Martin Luther über Bücher

Luther verbrennt die Bannbulle,
Ölgemälde von Paul Thumann

“Gerne hätte ich es gesehen, wenn meine Bücher allesamt verborgen geblieben und untergegangen wären. Unter anderem ist ein Grund dafür der, daß es mir vor dem Vorgang graut. Denn ich sehe wohl, was für ein Nutzen in der Kirche geschafft wurde, daß man angefangen hat, außer und neben  der Heiligen Schrift viele Bücher und große Bibliotheken zu sammeln, insbesondere ohne allen Unterschied alle möglichen Väter, Konzilien und Lehrer aufzuspeichern. Damit ist nicht nur die edle Zeit und das Studium in der Schrift versäumt worden, sondern auch die reine Erkenntnis des göttlichen Worts für immer verloren gegangen, bis die Bibel- wie es mit dem fünften Buch Moses zur Zeit der Könige Judas (2. Kön. 22,8) geschah – unter der Bank im Staub vergessen wurde.”

“Und obwohl es nützlich und nötig ist, daß einige Väter- und Konzilschriften als Zeugen und Geschichtsbücher erhalten geblieben sind, so denke ich doch: Est modus in rebus (>>Alles mit Maß!<<) und es sei nicht schade, daß vieler Väter und Konzilien Bücher durch Gottes Gnade untergegangen sind. Denn wären sie alle erhalten geblieben, so könnte wohl niemand wieder ein- noch ausgehen vor lauter Büchern, und sie würden’s doch nicht besser gemacht haben, als man es in der Heiligen Schrift findet.”

“Nun aber, da ich’s nicht verhindern kann und man wider meinen Willen meine Bücher (mir zu kleiner Ehre!) nunmehr durch den Druck sammeln will, muß ich sie die Kosten und die Arbeit dran wagen lassen. Ich tröste mich dessen, daß mit der Zeit meine Bücher doch im Staube vergessen bleiben werden, besonders, wo ich durch Gottes Gnade etwas Gutes geschrieben habe. Non ero melior patribus meis (>>Ich bin nicht besser denn meine Väter<<) Das (weniger) Gute dürfte wohl noch am ehesten erhalten bleiben. Denn wenn man die Bibel selbst hat unter der Bank lieben lassen können und auch die Väter und Konzilien, je besser, desto mehr vergessen hat, so besteht gute Hoffnung, daß, wenn die Neugier dieser Zeit gestillt ist, meine Bücher auch nicht lange erhalten bleiben, besonders, nachdem es angefangen hat, mit Büchern und Meistern zu scheinen und zu regnen. Von ihnen liegen freilich schon viele vergessen da und verwesen, daß man nicht einmal ihrer Namen gedenkt, obwohl sie gehofft, sie würden ewig auf dem Markt feil sein und die Kirche meistern….”

Aus Luthers Vorrede zum ersten Teil seiner Bücher gefunden bei H.Fausel:”D. Martin Luther – Sein Leben und Werk”. Vollständiger Text nachzulesen bei www.glaubensstimme.de.

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