Leserunde: Lernen, zu beten (6)

Kapitel für Kapitel arbeiten wir uns durch das Buch “Lernen, zu beten” von D.A. Carson. Von Francis Bacon stammt der Satz: “Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.” Ich habe mich dafür entschieden, dieses Buch von Carson langsam zu kauen und zu verdauen. Ich lade dich ein, es mir nachzumachen. Das Buch kannst du in jeder guten christlichen Buchhandlung erwerben. Oder frag doch mal beim Büchertisch deiner Gemeinde nach.

Wenn ich früher die Gebete des Paulus’ las, hatte ich oft den Eindruck, dass er pauschal und sehr allgemein betete. Doch je mehr ich mich mithilfe dieses Buch mit seinen Gebeten beschäftige, desto stärker wird die Erkenntnis, dass ich bisher viele banale und arme Gebete gesprochen habe. Paulus dagegen einen reichen Gebetsfundus hatte. Gleich am Anfang von Kapitel 6 stieß ich auf einen Satz, der mich motivierte, mit dem Studium der Gebete fortzusetzen: 

“Ein tieferes Verständnis der Bibel wird unvermeidlich einen verändernden Einfluss auf unser Gebetsleben haben” (S. 133).

Das 6. Kapitel hat mir zu einem tieferen Verständnis der Bibel verholfen. Carson untersucht ein weiteres Gebet des Apostels aus Kol 1,9-14. Die Überschrift des Kapitels lautet: Der Inhalt eines herausfordernden Gebets. Es sind vor allem zwei Dinge, die mich herausfordern.

1. Es gibt Dinge, für die wir immer beten müssen. (S. 137-139)

Paulus vergewissert die Kolosser, dass er nicht aufhört, für sie zu beten. Gebet ist für also nicht etwas Einmaliges. So wie man im Vaterunser für das tägliche Brot täglich bittet, soll man auch täglich für Dinge beten, die wir brauchen, um als Christ durch den Tag zu gehen. Es reicht auch nicht aus, nur vor dem Abendmahl um Heiligung und Vergebung der Sünden zu bitten und danach Tage und Wochen dieses Anliegen zu vergessen. Wir brauchen täglich gewisse Segnungen von Gott, darum sollten wir ständig darum bitten, dass er uns sie aus Gnaden schenkt. Das ist eigentlich so einfach. Doch warum bete ich täglich um körperliche Bewahrung, aber vergesse zu beten: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen?

Es gibt bestimmte Dinge, die Christen immer wieder brauchen, wenn sie als Christen leben und dienen wollen. Und für diese Dinge bittet Paulus bei seinem himmlischen Vater für die Kolosser. Diese Unablässigkeit seiner Gebete dient uns natürlich als Vorbild, um uns zu ermutigen, Beharrlichkeit im Gebet zu lernen. Doch was vielleicht noch wichtiger ist: Es reizt unsere Neugier. Was ist es, von dem Paulus meint, er müsse ständig dafür beten?

2. Bete täglich dafür, dass du dem Herrn gefällst. (S. 146-149)

Paulus’ großes Anliegen für die Kolosser war, dass sie mit der Erkenntnis seines (d. h. Gottes) Willens erfüllt werden. Diese Erkenntnis ist die Voraussetzung, um ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Diese Aussage kann leicht zu einer Floskel werden. Carson erklärt sehr eindrücklich diesen wichtigen Sachverhalt. Zwei Zitate aus der sehr klaren Argumentation des Autors müssen an dieser Stelle genügen:

In einer Kultur der Scham wird den Menschen vermittelt, dass sie sich ihres Familiennamens, ihres Landes oder ihres Erbes würdig erweisen müssen. […] Doch anstatt darauf zu beharren, dass Christen den Erwartungen der Gemeinde – sozusagen ihres Stammes – entsprechen sollen, sagt Paulus ihnen, dass sie den Erwartungen des Herrn der Gemeinde entsprechen sollen. Sie sollen nicht ein Leben führen, das der Gemeinde würdig ist, sondern eines, das des Herrn würdig ist.

Wenn wir diese Bitte des Paulus mitbeten wollen, müssen wir uns seinen Beweggründen anschließen: “[Dies beten wir,] damit ihr des Herrn würdig wandelt und ihm in allem wohlgefällig seid.” In Gedanken, Worten und Taten, im aktiven Handeln und Reagieren auf Handlungen anderer muss ich mich selbst fragen: “Was möchte Jesus, was ich tun soll? Was sind Worte oder Taten, die ihm würdig sind? Welche Art von Rede oder des Verhaltens sollte ich in diesem Zusammenhang vermeiden, einfach weil ich ihm Schande bereiten würde? Was würde ihm am meisten Freude bereiten?”

Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir den Willen des Herrn kennen, den er uns in der Bibel schwarz auf weiß hinterlassen hat. Ich möchte jetzt für mich und für andere ständig bitten, dass ich und andere mit dem Willen Gottes erfüllt werden. Denn wer möchte schon den besten HERRN aller Zeiten enttäuschen, beschämen und betrüben?

Und jetzt bist du dran! Wie wür­dest du die Fra­gen zur Ver­tie­fung am Ende des Kapi­tels beant­wor­ten? Was ist dir beson­ders wich­tig gewor­den? Ich freue mich auf dei­nen Kom­men­tar. Bis nächste Woche Mitt­woch wol­len wir das 7. Kapi­tel lesen. Ich wün­sche dir dabei Gottes Segen!

1 Kommentar zu „Leserunde: Lernen, zu beten (6)“

  1. Dieses Kapitel ist mir besonders wichtig. Wahrscheinlich weil ich schon vor 2 Jahren über diesen Text gepredigt hatte, aber durch dieses Kapitel das Gefühl hatte, erst wirklich tief in den Text eintauchen zu können.
    Ich bin Gott so dankbar für Don Carson!

    Noch ein Zitat, das uns junge Menschen herausfordert: “… wo sind die Männer und Frauen, deren Erkenntnis Gottes genauso frisch wie tief ist, deren Freude daran, Gottes Gedanken ihm nachzudenken, garantiert, dass ihr Studium der Bibel nie rein intellektuell und distanziert ist, und deren Wunsch, Gott zu gefallen, jeden Rest eines verderblichen Wunsches, in der Öffentlichkeit zu glänzen, mit leichter Hand beiseite fegt?” (S. 144f.)
    Lasst uns darum beten, solche Männer und Frauen zu werden!

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