idea Spektrum – Ergebnisse einer Analyse

idea Spektrum bietet Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt. Anlässlich der Frankfurter und Leipziger Buchmessen gibt idea Spektrum Spezial-Ausgaben mit Buchrezensionen heraus. Nach eigenen Angaben das größte evangelische Wochenblatt, hat die Auswahl der vorgestellten Bücher einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die (vor allem) evangelikalen Leser. Hier die Ergebnisse einer kleinen Analyse.

Als Grundlage dienten mir hierbei acht Hefte aus den Jahren 2006 bis 2011. Der Inhalt der Ausgaben besteht fast durchweg aus Buch-und Medienrezensionen und viel Werbung. Verständlich, die Sonderausgaben wollen sich schließlich bezahlt machen. Über die Jahre hinweg hat sich der Aufbau und die Struktur verändert. Der Inhalt ist aber bei der Vorstellung von meist neuerer Literatur geblieben.

Zuerst notierte ich die Verlage aller in den Heften rezensierten bzw. vorgestellten Bücher und anderer Medien. Anfangs hielt ich auch die Kategorien fest um eine noch tiefer gehende Auswertung vornehmen zu können. Ich musste aber feststellen, dass fast jede Ausgabe andere Kategorien verwendet.

Die neueren Ausgaben beginnen im ersten Teil mit Sachbüchern zu gesellschaftlichen Themen. Auf diese Weise bekommt der evangelikale Leser neben der „frommen“ Lektüre eine gute Auswahl an gesellschaftsrelevanten Themen vorgestellt. Da christliche Verlage in der Regel einen anderen Schwerpunkt haben, werden hier fast nur Titel aus säkularen Verlagen aufgeführt. Konservativ-evangelikale Verlage sind hier gar nicht zu finden, da diese sich vermutlich stärker auf die geistliche Erbauung und Belehrung der Christen konzentrieren.

Unter den säkularen Sachbüchern kann eine politisch konservative Haltung festgestellt werden. Zu den gern behandelten Themen gehören der Nahostkonflikt und die SED-Diktatur in der ehemaligen DDR.

Sowohl theologisch konservative als auch eher modern-evangelikale Verlage nutzen die Möglichkeit, sich durch Werbung einer breiten Leserschaft bekannt zu machen. Es fällt auf, dass dieselben Verlage regelmäßig Werbung schalten. Dazu gehören vor allem Francke, die Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, die Stiftung Christliche Medien (SCM) mit ihren Verlagen, Brunnen (Gießen), Kawohlund der durch SCM übernommene Johannis Verlag. Kleinere Verlage sind meist nur unregelmäßig durch kleinere Anzeigen vertreten.

Aus dem Lichtzeichen Verlag werden seit einigen Ausgaben fast regelmäßig Bücher vorgestellt. Das Besondere ist hier, dass es der einzige russlanddeutsch geprägte Verlag ist. Bücher aus weiteren Verlagen aus diesem Zweig der Evangelikalen bleiben für die Leser unbekannt. Ein nicht unwesentlicher Grund dafür wird wohl bei den Verlagen selber zu suchen sein. Die meisten dieser Verlage sind über das Barsortiment des Großhandels nicht erhältlich. Hier verschließt man sich offenbar oftmals vor Möglichkeiten des Vertriebs. Als Vorreiter aus diesem Milieu kann neben Lichtzeichen der Christliche Missions-Verlag (CMV) genannt werden. Beide sind mit einem Online-Shop vertreten und versuchen Vertriebswege kontinuierlich zu erweitern.

Der 2004 gegründete Neufeld Verlag ist zumindest seit der Ausgabe Nr. 2/2006 durchgehend vertreten. Kein anderer Verlag erhält somit schon fast seit der Gründung Unterstützung durch regelmäßige Buchrezensionen. Eine ganze Reihe an Neugründungen theologisch konservativer Verlage (3L Verlag, Christlicher Mediendienst Hünfeld, Betanien Verlag, Daniel Verlag) im gleichen Zeitraum bleiben unbeachtet.

Die Verantwortlichen der Ausgaben scheuen sich nicht, auch Bücher mit innerevangelikaler Kritik zu erwähnen. Max Lucado verstehen (Betanien), eine Analyse der Botschaft vom Bestsellerprediger Lucado und Gott zum Anfassen (Christliche Literatur-Verbreitung), eine kritische Auseinandersetzung mit Die Hütte (Gerth Medien), wurden vorgestellt. Mit Max Lucado verstehen ist der Betanien Verlag nur einmal vertreten. Dass lediglich ein Buch des Verlags vorgestellt wird, welches auch noch innerevangelikale Kritik übt, kann schnell zu einer einseitigen Wahrnehmung eines Verlags führen.

Charismatisch-pfingstlerische Verlage bzw. Bücher konnten keine festgestellt werden.

Aus der konservativ-evangelikalen Sicht verwundert es, dass relativ viele Bücher aus theologisch eher liberalen/säkularen Verlagen wie Gütersloher Verlagshaus oder der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig vorgestellt werden.

Insgesamt fällt außerdem auf, dass Bücher und andere Medien aus sehr vielen verschiedenen Verlagen vorgestellt werden. Die meisten Verlage sind ein bis zwei Mal mit Produkten vertreten. Am meisten kommen Titel aus den Verlagen Brunnen (Gießen), SCM Hänssler, Gerth Medien, SCM R. Brockhaus und Francke vor. Als einziger Verlag mit einer theologisch eher konservativen Richtung auf den vorderen Plätzen, kann die Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg genannt werden.

4 Kommentare zu „idea Spektrum – Ergebnisse einer Analyse“

  1. Mir ist besonders beim Verlag der Frankebuchhandlung aufgefallen wir sehr sich das Verlagsprogramm geändert hat.Um 1990 waren Bücher im Angebot wie Berkhof “Grundriß der Biblischen Lehre”,Hendricksen”Das Jenseits”,Walton”Chronologische Tabellen und Hintergrundinformation zur Kirchengeschichte,Horn”Das Heil” und Clouse”DasTausendjährige Reich”4Standpunkte nur um einige zu nennen und heute die meisten Bücher sind Romane und Ratgeber.

  2. Es scheint mir, dass du dich mit der christlichen Verlagsszene schon seit geraumer Zeit beschäftigst. Man müsste darüber ein Buch schreiben :).

  3. Ich werde bestimmt kein Buch schreiben, es gibt schon genug unnütze Bücher 🙂 Da ich noch Zeiten kenne, wo christliche Bücher sehr selten waren, hatte ich nach der Wende ein großes Interesse an diesen Büchern. Da ich schon immer ein Fußnotenmensch beim Lesen bin, habe ich mich auch mit den Verlagen und anderen Dingen beschäftigt. Nicht immer bin ich dabei auf viel Verständnis gestoßen und auf die Antwort meiner Nachfrage, die ich an dem oben genannten Verlag gestellt hatte, warte ich heute noch.

  4. Es ist nicht selten so, dass auf konstruktive Kritk bzw. Nachfrage nicht reagiert wird. Letztes Jahr habe ich eine christliche Zeitschrift per E-Mail und per Post gekündigt. Anbei auch meine Begründung für den Entschluss. Leider gab es keine Reaktion…
    Unnütze Bücher gibt es wirklich genug. Ein Analyse der Entwicklung der christlichen Verlage fänd ich aber sehr interessant. Vielleicht kann es auch eine Hilfe für die Zukunft sein. Festgestellte Fehler nicht zu wiederholen.

Hinterlasse einen Kommentar!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen