Wir wurden mehrfach gebeten, die Spurensuche, das Videoprogramm des Kinderlesebunds zu besprechen. Diesem möchte ich hiermit nachkommen. Zunächst die Punkte, die unbedingt positiv hervorgehoben werden müssen:
Nach einer kostenlosen Registrierung bekommt man Zugang zu mittlerweile weit mehr als 30 abendfüllenden Filmen.Diese bestechen durch hervorragende Qualität, aber auch durch die durchgängig hochwertige Moderation. Vor allem ist es eine Wohltat für die Ohren, einen Tierfilm anzuschauen, in dem nicht jeder zweite Satz mit “Die Evolution hat XX in XX Millionen Jahren entwickelt.” “Die Natur hat sich dabei etwas gedacht…” Wie macht doch dieser grausig unaufrichtige Naturalismus die ansonsten hohe Qualität von z.b. den Dokumentationen der BBC zunichte. Wirklich, wenn ich von Wohltat spreche, dann meine ich es so: Ich liebe es, die Wunder in der Natur und Schöpfung Gottes zu betrachten. Eine Doku, die mit “Am Anfang war das Wort” anfängt, hat sich einfach schon einen Pluspunkt extra verdient.
Man muss dabei im Blick haben, dass die Leute das alles ehrenamtlich machen und unglaublich viel Zeit, Mühe, Geduld und Arbeit reinstecken. Was dann ensteht, ist ein 50-minutiges Video, im Stile einer Kinderstunde , in dem etwa die Hälfte einer Bibelarbeit und die andere Hälfte der Tierdokumentation gewidmet ist. Einige der Dokus (z.B. die über die Buckelwale und über die Sandkugelkrebse) wurden gar vollständig in Eigenregie erstellt. Ich kann nur spekulieren, wie viel Zeit so etwas erfordert und kann diesen Einsatz nicht genug würdigen, der ja gerade in der Corona-Zeit äußerst gelegen kommt.
Zudem fällt mir auch die Struktur der Dokus positiv auf, die vor allem die Tiere in ihrer Beziehung zueinander untersucht, aber auch unterstreicht, wie Gott alle seine Kreaturen versorgt. Damit werden Zusammenhänge der Schöpfung aufgedeckt, die in anderen Dokus durch oftmals reißerische Szenen oder mit Sequenzen überladenen Sprüngen übersehen werden.
Es darf das Gesamtprojekt nicht unerwähnt bleiben, dessen tragende Säule, so wie ich das verstehe, die Zeitschrift Bioteeny ist, im Grunde genommen so etwas wie Geolino, in christlich. Auch hier ist der große ehrenamtliche Einsatz nicht genug zu würdigen. Ich selbst habe bisher nur eine der ersten Ausgaben gelesen und habe jetzt im Rahmen dieser Rezension ein Abo der Zeitschrift abgeschlossen. Vielleicht kann ich später mehr über die Zeitschrift berichten. Schließlich möchte ich auf ein Buch verweisen, dass im KLB erschienen ist: Darf die Evolution in Frage gestellt werden? (Zielgruppe des Büchleins dürften Schüler, ab Klasse 5 sein). Außerdem dabei: Der dazugehörige Telegram-Kanal.
Zuletzt kann ich es nicht deutlich genug begrüssen, dass die generelle Ablehnung digitaler Technik, ja des Antiintellektualismus im Kontext russlanddeutscher Gemeinden einen notwendigen, sinnvollen und fruchtbringenden Wandel vollzieht. Hoffen wir auch hier auf echte Frucht der Buße!
Ich möchte aber den problematischen Teil dieser Beiträge nicht verschweigen, den ich vor allem bei der Bibelarbeit sehe. Das ich hier ausführlich darauf eingehe, ist weniger (wie ich hoffe) eine innere Unausgewogenheit, als der Wunsch in meiner Kritik präzise und treffend zu sein. Ich konzentriere mich dabei auf das Rahmenprogramm der Folge über die Giraffe, wobei ich meine, dass die genannten Punkte zumeist ein systematisches Problem wiederspiegeln. Ich habe z.B. darauf geachtet, welcher Satz in diesem Beitrag am häufigsten vorkommt und dieser ist “Wir müssen”. Der Redner wollte über die Bedeutung “richtiger Perspektiven” sprechen, was bei einer Giraffe ja geeignet ist, aber der vorgetragene Content sprengt in jeder Hinsicht die Aufmerksamkeitsspanne jedes Kindes. Der Redner besprach eine Menge an biblischen Texten bzw. Szenarien, angefangen von der Sünderin, die Jesus die Füße wäscht, die Endzeitrede Jesu zur Zerstörung des Tempels, das himmlische Jerusalem und schließlich die Kreuzigung Christi. So war für mich kein roter Faden erkennbar und ich habe mich gefragt, was eine der genannten Anwendungen wirklich fürs Leben bedeutet: “Wir müssen(!) weder eine zu hohe, noch eine zu niedrige Perspektive besitzen, sondern eine gerade”. Was bedeutet es denn, “gerade zu blicken”? Was bedeutet es für uns als Zuhörer? Was bedeutet es für meine Kinderß Es wäre besser gewesen, wenn nur eine der oben genannten biblischen Situationen besprochen würde, dafür langsamer und ausführlicher. Dies würde auch Ungenauigkeiten der Auslegung vermeiden. So sind die Jünger ja nicht einfach nur deswegen darüber entsetzt, das kein Stein des Tempels auf dem anderen bleibt, weil “Jerusalem eine so schöne Stadt ist”, wie der Redner ausführt, sondern weil sie erwarten, dass der kommende Messias im Tempel das Reich Gottes ausruft. Wie kann Gott da den Tempel zerstören wollen? Ich glaube, das wäre ein Thema, das sehr wohl an Kinder vermittelbar ist und bleiben sollte und für das man sich zwanzig Minuten Zeit nehmen könnte.
