Geistliche Realität oder Wahnvorstellung

Ein interessanter Beitrag, welchen ich bei Watchman Nee entdeckt habe:

Das (…) gilt für das Brotbrechen. In der Nacht, da er verraten ward, “nahm Jesus das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es den Jüngern mit den Worten: ‘Nehmet, esset! Dies ist mein Leib.’ Dann nahm er einen Becher, sprach das Dankgebet und gab ihnen denselben mit den Worten: ‘Trinket alle daraus! Denn dies ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch aber: Ich werde von nun an von diesem Erzeugnis des Weinstocks nicht mehr trinken.'” (Matth. 26,26-29). Manche betrachten dies von der stofflichen Seite her und vertreten beharrlich die Ansicht, dass, während Brot und Kelch gesegnet wurden, sich das Brot in den Leib des Herrn und der Wein in das Blut des Herrn verwandelt habe. Andere betrachten das Ganze von der Vernunft her und wenden ein, dass Brot und Wein nicht stofflich verwandelt wurden, sondern nur bildlich den Leib und das Blut des Herrn darstellen.

Von des Herrn eigenem Wort her beurteilt, sehen wir jedoch, dass er den Nachdruck weder auf die Verwandlung noch auf die Versinnbildlichung legt, sondern auf die geistliche Realität. Hinter dem, was gegessen und getrunken wird, liegt die geistliche Realität. Jesus sagt: ” dies ist mein Leib”; er sagt nicht: “Dies stellt symbolisch meinen Leib dar.” Hernach sagte er: “Dies ist mein Blut des Bundes”, und fährt dann weiter: “Ich werde von nun an von diesem Erzeugnis des Weinstocks nicht mehr trinken”, und weist damit klar darauf hin, dass der Wein weder verwandelt wurde noch für das Blut stellvertretend ist. Als der Herr vom Brot und vom Kelch sprach, lag sein ganzer Nachdruck auf dieser Realität. In seinen Augen war dies weder eine bildlich Darstellung, noch geschah hier eine Verwandlung.

Dasselbe macht Paulus klar, wenn er sagt: “Der Kelch des Segen, den wir segnen: ist es nicht die Gemeinschaft mit dem Leibe Christi?” (1. Kor. 10,16). Es ist Brot, dennoch anerkennt er es als Leib Christi. Es ist Wein, gleichwohl nimmt er ihn als Blut Christi an. Auch Paulus sieht hier weder eine bildliche Darstellung noch eine Verwandlung, sondern einzig eine geistliche Realität. Ferner erklärt er: “Weil es ein einziges Brot ist, sind wir trotz unserer Vielheit doch ein einziger Leib” (Vers 17). Wie hätte er dies sagen können, ohne die geistliche Realität erfasst zu haben?

Wenn der Mensch spricht, so gibt er entweder einer Tatsache oder einem Gleichnis Ausdruck – dem, was in eine buchstäbliche oder in eine bildliche Sprache eingekleidet ist. Bei Paulus verhält es sich anders. “Wir, die Vielen” ist buchstäblich, “sind ein Leib” ist bildhaft. Er vereinigt das Buchstäbliche mit den Bildhaften in einem Satz, weil für ihn beides, “wir, die Vielen” und “sind ein Leib”, Tatsachen sind. Die geistliche Tatsache, mit der er in Berührung gekommen ist, steht für ihn so fest, dass er “wir, die Vielen” mit “sind ein Brot, ein Leib” vereinigt. Er steht über Grammatik und Rhetorik. Er ist einer, der den Herrn wirklich kennt. Wenn er das Brot isst, so ist er wahrhaftig in Gemeinschaft mit dem Leib Christi; er hat das Brot vergessen und steht nun mit der geistlichen Realität in Verbindung. Nimmt er den Kelch zur Hand, so hat er tatsächlich Gemeinschaft mit dem Blute Christi und denkt nicht mehr an das Erzeugnis des Weinstocks, denn er ist mit der geistlichen Realität in Berührung gekommen. da er die geistliche Realität erfasst hat, sind für ihn Worte oder Lehrmeinungen kein Problem mehr.

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