteil Dt-sprachiger Referenten in zukunft größer wird. Aber wenn uns Gott schon mal beschenkt und wir Piper und Carson zu einer Konferenz bekommen können, dann greifen wir dankbar zu und werden dann eben nur wenige Dt. Redner haben. Piper und Carson kennen aber beide die Dt. Situation erstaunlich gut. Beide können Dt. lesen (auch wenn es mit dem Reden nicht so klappt) und ich bete, dass die Konferenz bereichernd wirkt … und wir dann hilfreiche Impulse in unsere Dt. Gemeinden mitnehmen und dort dann engagiert, froh und mit immer mehr Evangelium, Dinge in unserem Land voranbringen, so dass die nächste Generation evtl wieder neue Speners, etc. hervorbringt 🙂
Hat jemand von euch das letzte Jesus-House angesehen und mitverfolgt?
Was da abging kann sehr wohl von der orthodoxen US-amerikanischen sozio-kulturellen Seite aus zureichend kritisiert werden.
Ganz persönlich: So langsam wird das für mich eine geister Diskussion, besonders wen es um den deutschsprachigen Raum geht und irgendwelche amerikanischen Methoden bei diesen Dingen kan ich nur mit dem Kopf schütteln.Da sind die fünf neuen Bundesländer dieses war mal evangelisches Kernland.Die Gemeinden haben 40, Jahre DDR hinter sich und diese Zeit hat sie stärker geprägt als sie das viele in den alten Bundesländern vorstellen können.Genau durch diese Zeit wo Druck von der SED, der mal mehr oder weniger aber ständig vorhanden war, hat die Gemeinden tief geprägt.Die Verwüstungen in den Köpfen der Bevölkerung die bis heute anhält ganz zuschweigen.Nach 1989 haben Geschwister angefangen christliche Bücher anzubieten und zuverkaufen diese kleinen Anfänge wurden durch die großen Anbieter mit ihren Preisen zerstört, da ich selbst aus Brandenburg komme, habe ich all diese Dinge selbst miterlebt.Welche genauen Informationen haben wir über die Gemeinden in Österreich und der Schweiz? @Peter du schreibst “da sind die Amis auch einfach viel professioneller” wen ich über die Verflechtung von großen Amerikanischen Verlage mit R.Murdoch und sein Medienimperium lese kann ich auf diese professionelle Art sehr gerne Verzichten.Ich bin ganz persönlich der Meinung wir sollten uns mehr Gedanken darüber machen wie man die Menschen dazu motiviert wieder Bücher zu lesen.
@ alex: Danke für Deinen Hinweis darauf, dass wir ausdrücklich deutschsprachige Autoren für Romane und Erzählungen suchen. Das möchte ich nochmal bestätigen.
Obwohl es bei dem kleinen christlichen Buchmarkt in deutschsprachigen Raum schwierig ist, mit einer Übersetzung die Kosten wieder einzufahren, muss ich Elisabeth recht geben, dass das immer noch einfacher, billiger, schneller ist, als eigene deutschsprachige Autoren heranzuziehen. Und das wiederum liegt zumindest mit daran, dass in Deutschland die Meinung weit verbreitet ist, dass man um schreiben zu können, von der berühmten Muse geküsst sein muss. Leider haben viele Einsender von Manuskripten nicht verstanden, dass Schreiben ein Handwerk ist, das man (wenigstens ein Stück weit) erlernen kann. Entsprechend ist oft die Qualität der Manuskripte, die man auf den Tisch bekommt. Und wenn es dann tatsächlich gute Ansätze gibt, ist immer noch intensive Arbeit mit dem Autor / der Autorin notwendig, um etwas veröffentlichungsreifes herauszubekommen.
