Ressourcen zur Bundestheologie

“As the dispensational perspective is being evaluated, it should not be forgotten that covenant theologians and dispensationalists stand side by side in affirming the essentials of the Christian faith. Very often these two groups within Christendom stand alone in opposition to the inroads of modernism, neo-evangelicalism, and emotionalism. Covenant theologians and dispensationalists should hold in highest regard the scholarly and evangelical productivity of one another. It may be hoped that continuing interchange may be based on love and respect.”

Robertson, O. P. (1980). The Christ of the Covenants (S. 201–202). 

Aktuell möchte ich vertieft in das Leben Abrahams eintauchen. Das Leben Abrahams zirkuliert um den Bundesschluss mit Gott. Im zwölften Kapitel wird Segen verheißen, im fünfzehnten Kapitel einseitig durch Gott bestätigt, im siebzehnten bekommt Abraham das Bundeszeichen und einen neuen Namen, und nachdem er seine Treue und Hingabe (“wandle vor mir und sei fromm”, 1 Mo. 17,1) beweißt, bekräftigt Gott seine Verheißungen mit einem Schwur.

“Die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder.” (Gal. 3,7) Vor einigen Jahren machte J. Ligon Duncans Buch “Covenant Theology einen mächtigen Eindruck auf mich. Für mich persönlich war es in vielen Fragen ein Durchbruch (z. B. auch in der Frage der Bedeutung der Sakramente). Somit gestehe ich, dass ich eher bundestheologisch an die Bibel heran gehe. Ich sehe aber, den Dispensationalismus nicht als 180° der Bundestheologie gegensätzlich. Vergleiche hierfür diese Übersicht im Vergleich zwischen klassischem Dispensationalismus und klassischer Bundestheologie. Ich denke einfach, dass es zu weit geht, die Bundesschlüsse (Hmm, was ist eigentlich die Mehrzahl von Bund?) als Anfänge eines völlig neuen Zeitalters zu bezeichnen. Wo würde denn das z. B. im Leben Davids stattfinden? Es ist ja eher so, dass nichts neues im Staate Kanaan stattfindet, dass aber die Verheißungen Gottes (für ein völlig neues Zeitalter), immer wieder neu bestätigt werden. Letzten Endes schließt Gott mit seinem Volk nur durch Christus oder um Christi willen einen Bund. Zudem wird eine rein irdische Lokalisierung der Bundesverheißungen einfach den Texten nicht gerecht, die immer wieder von einem “ewigen Bund” reden (vgl. z. B. 1 Mo. 9,16; 1 Mo. 17,7;  Ps. 105,10; Ps. 111,5;  Heb. 13,20). Natürlich kann die Betonung eines Kontinuums zwischen AT und NT zu weit gehen, aber generell neigen wir dazu, das AT als nicht mehr “gültig”, nicht mehr “notwendig”, als “alten Bund” abzustempeln. Die Texte des AT taugen dann höchstens dafür, moralistische Ansprüche an unseren Nächsten zu stellen. Übrigens hat Roger Liebi ebenfalls einen Beitrag über die Bedeutung des AT für Christen veröffentlicht. Wenn wir schon bei Liebi sind, seinen Beitrag über das Leben Abrahams fand ich ebenfalls hilfreich.

Was ich neben der Betonung einer ganzen großen Story des AT an der Bundestheologie großartig finde, ist seine Christuszentriertheit. Christus wird bereits Adam in 1.Mo. 3.15 als ein neuer Vertreter einer neuen siegenden Menschheit angekündigt. Immer dann, wenn Gott seinen Heilsplan weiter entwickelt, ist oft auch ein Bund in der Nähe. Die königliche Linie wird sauber in Genesis entwickelt. Die Erfüllung der Verheißungen in den Büchern Mose und Josua beschrieben. Doch schon bald sind tragische Bundesbrüche unter dem Volk Gottes zu vermelden. Das Volk treibt Götzendienst, geistliche Hurerei, ein besonderes Bild für den Bundesbruch der Ehe (Mal. 2,14). Eingewebt in diese Erzählungen des Abfalls vom Bundesgott sind gleichzeitig Gottes Heilstaten. Bei David bestätigt Gott seine Zusagen, mit Elia und Elisa greift er mächtig gegen den endgültigen Abfall ein. Schließlich bleibt die Botschaft der Propheten, die einerseits den Bundesbruch in den schärfsten Tönen beklagen, gleichzeitig aber einen neuen Bund (mit endlich verändertem Herzen) ankündigen. Vor allem Jesaja verbindet die Ankündigung eines neuen Bundes mit der Verkündigung des Messias (eine ganz heiße Stelle: Jes. 42,6). Übrigens: Haben die Reformierten die Bundestheologie nur erfunden um ihre Kindertaufe zu verteidigen? Klingt auf den ersten Blick durchaus verlockend, der Gedanke. Doch ähnlich könnte man einwenden: Lehnt der eher arminianisch gesinnte Evangelikalismus die Bundestheologie nur deswegen ab, weil er die dahinterliegende Souveränität Gottes und den Erwählungsgedanken nicht ertragen kann? Doch Genug der Vorüberlegungen, hinein in den Input:

