Jesus predigen – nicht irgendwas!

In “Jesus predigen – nicht irgendwas!” finden sich drei Essays von Wilhelm Busch über die Kunst des Predigers. Im ersten, ausgezeichneten Essay, der 1938 unter dem Titel “Vom Dienst des Predigers” erschienen ist, schreibt Wilhelm Busch auch darüber, dass es “wichtig ist, die klare Linie des Textes in ihrer ganzen Einseitigkeit stehenzulassen, dem Text nicht seine Eigenheit rauben. Wir dürfen nicht aus der Sorge heraus, es könnten lehrhafte Missverständnisse entstehen, mit “zwar auch” allerlei Einschränkungen einfügen, die schließlich die klare, anschauliche Richtung des Textes verwischen oder verbiegen.”

Die Absicht dahinter ist es, dass die Einseitigkeit die Eindeutigkeit eines Textes in den Vordergrund hebt. Diesen Gedanken illustriert Busch ausführlicher:

“Da sagt Gottes Wort in Jesaja 45,22: “Wendet euch zu mir aller Welt Enden, so werdet ihr errettet.” Wer nun etwa über solch einen Text predigt, der soll dieses Wort Gottes so stehen lassen. Er soll rufen und reden, als sei die Bekehrung ganz und gar in die Entscheidung des Hörers gelegt. Gewiss, in Jeremia 31,18 lesen wir: “Bekehre du mich, so werde ich bekehrt.” Und wir alle kennen Luthers Erklärung des 4. Artikels: “Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben oder zu Ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist…” – Es wäre aber nun völlig verfehlt, diese biblische Wahrheit hier auszusprechen in einer Predigt über Jesaja 45,22. In diesem Wort haben wir einen klaren Ruf Gottes an die Gewissen vor uns, der in dieser Eindeutigkeit stehen bleiben muss. Die andere Wahrheit muss in ihrer ganzen Einseitigkeit stehen bleiben muss. Die andere Wahrheit muss in ihrer ganzen Einseitigkeit verkündigt werden bei einer Bibelstunde über Jeremia 31,18.

Kurz, wir dürfen die anschauliche Einseitigkeit eines Bibelwortes nicht durch lehrhafte Anbauten und Überbrückungen um seine Wirkung bringen. Sonst verschießen wir Pfeile, bei denen die Spitzen abgebrochen sind.

Ich bin überzeugt, dass unser – oft gut gemeintes – lehrhaftes Bemühen manchen Bibeltext um seine Anschaulichkeit bringt.”

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