Wir beginnen heute mit der Leserunde “Lernen, zu beten” von D.A. Carson. Das wird so ablaufen, dass wir ab heute pro Woche ein Kapitel lesen werden. Bis heute sollte man die Einleitung und das erste Kapitel gelesen haben. Ich gehe in diesem Teil kurz darauf ein. Jeder Teilnehmer kann mithilfe der Kommentarfunktion an der Diskussion teilnehmen. Auch wer das Buch schon früher gelesen hat, ist gerne willkommen.
Normalerweise beginnt ein Sachbuch mit einer theoretischen Einführung in das Thema des Buches und geht danach zum praktischen Teil über. Das scheint bei diesem Buch auf den ersten Blick anders zu sein. Nach der Einleitung gibt Carson im ersten Kapitel gleich acht praktische Lektionen über das Gebet. Er berichtet aus seinem Leben, kommt aber nicht umhin, den Lesen zum Nachmachen zu motivieren. Auch wenn der Anfang des Buches uns sofort in die Praxis versetzt, haben wir bisher nur die Einführung gelesen. Carson legt in seinem Buch einen ganz anderen, aber ebenso praktischen Schwerpunkt.
Das Buch hat zwei übergeordnete Ziele:
- „Das eine, das wir in der Christenheit der westlichen Welt am dringendsten brauchen, ist eine tiefere Gotteserkenntnis. Wir müssen Gott besser kennenlernen“ (S. 17).
- „Das Ziel dieses Buches ist deshalb, einige von Paulus‘ Gebeten zu durchdenken, sodass wir unsere Gewohnheiten den seinen angleichen können“ (S. 20f).
Bevor Carson zu den Gebeten von Paulus übergeht, berichtet er im ersten Kapitel über Lektionen, die er von reifen Christen aus seinem Umfeld gelernt hat. Er schreibt über die Planung der Gebetszeiten, über Hilfen gegen das Abschweifen der Gedanken während der Gebetszeit, über Gebetspartnerschaften, über Vorbilder und Gebetslisten. Aus all diesen Lektionen habe ich noch viel zu lernen. Zwei Bereiche möchte ich aber insbesondere verbessern.
Lektion 6 lautet: Mischen sie in ihren Gebeten Lobpreis, Sündenbekenntnis und Fürbitte. Doch wenn Sie Fürbitte tun, dann versuchen Sie, so viele Anliegen wie möglich mit der Bibel zu verbinden.
Ausgewogenheit und die gute Mischung macht‘s. Das gilt wohl nicht zuletzt für das Gebet. Das Herausfordernde ist für mich, meine Fürbitten mit der Bibel zu verbinden. Es geht darum, im Namen Jesus zu bitten. Die Frage lautet also: „Wofür sollen wir dann beten, und warum?“ Sollen wir für gutes Wetter beten? Sollen wir für die Gesundheit beten? Sollen wir für eine neue Arbeitsstelle beten? Sollen für Gemeindewachstum beten? Und vor allem, gibt die Bibel uns ein Recht oder eine Verheißung für diese und viele andere Anliegen zu beten?
Wo erfahren wir etwas über Gottes Willen, Gottes Werte, Gottes Charakter und Ziele, Gottes Verheißungen? Solche Dinge erfahren wir aus der Bibel, die er uns in seiner Gnade gegeben hat. Doch das heißt, dass wir, wenn wir beten und Gott um etwas bitten, so viele Anliegen wie möglich an der Bibel festmachen. Das ist ein enorm praktischer Schritt.
Carson lernte, dass
„eines der wichtigsten Bestandteile der Fürbitte ist, im Licht der Bibel darüber nachzudenken, was Gott möchte, was genau wir ihn bitten sollen.“
Hier wird deutlich, wie wichtig die rechte Gotteserkenntnis und das Studium der Gebete in der Bibel für das persönliche Gebet sind. Gott sei Dank, dass wir dabei auch immer mit der Hilfe des Heiligen Geistes rechnen können (s. Röm 8,26-27).
Lektion 8 lautet: Wenn sie in irgendeiner Form geistliche Leitung ausüben, dann sollten Sie an Ihren öffentlichen Gebeten arbeiten.
Lehren durch Vorbild, ist eine sehr effektive Lehrmethode. Immer wenn ein Gebet laut in der Öffentlichkeit gesprochen wird, hat es auch Vorbildcharakter. Haben wir nicht alle so beten gelernt? Andererseits konnte ich auch beobachten, wie Neubekehrte mit der Zeit die Gebetsgewohnheiten der Gemeinde übernahmen. Und manches Mal habe ich es mir gewünscht, sie würde ihre Art beibehalten und der Gemeinde dadurch ein Vorbild sein. Carson betont ausdrücklich, dass die Vorbildfunktion nicht dazu verleiten sollte, menschengefällig zu werden.
„Kurz gesagt: Das öffentliche Gebet ist eine pädagogische Chance. Es gibt dem Betenden die Gelegenheit, die dem Gebet zuhören, zu lehren, zu ermutigen oder zu erbauen. […]
Wenn es stimmt, dass wir uns Vorbilder suchen sollten, von denen wir lernen können, dann stimmt auch das Gegenteil: nämlich dass wir selbst auch dafür verantwortlich sind, dass wir Vorbilder für andere werden können. Ob Sie nun also einen Gottesdienst oder eine Familienandacht leiten, ob Sie in einer Kleingruppe oder auf einem Kongress die Bibelarbeit leiten: arbeiten Sie an Ihren öffentlichen Gebeten.“
Carson beendet das erste Kapitel mit einem Zitat von Jim Parker, in dem er einen ganz einfachen Rat gibt: „Ich muss das Beten lernen, indem ich bete.“ Wie man es letztendlich tut, ist zweitrangig, solange man innerhalb der biblischen Richtlinien bleibt.
Und jetzt bist du dran! Wie würdest du die Fragen zur Vertiefung am Ende des Kapitels beantworten? Ich freue mich auf deinen Kommentar. Bis nächste Woche Mittwoch wollen wir das 2. Kapitel lesen. Ich wünsche dir dabei Gottes Segen!
Ich habe auch enorm von dem ersten Kapitel profitiert und habe diese praktischen Ratschläge gerne angenommen.
Du hast die Lektionen 6 und 8 zitiert, ich würde gerne noch die 4. Lektion zitieren: “Suchen Sie sich Vorbilder – aber die richtigen.” Das erinnert mich an einen Dozenten aus meinem Theologiestudium. Er ist für mich zum Vorbild in vielen Aspekten geworden – allen voran der Demut und des Gebets! Carson betont, dass nicht die Sprache oder Ausdrucksweise nachzuahmen ist, sondern viel mehr der Inhalt, die Breite, die Leidenschaft und die Salbung (vgl. S. 35). Und in diesen Aspekten konnte ich enorm viel von diesem gottesfürchtigen Hochschul-Dozenten mit kindlichem Gottvertrauen lernen. Ich bin Gott sehr dankbar für diese Begegnung und glaube, dass sie mein Gebetsleben entscheidend beeinflusst hat.
So hat dieses erste Kapitel in “Lernen, zu beten” jedenfalls seinen Teil dazu beigetragen, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand geben wollte.
>> Klare Empfehlung, diese Leserunde aktiv mitzugestalten!
Edu, vielen Dank für deinen Input. Hoffentlich können wir nach der Lektüre ein ausgewogenes und tiefgründiges Gebetsleben führen, dass wir zumindest in unseren Familien und evtl. auch darüber hinaus Vorbilder werden.