Ich lese sehr gerne Biographien, kam aber aus verschiedenen Gründen in letzter Zeit selten dazu eine zu lesen. So habe ich mich sehr gefreut, als die Lebensbeschreibung von Ole Hallesby auf meinem Tisch lag. Hallesby ist in Deutschland vor allem durch das Buch „Vom Beten“ bekannt geworden. Es ist 1954 zuerst in deutscher Sprache erschienen und seitdem wurden über 100.000 Exemplare verkauft. Es ist also der Klassiker schlechthin, und das nicht nur in Deutschland. „Vom Beten“ ist in über 30 verschiedenen Sprachen erhältlich. Zwei weitere Bücher von dem norwegischen Professor habe ich mit Gewinn von ihm gelesen. In „Wie ich Christ wurde“ beschreibt er sehr ausführlich seine Zweifel an Gott und seine Bekehrung. Anhand seiner Bekehrung versucht er Zweiflern zur Gewissheit zu verhelfen. Im zweiten Buch „Warum ich nicht religiös bin“ schreibt Hallesby darüber, dass das Christentum nicht rein intellektuell erfasst werden kann, sondern alle Lebensbereiche durchdringen will, dann, wenn man vor die Gegenwart Gottes gestellt wird. Alle Bücher habe ich mit Interesse gelesen und wollte jetzt wissen, wer denn dieser Mann sei.
Uns so entdeckte ich eine mir bis dahin unbekannte Biographie über Ole Hallesby, herausgegeben von Joachim und Manfred Rieger. Sie haben nämlich nicht nur die norwegische Biographie ins Deutsche übersetzt, sondern auch Predigten von ihm übersetzt und mit aufgenommen. Außerdem findet man am Ende des Buches Hallesbys Lebenslauf mit den wichtigen Daten und einige Fotos. Die dritte Auflage ist dieses Jahr bei SCM Hänssler erschienen.
Ole Hallesby, geboren am 5. August 1879 in Ostnorwegen, hatte zwei große Vorbilder, deren eindrucksvolle Portraits sein Arbeitszimmer schmückten: Martin Luther und Hans Nielsen Hauge. Die lutherische Reformation hatte und hat bis heute einen prägenden Einfluss auf Norwegen ausgeübt. Hinzukam im 18. Jahrhundert eine Erweckungsbewegung, die das Land durch Hans Nielsen Hauge erfuhr. Überall im Land entstanden daraufhin Versammlungen, die von Laienchristen geleitet wurden. Der Vater von Ole Hallesby kam in so einer Versammlung zum lebendigen Glauben und wurde später auch zum Prediger ernannt. 1877, also zwei Jahre vor der Geburt seines zweiten Sohnes Ole, hatte der Vater ein für seine Söhne entscheidendes Erlebnis in einem Stall, wo er seinen Gebetsplatz hatte. Er schildert es so:
„In einem Winkel, dort, wo ich meinen Gebetsplatz hatte, wollte ich gerade mein Herz vor meinem himmlischen Vater ausschütten. Da war mir mit einem Mal, als hörte ich eine Stimme, die sprach: ‚Du wirst einen Sohn bekommen, der mir dienen wird, und sein Name wird nicht nur hier in Norwegen, sondern auch in Schweden, Dänemark und Finnland bekannt werden.‘“
Weil er aber nicht wusste welchen von den drei Söhnen diese Stimme meinte, ermöglichte er allen drei Söhnen eine gute Ausbildung. Seine Erklärung lautet:
„Ich begriff sofort: Wenn ich einen Sohn bekomme, der einmal in ganz besonderer Weise Gott dienen soll, dann muss er auch eine gute Ausbildung erhalten.“
Ole beendet mit Auszeichnung sein Abitur und beginnt ein Theologiestudium, das ihn zunächst durch die liberale Theologie weit von Gott entfernt. Erst durch die Frage eines gläubigen Professors, ob er denn nicht Christ werden wolle, beginnt seine Suche nach Gewissheit in den Glaubensfragen. 1902 bekehrt er sich schließlich und dem Vater wird nun klar, dass das „Stallerlebnis“ sich auf Ole bezog. Nach seinem Examen, ein Jahr später, wird er zunächst ein gesegneter Erweckungsprediger. Danach wird er zum Professor für Systematische Theologie an der neugegründeten Theologischen Gemeindefakultät in Oslo berufen. Es beginnt ein sehr spannendes Leben mit vielen Herausforderungen, denen er unerschütterlich begegnet. Und so erfüllt sich auch bald das, was die Stimme im Stall zum Vater bezeugte, dass er über Grenzen hinaus bekannt sein würde. Ole Hallesby wird in den Wirren seiner Zeit, die sowohl theologisch als auch politisch das Land verändern, zu einem Felsen. Treue und Standhaftigkeit sind wohl die zwei Kennzeichen, die diesen Mann am besten beschreiben.
Ich konnte für mich sehr viel aus dem reichen Erfahrungsschatz von Ole Hallsby lernen. Durch diese Biographie sind mir seine Bücher noch wertvoller geworden. Sie sprechen bis heute zu uns, weil er durch verschiedene Anfechtungen gegangen und treu geblieben ist und als solcher sehr authentisch schreibt und dadurch anderen helfen kann.
Es gibt nur zwei kleine Kritikpunkte an der Biographie. Zum einen wünschte ich mir mehr über Hallesby als Ehemann, Vater und privaten Menschen zu erfahren. Denn er wird in dem Buch hauptsächlich in seiner öffentlichen Funktion und in seinen Ämtern beschrieben. Zweitens ist mir der etwas schwer zu lesende Schreibstil aufgefallen. Da die Biographie nicht streng chronologisch das Leben von Hallesby erzählt, sind oft stilistisch unschöne Sprünge vorhanden, mit denen man sich aber schnell „anfreundet“.
Wer bereits Bücher von Hallesby kennt, der sollte sich die Biographie auf jeden Fall auch beschaffen und lesen. Wer ihn noch nicht kennt, aber gern Einblicke in die Kirchen- und Politikgeschichte Norwegens bekommen möchte und gleichzeitig von den Erfahrungen eines felsenfesten Mannes profitieren möchte, der sollte zu dieser Biographie greifen und wird mit Sicherheit anschließend auch die anderen erhältlichen Bücher von Hallesby lesen.
Titel: Ole Hallesby – Der Fels aus Norwegen
Herausgeber: Joachim und Manfred Rieger
Verlag: SCM Hänssler
Seiten: 336
Einband: Gebunden
Format: 13,5 x 20,5 cm
Jahr: 3. Auflage 2010
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 3-7751-5243-1
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