“Ich will lieber Asche sein, als Staub!
Ich will lieber,
dass mein Lebensfunke sich ausbrennt in einer hellen Flamme,
als dass er in Fäulnis erstickt.
Ich will lieber ein prächtiger Meteor sein
der in all seinen Atomen zugleich verglüht,
als ein langlebiger verschlafener Planet.
Der Mensch ist gemacht, damit er lebt; nicht damit er existiert.
Ich werde meine Tage nicht damit vergeuden, dass ich sie zu verlängern suche.
Ich werde meine Zeit gebrauchen.”
In den nächsten Artikeln möchte ich vermehrt Klassiker der Literatur vorstellen und mir scheint Jack London ein guter Anfang zu sein. Ich liebe das oben genannte Zitat (hier original). Aber ich glaube, dass wir London unrecht tun, wenn wir in ihm einen Autor von Jugendliteratur sehen. Das hat meist die negative Folge, dass man die Erzählungen und Romane Londons nur in stark bearbeiteten “jugendlichen” Varianten kennt. Dabei ist natürlich z.b. Alaska Kid ein gutes teenagergerechtes Einstiegswerk. Bei Ruf der Wildnis und Wolflblut mag dies durch das sehr stark positive “paradiesische” Ende ebenfalls zutreffen. Es wird aber schon deutlich düsterer, wenn man “den Seewolf” liest.
Ein Werk, das im deutschsprachigen Bereich völlig übersehen wird, ist “Martin Eden”. Dieses deutliche autobiographische Werk macht zumindest deutlich, dass London viel weniger sozialistisch dachte, als man das so üblich annimmt (Bekanntlich feierten die Sowjets Londons Werk als sozialistisch und antiamerikanisch). Dabei setzt sich der Titelheld des Buches, eben Martin Eden genannt mit den kurzgedachten Seiten des Sozialismus auseinander. Aber das Buch ist vielmehr als ein politisches Programm. Sehr geschickt verarbeitet London die Probleme, dass man in gesellschaftliche Schubladen geschoben wird. Wer nicht die finanziellen Möglichkeiten hatte, eine Eliteuni zu besuchen, kann einfach partout kein guter Dichter sein. Immer und immer wieder optimiert Eden sein Leben um noch effizienter (neben Arbeit und Versorgung) mehr Zeit für seine neu entdeckte Leidenschaft, das Schreiben zu haben. Dabei nimmt der Druck durch Verwandte und die Ablehnung durch die Eltern seiner großen Liebe unermesslich, kaum erträglich. Ein an Verlage eingesandtes Manuskript, das abgelehnt wird, reiht sich ans nächste. Ein äußerst gelungenes Werk, das Themen wie Ablehnung, Individuum und Gesellschaft, Kunst, elitäre Gleichgültigkeit aber auch Antiintellektualität auf heraufordernde und gleichzeitig berührende, sehr persönliche Weise bespricht.
Jack Londons Werk hat zahleiche Audioaufnahmen erfahren, wie eine Suche auf Audible zeigt. Wer lieber ein kurzes Werk zum Einstieg sucht, ich habe mit Freude vier kürzere Werke angehört, die als “Meistererzählungen” auf 3 CDs veröffentlicht wurden.