Leserunde: Das Westminster Bekenntnis

Artikel 3.3 Erwählung und Verwerfung

Das Westminster Bekenntnis hält an Gottes aktiver Erwählung und Verwerfung fest. Für mich persönlich wurde dies an Mal. 1,2-3 deutlich:

(Mal 1:2) Ich habe euch lieb, spricht der HErr. So sprecht ihr: „Womit hast du uns lieb?“ Ist nicht Esau Jakobs Bruder? spricht der HErr; und doch habe ich Jakob lieb

(Mal 1:3) und hasse Esau und habe sein Gebirge öde gemacht und sein Erbe den Schakalen zur Wüste.

Diese Stelle wird gerne nur bis zum dritten Wort von Vers drei zitiert und man redet gerne davon, dass man nicht wisse, ob dieser Hass Gottes ein aktiver Hass war. Dies ist jedoch eine Verdrehung des Textes, die davon spricht, wie Gott seinen Hass gegen Esau ausgeführt hat. Eine weitere Bibelstelle auf die ich erst kürzlich aufmerksam wurde, drückt den Sachverhalt sogar so aus:

(Röm 9:22) Derhalben, da Gott wollte Zorn erzeigen und kundtun seine Macht, hat er mit großer Geduld getragen die Gefäße des Zorns, die da zugerichtet sind zur Verdammnis;

Dennoch denke ich, dass man aus diesem Gedanken nicht das Zentrum seiner Verkündigung machen sollte. Das Zentrum ist das Leben, die Leiden, das Sterben, die Auferstehung und das Wirken Jesu. Ein persönliches Erlebnis möchte ich aber dennoch berichten, nicht das theologische Wahrheiten durch persönliche Erlebnisse wahrer werden, aber erzählen möchte ich es dennoch: Als ich zum Glauben kam, lehnte meine Mutter das total ab. Ab diesem Tag verhärtete sich ihr Herz gegenüber Gott um weitere Dimensionen. Nichts schadete ihrem Seelenheil mehr (auch nach eigenem Bekenntnis), als die Gnade die Gott mir erwies. Dies ist ein bekanntes Motiv. Bei vielen Geschichten über die Mission kommt Ablehnung, Empörung, Gotteslästerung vor allem dann, wenn die ersten aus den eigenen Reihen den Glauben annehmen. Ich glaube Paulus hatte gerade solche Erlebnisse vor Augen als er über seine Missionsarbeit schrieb:

(2.Kor 2:15) Denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi unter denen, die selig werden, und unter denen, die verloren werden:

(2.Kor 2:16) diesen ein Geruch des Todes zum Tode, jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. Und wer ist hierzu tüchtig?

Artikel 3.4: Die Zahl der Erwählten steht fest

Ich habe sehr häufig bei Missionsveranstaltungen vor allem in Kombination mit dem Hinweis auf Jesu baldige Wiederkunft diese Aussage gehört: “Sobald die Zahl der Heiden voll sein wird … wird er kommen”. Das scheint mit diesem Artikel nicht gemeint zu sein, vielmehr etwas, das man begrenzte oder persönliche Sühne nennt. Dieser Artikel macht mir noch etwas Kopfzerbrechen. Das die Zahl der Erwählten feststeht, wird oft mit diesen Versen begründet:

(Joh 13:18) Nicht sage ich von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe.

(2.Tim 2:19) Aber der feste Grund Gottes besteht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die seinen; und: Es trete ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt.

Joh 13 meint aber direkt den Vergleich zwischen Judas und den wahren Jüngern, während Timotheus von der Fürsorge und Treue des Herrn zu seinen (aktuell auf der Erde in Anfechtung stehenden) Kindern spricht. Logisch scheint die Schlussfolgerung dieses Artikels sinnvoll, aber auf welches Wort will man diese gründen? Hier sehe ich noch nicht klar.

Artikel 3.6 Folgen der Erwählung.

Dies ist ein schöner Artikel, der die großen Geschenke Gottes an seine Kinder beschreiben möchte.

(Röm 8:29) Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf dass derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.

(Röm 8:30) Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht, welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.

So wie ich das verstehe, geht es dem Bekenntnis auch um ein Ordo Salutis. Man sieht wie die Themen “Ratschlus”, “Vorsehung”, “Berufung”, “Glaube”, “Wiedergeburt”, “Heiligung” in ein bestimmtes Muster gebracht wird. Vor jedem Ruf zur Nachfolge gibt es die Erwählung. Gott wählt sich sein Team und ruft dieses dann in seinen Kampf.

Artikel 3.7: die Übergangenen

die Bibel sagt dazu:

(Röm 9:17) Auch wird in der Schrift zum Pharao gesagt: “Nur deshalb habe ich dich als Herrscher auftreten lassen, um dir meine Macht zu demonstrieren und meinen Namen in der ganzen Welt bekannt zu machen.”

(Röm 9:18) Wir sehen also: Gott handelt ganz nach seinem Ermessen: Dem einen schenkt er sein Erbarmen, den anderen macht er starrsinnig und lässt ihn ins Verderben laufen.

Übrigens: Zu sagen, es ginge nie um einen Plan sondern nur um Vorherwissen ist nur auf den ersten Blick die humanere Lösung. Man stelle sich vor, Gott weiß, was dir zustößt, aber er wird sicher nichts unternehmen um dir zu helfen, denn er hat ja keinen Plan…

Artikel 3.8: Aufruf zur Vorsicht

Ich denke, die Autoren waren sich der Brisanz und Problematik dieses Themas bewusst und haben einen sehr versönlichen Artikel erstellt:

Die Lehre dieser tiefen Geheimnisse der Vorherbestimmung soll mit besonderer Klugheit und Sorgfalt behandelt werden, damit die Menschen – die den im Wort geoffenbarten Willen Gottes beachten und ihm Gehorsam leisten – in der festen Zuversicht auf ihre wirksame Berufung Gewissheit haben, dass sie in Ewigkeit erwählt worden sind. So soll diese Lehre als Grund zum Lobpreis, zur Ehrerbietung und Bewunderung Gottes und zu Demut, Fleiß und reichlichem Trost für alle, die dem Evangelium ernsthaft gehorchen, dienen.

 

Verbittern oder Ärgern dich irgendwo Artikel 3.1 bis 3.7. Dann haben wir diese Lehre noch nicht ergriffen. Paulus endete seine Betrachtungen über den Ratschluss Gottes mit diesem Ausruf!

(Röm 11:33-36) O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass ihm werde wiedervergolten?Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.

Literaturempfehlungen: Sehr hilfreich, erfrischend und total überraschend ist natürlich Luthers “vom unfreien Willen”. Meine erste Begegnung mit diesen Themen hatte ich aber bei Paul Humburg: Sein Rat ist wunderbar.

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