Ich durfte durch eine total primitive Wortstudie bereits intensiv profitieren. Dafür habe ich mir die meisten der Stellen die von einem Bund mit Gott sprechen auch im Kontext angeschaut (Hier zur Logos-Versliste für “berith”). Ich meine wie krass ist das: Jesus versammelt zum letzten Mal die Jünger um sich und ruft: Dies ist das Blut des Bundes, das vergossen wird für viele (Matth. 26,28 und Mark. 14,24) und wiederholt damit eigentlich nur etwas, was bereits Mose gesprochen hat (2. Mo. 24,8). Dies dürfte ein Generalbeispiel dafür sein, wie der Gedanke des Bundes sowohl die beiden Testamente zusammenhält, die Christozentrik wunderbar ausdrückt und die Erfüllung des Heilsplanes Gottes wie eine Perlenkette der Verheißungen abbildet.

Ich denke alle unsere Überlegungen sollten zuallererst in der Schrift anfangen und zur Schrift führen. Ich liebe Bücher die mich wieder zur Schrift führen, Zusammenhänge aufdecken und bisher unklares besser oder von einer anderen Seite beleuchten.

Über Abraham

Furcht und Zittern von Sören Kierkegaard dürfte der Klassiker sein, wenn man sich mit Abraham beschäftigen möchte. Ich denke Kierkegaard gelingt es aufzuzeigen, wie paradox, wie lächerlich und doch gleichzeitig erhaben Abrahams Glaube war. Den durchschnittlichen Westler auch des 21. Jahrhunderts konfrontiert er knallhart mit diesem Glaubensvater: “Kann man denn unvorbehalten von Abraham sprechen, ohne Gefahr zu laufen, dass ein Einzelner in Verwirrung hingehe und desgleichen (Anm.: Die Opferung Isaaks) tue?”, “Aber was tat Abraham? Er kam weder zu früh noch zu spät. Er bestieg den Esel, er ritt langsam seines Wegs. In all dieser Zeit glaubte er; er glaubte, Gott werde Isaak nicht von ihm fordern, während er doch willig war, ihn zu opfern, wenn es verlangt wurde. Er glaubte kraft des Absurden …”

Living in the Gap between Promise and Reality: Gospel According to Abraham. Dieses kleine Büchlein von Iain M. Duguid (Als Teil der Reihe: Gospel according to the Old Testament) habe ich unverhofft in meiner Logos-Bibliothek gefunden, und es hat mich gleich in den Bann genommen. Das Werk entstand übrigens aus einer Predigtreihe zum 1 Buch Mose: “But even lengthy preparation does not guarantee immediate success. Although God prepared Abram and Sarai to hear his call, and then called them to become a great nation through which blessing would come to all nations, for a long time all that distinguished them from their neighbors was the promise of God. There was no halo of glory surrounding their camels as they traveled from Haran to Canaan; nor was there a pillar of cloud and fire to lead them, as Israel had coming out of Egypt. At a time when many other people were traversing the Near East, they appeared to be just another group of travelers. Only the promise of God marked them out. It’s the same way today, isn’t it? What marks you out from your non-Christian neighbors? You’re not smarter than they are; you’re not richer; you’re not better looking or healthier. You experience many of the same kinds of problems and crises that they do. So what marks you out as different? Only the promises of God do”

Sei Gehorsam. Abrahams Geschichte nimmt im ersten Buch Mose den größten Platz ein. Warren Wiersbe hat einen ganzen Band seiner “Sei…” Reihe Abraham geweiht. Dieser Kommentar mit Andachtscharakter lässt sich sehr leicht lesen und ist aufgrund der Fragen zu jedem Kapitel für Einsteiger oder Hauskreise gut geeignet. Wiersbes Kommentar gibt es nun als zwei-bändiges Werk

Abrahams Leben entwickelt sich in der Tat zwischen den gnädigen Heilszusagen und Heilsbestätigungen Gottes: Dazwischen torkelt er vor sich hin. Kaum ist er im Land der Verheißung bricht Hunger aus, der in nach Ägypten drängt. Ein Land aus dem er auch Hagar als eine Sklavin mitbringt. Nach der starken Bundesbestätigung in 1.Mo 15 ist Abraham doch eher geneigt, zwar am eigenen Erben (und nicht mehr Lot oder Eliezer), aber ob dieser ein Sohn Sarahs sein muss (Vgl. auch Gal. 4,21ff)? Nun, wir Christen bezeichnen uns oft passend als Kinder Gottes, weil wir Kinder der Verheißung sind, wie uns der Apostel versichert (Gal.4.28,31)

