Vielleicht lesen diesen Blog auch ab und an Besucher, die wenig oder gar nicht lesen. Ich hoffe, dass nicht nur Leseratten hier ihre Tipps abholen. Tony Reinke hat in seinem Buch Lit! A Christian Guide To Reading Books ein wunderbar hilfreiches Kapitel für alle, die keine Zeit zum Lesen finden. Das 10. Kapitel hat die Überschrift: Zu beschäftigt, um zu lesen – Sechs Wege, um Zeit zum Bücherlesen zu finden (und sie zu erhalten). Ich wünschte, ich könnte dieses Kapitel komplett übersetzen und allen zum Lesen geben, die mir jemals gesagt haben, sie hätten keine Zeit zum Lesen. Nicht jeder wird es schaffen 75 Bücher pro Jahr zu lesen – das ist Tony Reinke jährliches Ziel. Doch jeder, der weniger als 8,9 Bücher pro Jahr liest, liest laut einer Umfrage vom Börsenblatt im Jahr 2008 weniger als der Durchschnitt der Befragten. Christen, deren Lebensgrundlage ein Buch ist, sollten zumindest in unseren Breitengraden versierte Leser sein. Wie man neben der Bibel noch genügend Zeit für andere Bücher findet, erklärt Tony Reinke im 10. Kapitel.
Zunächst führt der Autor eine einfache Rechnung aus. Er geht davon aus, dass die meisten Menschen 60 Minuten am Tag zum Lesen finden könnten. Zum Beispiel 15 Minuten morgens, 15 Minuten mittags und 30 Minuten am Abend. Pro Woche käme man auf 420 Minuten. Mit einer durchschnittlichen Lesegeschwindigkeit von 250 Wörter/Minute könnte man in einer Woche 105.000 Wörter lesen. Tony Reinkes Buch Lit! hat 55.000 Wörter. Nach dieser Berechnung könnte man pro Woche mehr als ein Buch bewältigen oder innerhalb eines Jahres ca. 70 Bücher!
Tony Reinke ist überzeugt, dass die Ausrede, man habe keine Zeit, falsch sei. “Lesen ist eine Disziplin und alle Disziplinen erfordern Selbstdisziplin und Selbstdisziplin ist etwas, das unserem sündigen Fleisch widerstrebt. […] Und das ist ein geistliches Problem, ein Mangel an Selbstdisziplin und nicht ein Mangel an Zeit” (S. 131). “Das Problem ist nicht, dass wir keine Zeit zum Lesen haben, sondern dass wir kein Verlangen zum Lesen haben. Lerne also das Lesen zu lieben, weil es einfacher ist, Zeit für etwas zu finden, was man liebt” (S. 132).
Die einfachste Art eine Vorliebe fürs Lesen zu entwickeln, ist das Lesen sehr guter Bücher. Bücher, die einem den Schlaf rauben. Das ist ein wichtiger Ratschlag. Reinke schlägt außerdem vor, drei Bücher aus verschiedenen Bereichen gleichzeitig zu lesen. Es gibt Bücher, die man nicht vor dem Schlafengehen lesen sollte, weil sie zu viel fordern. Diese könnte man zu einer anderen Tageszeit und oder in einer anderen Situation besser lesen. Die Auswahl der Bücher sollte zu der Umgebung passen, in der sie gelesen werden. Reinke hat für sich mindestens sieben verschiedene Umgebungen und Situationen gefunden, die er mit dem Lesen verschiedener Lektüre füllt.
- Lesen am Tisch.
- Lesen im Café.
- Lesen beim Friseur.
- Lesen in der Mittagspause.
- Lesen am Abend, “wenn der Kopf schon raucht”.
- Lesen im Bett.
- Lesen auf Reisen.
Sicher könnte man in diesen Umgebungen und Situationen etwas anderes tun, als zu lesen. Doch wertvolle Wartezeiten oder Zeiten, die mit Vergnügungen und Zeitvertreib verschiedenster Art gefüllt werden, sollten besser mit wertvollen Büchern verbracht werden. “Wenn du dich selbst disziplinierst, wirst du Zeit finden, die du zum Lesen brauchst.”
Die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit hat mich ganz schön schockiert. Wenn man das hochrechnet, müsste man in einer Stunde etwa 50 Seiten schaffen bzw. eine 3/4 Seite in einer Minute. Meines Erachtens kann man diese Geschwindigkeit nur aufrecht erhalten, wenn man das Buch runterliest, nicht aber wenn man darüber nachsinnen, Anmerkungen und Unterstreichungen vornehmen möchte.