Ich frage mich, ob man einfach möglichst viele Punkte nennen möchte, weil man halt alles für wichtig hält? Das mag ein ehrenhaftes Motiv sein, aber das wird zur Folge haben, dass man an den Kindern vorbeiredet. Ab ca. Minute 21 kommt der Redner schließlich zu seinem Fazit, das komplett unabhängig der besprochenen biblischen Situationen war: Wenn wir möchten, dass unsere Klassenkameraden die richtige Perspektive zu Gott einnehmen, müssen wir so leben wie Gott es will (so wie ich verstehe, sagt der Autor sogar, dann müssen wir so leben wie Jesus). Welcher der Ausgangstexte ist hier ausschlaggebend für dieses Fazit: Die Jesu-Füße-waschende-Sünderin, das himmlische Jerusalem oder die Zerstörung des Tempels? Was soll ich dazu sagen? Wir müssen(!) die richtige Perspektive einnehmen, wenn wir den biblischen Text auslegen.
Ich habe im Voraus mit unterschiedlichen Leuten darüber gesprochen, ob ich in meinem Urteil zu hart und unbarmherzig bin. Aber ich kann es wirklich nicht anders. Das Evangelium ist soviel mehr als “wir müssen”! Rede ich jetzt gering vom Gesetz Gottes? Spiele ich Gesetz gegen Gnade aus, wenn ich “Moralismus” als etwas anderes als die Botschaft vom Kreuz bezeichne? Ich glaube nicht. Dass das Evangelium Gesetz und Gnade ist, wird doch schon gerade im Kontext der Kindererziehung deutlich. Diese läuft einfach nicht gut (und was besäße sie typisch christliches?), wenn sie aus lauter Imperativen und nicht auch aus dem Zuspruch der Vergebung, der Annahme, der Kindschaft, der Rechtfertigung und der Erinnerung an die Kraft des in uns wohnenden Heiligen Geistes besteht. Vor aller Zeit hat Gott uns in Christus durch Gnade selig gemacht (2. Tim. 1,9), so dass Christus für uns zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung wurde (1. Kor. 1,30). Diese Geschenke der Gnade zu erforschen, damit könnte man tonnenweise Kinderstunden füllen!
Zudem habe ich mich beim Hören des biblischen Vortrags immer wieder gefragt, welche Zielgruppe wirklich angesprochen werden soll. Diese Überladung an biblischen Motiven hat meines Erachtens mehrere negative Folgen. Die Kinder, als Hauptzielgruppe, stehen in der Gefahr, nicht mehr mitzukommen. Mit diesem Vortragsstil sehe ich zudem wenig Möglichkeit wirklich Außenstehende, oder gar Weltmenschen zu erreichen, einfach weil man schon wirklich viel Vorauswissen benötigt, um mit dem Argumentationsstil mitzukommen. Das schreibe ich durchaus auch im schmerzlichen Bewusstsein meiner Schwäche, am Zuhörer vorbeizureden. Menschen in Schubladen zu sehen, statt (um auf den Text des Predigers zurückzukommen), den Menschen so zu sehen, wie Jesus die weinende stadtbekannte Sünderin sah, mit liebevollen Augen des Heilszuspruchs und des Mitleids, das ist wahrlich eine Herausforderung, die wir nur mit der Gnade Gottes meistern können.
Um diese Kritik abzuschließen, muss (!) ich aber doch wohlwollend hinzufügen, dass sich die Qualität von Folge zu Folge steigert, zielgruppenorientierter wird und ich schreibe diese Zeilen auch in der Hoffnung, dass diese Entwicklung weiterhin eine ist, die uns als Zuschauer zum Kreuz und zur Freiheit des Evangeliums führt. Als Vater von vier Kindern bin ich natürlich immer daran interessiert, wie man biblische Themen an Kinder vermittelt! Es wäre schade, wenn derart viel Einsatz und Arbeitsmühe nur bei einem engen Kreis von Insidern ankommt.
Ein letztes Wort an die Zuschauer: Mir ist bewusst geworden, wie töricht es eigentlich ist, wenn man die Katechese der Kinder einem digitalen Programm überlässt. Man muss(!unser liebstes Modalverb) in solchen Momenten als Erwachsene wirklich dabei sein. Sowohl was das Staunen über die Schöpfung geht (Schalte ich nur eine Sendung an, damit die mal Ruhe geben, oder erfreue ich mich wirklich über die Ehre, die die Himmel verkündigen?), als auch was die Besprechung und die Anwendung der besprochenen Texte angeht. Es reicht nicht, sich fromm berieseln zu lassen, wir müssen….
Ja was eigentlich?
Vor allem müssen wir umkehren und an das Evangelium glauben!
Dem KLB wünsche ich weiterhin einen mutigen und freudigen Kampf um die Wahrheit von Schöfung, Errettung und Wiederherstellung!