Ein Beispiel: Mit einem deutschsprachigen Erstautoren, der wirklich vielversprechende Ideen vorgelegt hat, arbeiten wir jetzt bereits seit rund einem 3/4 Jahr und sind heute auf dem Stand, dass wir hoffen, sein erstes Buch im Herbst 2012 herausgeben zu können. Das heißt vom Einsenden des Manuskripts bis zur Veröffentlichung stecken rund 2 Jahre intensive Arbeit darin. Wirtschaftlich ist so etwas nicht möglich, wenn man nur ein einzelnes Buch einkalkuliert. Wir machen das trotzdem, wenn wir Potenzial sehen, weil unsere Perspektive etwas langfristiger ist. Wir setzen darauf, dass die Autoren, die wir so fördern, weiter schreiben und im Laufe der Jahre besser werden (wir dann also beim 2. oder 3. Buch nicht mehr so viel Lektoratsaufwand betreiben müssen) … und dass sie uns dann auch treu bleiben. – Damit haben wir als Verlag natürlich eine lange Durststrecke vor uns, aber wir haben diesen Weg in Angriff genommen und setzen dabei auf Gottes Hilfe und Segen.
Deshalb möchten wir nochmal alle (angehenden) christlichen Romanautoren ermutigen, uns ihr Manuskript einzusenden. Und noch ein Tipp: Beschäftigt euch ein wenig mit dem Handwerk des Schreibens, denn der Lektor kann meist schon auf der ersten Seite erkennen, ob der Autor sein Handwerk beherrscht oder nicht. Ihr erhöht eure Chancen (nicht nur bei uns), wenn man auf den ersten Seiten schon merkt, dass ihr nicht nur gute Ideen habt und motiviert seid, sondern auch wisst, was ihr tut.
Wir freuen uns darauf, von euch zu hören oder besser gesagt zu lesen!
Darf ich noch ein paar Anmerkungen machen? 😉 Ok…
1.) Ich möchte auf interessante Kommentare bei Face zu meinem Artikel hinweisen. Ich weiß nicht, ob man dort unangemeldet mitlesen kann: http://www.facebook.com/groups/evangelium21/
2.) Alte Bücher wieder neu aufzulegen ist eine sehr gute Idee. Was vielleicht auch nötig wäre, dass man diese alten Bücher sprachlich überarbeitet und evtl. kürzt, um sie auch der modernen Generation zugänglicher zu machen. Denn es erfordert etwas Überwindung sich in die altdeutsche Sprache einzuarbeiten. Beispielsweise wurden viele Puritaner Bücher im Englischen sprach angepasst und gekürzt. Wohl auch erst dadurch wurden sie von der Masse und den jungen Leuten angenommen.
3.) Wenn es mir gelingt, konservative Christen im deutschsprachigen Raum wieder zum Schreiben guter Sachbücher (und von mir aus auch Romanen 😉 ) zu motivieren, dann habe ich alles erreicht, was ich mit diesem Artikel bezweckt habe. Wir brauchen nicht nur die guten alten Bücher, sondern auch neue.
Ich bin übrigens überwältigt von den Reaktionen auf diesen Artikel. Alle Beiträge waren für mich sehr hilfreich und anregend. Ich bekam einige neue Gedankenanstöße, die es zu verarbeiten gilt.
Pingback: Arcing « Soli Deo Gloria
Als einer in Deutschland wohnende und Deutschland liebende Englander bedauere ich schon, dass aus dem Englischen oder Amerikanischen übersetzten Bucher so viel gelesen werden. Natürlich ist es klasse, dass die Puritaner, Spurgeon, Carson usw hier gelesen werden, aber ich freu mich auf den Tag, wo irgendein Deutscher, (nicht nur Luther!) im Amerika oder England so geschätzt wird, wie Piper hier.
Danke für den Artikel!
Wenn ich mir so die Kommentare durchlese würde ich am liebsten meine angefangenen Romanideen umsetzen. Wenn man denn die Zeit dafür hätte ☺ Bin mal gespannt, wie die Reaktionen auf mein erstes Buch „Der wahre Gott der Bibel“ (http://www.cbuch.de/Muench-Der-wahre-Gott-der-Bibel-Vorschau-p3982/) ausfallen. Ich würde mich auch freuen, wenn wir mehr deutsche Theologen und Prediger vom Schlage MacArThurs und Pipers hätten.
Andi, auf dein erstes Buch bin ich auch schon sehr gespannt. Ich habe früher mal auf deiner Seite glaubemissionschlangen etwas reingelesen und fand es damals gut. Jetzt ist es bestimmt noch besser geworden 🙂 Romane von dir würde ich auch mal gerne lesen!
