Wenn es nach dem Willen des Wolfes geht, so ist das Lamm im Unrecht”

“Ein Wolf und Lämmlein kamen von ungefähr beide an einen Bach zu trinken. Der Wolf trank oben am Bach, das Lämmlein aber fern unten. Da der Wolf des Lämmleins gewahr ward, rief er zu ihm und sprach: Warum trübest du mir das Wasser, dass ich nicht trinken kann?” Das Lämmlein antwortet: “Wie kann ich dir das Wasser trüben, trinkst du doch über mir und möchtest es mir wohl trüben?” Der Wolf sprach: “Wie, fluchst du mir noch dazu?” Das Lämmlein antwortet: “Ich fluche nicht.” Der Wolf sprach: “Ja, dein Vater tat mir vor sechs Monden auch ein solch’s.” Das Lämmlein antwortet: “Bin ich doch dazumal nicht geboren gewest, wie soll ich es meinem Vater entgelten?” Der Wolf sprach: “So hast du mir aber meine Wiesen und Äcker abgenaget und verderbet.” Das Lämmlein antwortet: “Wie ist das möglich, habe ich doch (noch) gar keine Zähne?” “Ei”, sprach der Wolf, “und wenn du gleich viel ausreden und schwätzen kannst, will ich dennoch heute nicht ohne Fressen bleiben.” Und würget also das unschuldige Lämmlein und fraß es


Lehre: Der Welt Lauf ist: Wer fromm sein will, der muss leiden, sollt man eine Sache vom alten Zaun brechen. Denn Gewalt geht vor Recht. Wenn man dem Hunde zu willen (ist), so hat er das Leder gefressen. Wenn es nach dem Willen des Wolfes geht, so ist das Lamm im Unrecht”

Aus Martin Luthers Fabeln.

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