In seinen “Reflections on the Psalms”, schreibt C.S ein Buch “als Amateur für andere und spricht sowohl über die Schwierigkeiten wie über die gewonnen Erkenntnisse, die er beim Lesen der Psalmen gehabt hat” (S.2, eigene Übersetzung). Dabei schreckt Lewis nicht vor den Problematischen Themen wie den Rachepsalmen zurück, ja sortiert die Kapitel seines Werks sogar nach “der Anstößigkeit” der Themen und stellt die schwierigen Kapitel an den Anfang. In Kapitel 9 über die Bedeutung der Natur/Schöpfung in den Psalmen, bin ich auf diese wichtige Beobachtung gestoßen (Eigene Übersetzung):
“Die Juden glaubten, wie wir alle wissen, an einen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat. Natur und Gott waren verschieden; der eine hatte den anderen geschaffen; der eine herrschte und der andere gehorchte. Dies, sage ich, wissen wir alle. Dennoch entgeht uns die Bedeutung dieser Aussage (…).Zunächst einmal ist es für uns eine Plattitüde. Wir nehmen sie als selbstverständlich hin. In der Tat vermute ich, dass viele Menschen davon ausgehen, dass allen Religionen eine klare Schöpfungslehre zugrunde liegt: dass im Heidentum die Götter oder einer der Götter die Welt erschaffen haben; sogar, dass die Religionen normalerweise mit der mit der Beantwortung der Frage: “Wer hat die Welt erschaffen?” beginnen. In Wirklichkeit ist die Lehre von der Schöpfung eine selten zu findende Lehre.(…) Und wenn wir im Heidentum Geschichten darüber finden, sind sie oft religiös unwichtig, nicht im Geringsten zentral für die Religionen, in denen wir sie finden. Sie befinden sich am Rande dessen, wo die Religion in das mündet, was man vielleicht sogar zu jener Zeit als eher märchenhaft empfunden hat. In einer ägyptischen Geschichte tauchte ein Gott namens Atum aus dem Wasser auf und, da Zwitter, zeugte und gebar die beiden nächsten Götter; Danach nehmen die Dinge ihren Lauf. (…) Einem babylonischen Mythos zufolge zeugte, bevor Himmel und Erde geschaffen wurden, ein Wesen namens Aspu und ein Wesen namens Tiamat gebarLahmu und Lahamur, die ihrerseits Anshar und Kishar hervorbrachten. Es wird dabei
ausdrücklich betont, dass dieses letzte Paar größer war als seine Eltern, so dass es sich eher um einen Evolutions- als um einen Schöpfungsmythos handelt. (…). Die griechische Mythologie beginnt mit Himmel und Erde, die bereits existieren.
Ich erwähne diese Mythen nicht, um einen billigen Lacher über ihre Grobheit zu erreichen. Unsere ganze Sprache über solche Dinge, die des Theologen wie die wie auch die des Kindes, ist grob. Der eigentliche Punkt ist, dass die Mythen, selbst in ihren eigenen Begriffen nicht die Idee der Schöpfung in unserem Sinne erreichen – nicht einmal im Geringsten!. Die Dinge “entstehen aus” etwas oder “werden in” etwas geformt. Selbst wenn die Geschichten für den Moment als wahr angenommen werden könnten, wären sie immer noch Geschichten über sehr frühe Ereignisse in einem Entwicklungsprozess, einer Weltgeschichte, die bereits im Gange war. (…)
Natürlich finden wir bei Plato eine klare Theologie der Schöpfung im jüdischen und christlichen Sinne; das ganze Universum – die Bedingungen von Raum und Zeit Raumes, unter denen es existiert, sind durch den Willen eines vollkommenen, zeitlosen, bedingungslosen Gottes hervorgebracht, der über und außerhalb von allem steht, was er schafft. Aber dies ist ein erstaunlicher Sprung (wenn auch nicht ohne die Hilfe dessen, der der Vater des Lichts ist) durch ein überwältigendes theologisches Genie; es ist keine gewöhnliche heidnische Religion.
Nun verstehen wir natürlich alle die Bedeutung dieser Besonderheit des jüdischen Denkens von einem streng und offensichtlich religiösen Standpunkt aus gesehen. Aber die gesamten Konsequenzen, die Art und Weise, wie sie den ganzen Geist und die Vorstellungskraft eines Menschen verändert, entgeht uns womöglich.
Zu sagen, dass Gott die Natur geschaffen hat, bringt Gott und die Natur zwar in Beziehung , trennt sie jedoch auch. Das, was macht, und das, was gemacht wird, müssen zwei sein, nicht eins. So entfernt die Schöpfungslehre von der Schöpfung jegliche Göttlichkeit…”