Meines Erachtens sollten wir als Christen nicht fragen, welche Nationalität ein Autor hat, sondern ihn nun anhand seiner Lehre beurteilen. Wenn die Bücher bibeltreu sind, frage ich nicht, ob Amerikaner oder Deutscher, die Frage ist nur, kann ich etwas von den dem Autor lernen, hilft er mir die Bibel besser zu verstehen, wenn das der Fall ist, dann lese ich die Bücher. Die Autoren der Bibel waren weder Amerikaner, noch Deutsche und dennoch profitieren wir noch heute von ihren Schriften. Natürlich hat Gott alle Schrift eingegeben, aber sie waren ja keine Marionetten, er hat weder ihren kulturellen Hintergrund, noch ihre Persönlichkeit ausgeblendet. Alle waren sie Diener Gottes und daher sollten wir, lernen es so zu sehen, wie Paulus, wenn er sagt:
Wer ist nun Apollos? Wer ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat…Darum rühme sich niemand eines Menschen; denn alles ist euer: Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges, alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes. (1. Kor 3, 5+21-23)
Karl-Heinz Thiel, Sie haben in Ihrem Kommentar natürlich völlig recht. Wie auch erwähnt, lese ich gerne Autoren aus anderen Ländern. Mir ist nur die Trägheit und vielleicht auch die fehlende Unterstützung deutscher potenzieller Autoren aufgefallen. Und das habe ich moniert.
Sorry, dann habe ich Sie wohl etwas missverstanden, in dieser Hinsicht haben Sie wahrscheinlich Recht; wobei nach meiner Einschätzung der Bekanntheitsgrad einer Person, vielleicht noch entscheidender ist. Wenn jemand einen bekannten Namen hat, lassen sich dessen Bücher sicher viel leichter vermarkten. Übrigens habe ich auch eine Homepage, auf der ich christliche Beträge veröffentliche. Größtenteils verfasse ich die Texte selbst, doch es gibt auch ein paar Beiträge, von anderen Autoren, sowie Buchempfehlungen und eine Linksammlung.
http://www.evangeliums-botschaft.de
Liebe Mitmenschen, ein super Kommentar.
Ja, wir haben tatsächlich unser deutsches evangelisches christliches Erbe verloren bzw. es uns rauben lassen.
Dr. Martin Luther hat auf wundervolle Art und Weise eine Theologie in der deutschen Sprache auf Grundlage der Väter und der Bibel in den Ursprachen (sprich u.a. Augustinus) hervorgebracht, die unser Land unglaublich gesegnet hat in mitten von übelsten Verfolgungen (siehe u.a. 30jähriger Krieg, aber auch der 1. und 2. Weltkrieg lassen sich hier einordnen)
Weiss jemand, dass die KJV ursprünglich, insbesondere das AT, auf der Lutherübersetzung beruht.
Was ist die Irrlehre Paul Washers und McArthurs? Wenn wir die Konkordienformel vom Jahre 1580 komplett durchlesen, d.h. Der kleine und der große Katechismus, das Augsburger Bekenntnis, usw., dann finden wir schnell Antworten, die eigentlich einzig und allein der Heiligen Schrift (u.a. in Griechisch und Hebräisch) entstammen. Wir brauchen wieder Theologen, die “Oratio, Meditatio, Tentatio” (siehe Luthers Text: “Was einen Theologen ausmacht”) leben, lernen und lehren.
Hier nun eine kleine Liste von unfasslich guten deutschen Theologen: Dr. Martin Luther, Philipp Melanchthon, Dr. Martin Chemnitz, Dr. Lucas Osiander, Philipp Nicolai, Prof. Johann Gerhard, Albrecht Bengel, EW Hengstenberg, Johannes Brenz, uvm. Wer liest ihre Schriften? Oder Paul Gerhard, Philipp Friedrich Hiller, JS Bach, Händel, Mendelsson – wer singt und hört ihre Lieder? (die in sich super Theologie sind)
Einzig Gott selber, kann uns dieses Erbe wieder lebendig machen….wir haben es so nötig.
freundliche Grüße, Heike Lenz