Über den Pentateuch

From Paradise to the Promised Land: An Introduction to the Pentateuch (English Edition) von [Alexander, T. Desmond]Abraham ist ein Zwischenpunkt oder ein entscheidender Punkt für den weiteren Verlauf einer königlichen Dynastie, die ihren Höhepunkt in Jesus Christus nimmt. Deswegen kann man Abraham auch nur im Kontext des ganzen Pentateuch betrachten. Ein Buch möchte ich in besonderer Weise hervorheben: From Paradise to the promised Land von T. Desmond Alexander. Das Buch hat mir bereits nach kurzer Zeit für viele Dinge die Zusammenhänge eröffnet z. B. dass man in den Stammbäumen von 1.Mo auf die Struktur achten soll, nur lineare Stammbäume behandeln die “königliche Linie”. Oder dass der Bundesschluss mit Abraham sich wirklich über Etappen hinzog. Alexander ist ein Experte für den Pentateuch. Das Buch besitzt viele interessante Literaturhinweise und einen Teil mit einer ausführlichen Auseinandersetzung mit der Quellenhypothese. Thematische Fäden werden knapp und präzise aufgezeigt, z. B. wie sich der Gedanke des “Segen seins” in Genesis entwickelt oder wie die Verheißung nach Nachkommen gerade die Verknüpfung zwischen dem ersten und zweiten Buch Mose darstellt. Ich bin schon gespannt auf Desmonds Einführung in die biblische Theologie. Wer eine Einführung in das Alte Testament sucht, dem sei Egelkrauts Einführung empfohlen. Wenn wir schon bei Alexander sind: Alexander war einer der Herausgeber des hervorragenden Wörterbuchs: New Dictionary of Biblical Theology: Exploring the Unity and Diversity of Scripture. Die Artikel dieses Lexikons sind wie kleine Essays aufgebaut. Es ist ein Genuss diese zu lesen.

Über die Bundestheologie

In meiner Logos Reformed Gold Bibliothek besitze ich einige Werke zur Bundestheologie. In einigen habe ich neugierig “geblättert”. ein paar Zitate möchte ich mit euch teilen:

O. P. Robertson: The Christ of the Covenants (S. 188): “The covenant of law represents an advancement over that which preceded in its humbling of men, thereby preparing them for the riches of Christ’s grace. The apostle Paul has emphasized soundly this significant role of the law, which may be regarded as something of a “blessing-in-reverse.” Paul notes that the law was added “because of transgressions, until the seed should come …” (Gal. 3:19). As a revealer of sin, the law supplied a vital service to the Abrahamic covenant of promise. By exposing fully men’s inadequacy to establish righteousness by law-keeping, the Mosaic covenant has contributed to the cause of redemptive grace.” Das Zitat ist ein Beispiel für die Fähigkeit Robertsons, komplexe Zusammenhänge knapp und doch umfänglich darzustellen.

God's Kingdom through God's Covenants: A Concise Biblical Theology (English Edition) von [Gentry, Peter J., Wellum, Stephen J.]Welches Thema ist Stütze und Rückgrat der Bibel, wenn man sie als ein einzelner Text liest. In God’s Kingdom through God’s Covenants: A Concise Biblical Theology führen P.J. Gentry und S.J. Wellum aus: “We may well ask, what, in literary terms, is the plot structure of the Old Testament or even of the entire Bible as a single text? The basic idea of this book is that the covenants constitute the framework of the larger story. They are the backbone of the biblical narrative.”  Dieses Werk setzt sich durch erklärende Übersichtstabellen und seine Kürze aus. An manchen Stellen wirkt es so, als würde ein bereits angenommenes Model über den tatsächlichen Text überstülpt.

Vielleicht passiert genau das Meredith G. Kline, der mich immer noch mit seiner ungewöhnlichen Ausdrucksweise oder Begriffswahl irritiert, z. B. wenn er vom Creator-Potter spricht. An Klines Werk scheint aber kein Weg vorbeizuführen, wenn man in die Bundestheologie vertieft einsteigen möchte. In meiner Bibliothek finden sich diese Werke, die die Bundestheologie weiter vertiefen: God, Heaven and Har Magedon: A Covenantal Tale of Cosmos and Telos; Kingdom Prologue: Genesis Foundations for a Covenantal Worldview und Treaty of the Great King.  Bisher habe ich immer noch keinen Zugang zu Kline gefunden. Irritation ist jedoch oftmals der Beginn für fruchtbare Entdeckungen, so dass ich als nächstes M. Hortons “God of Promise” lesen möchte, der stark von Kline beeinflusst sein dürfte.

Vorlesung

Es gelang mir auch eine schöne Vorlesung zu finden. Ca. 25 h lang entwickelt Dr. Stephen Myers die Bundestheologie, unter Einbindung zahlreicher Referenzen. Das erweist sich für einige der oben genannten Werke als ein guter Einstiegspunkt. So beklagt Myers dass Kline seine Auslegung zu sehr von den hethitischen Bundesschlüssen beeinflussen lässt. An einer anderen geht er auf das Bundesverständnis von Barth ein. Da Myers immer wieder zurück zum biblischen Text zurückkehrt, kann man von seinen Vorträgen auch dann profitieren, wenn man nicht hundertprozentig übereinstimmen sollte. Für mich ist diese Vorlesung eine fruchtbare Neuentdeckung gewesen.

Zuletzt: Ein guter Startpunkt bleibt immer noch Tim Kellers Predigt über 1. Mose 15.

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