Faszination Bibel I

Es war (fast nur) reine Neugier, die mich veranlasste die neue Zeitschrift Faszination Bibel zu bestellen. Fast nur Neugier, weil ich insgeheim hoffte, eine Zeitschrift gefunden zu haben, die mich im beim Bibellesen unterstützt und in der ich gleichzeitig Material für die Jugendarbeit finde. Ich hoffte insgeheim, weil mich von den wenigen Zeitschriften, die ich bisher aus dem Bundes-Verlag gesehen und gelesen habe, noch keine richtig überzeugt hat. Andrerseits ist ja auch bekannt, dass der Verlagsleiter Ulrich Eggers eher zur Jesus-Treue neigt als zur Bibel-Treue. Die ganze Debatte, die er zu diesen zwei Begriffen angestoßen hat, so war meine Vermutung, wird sich auch in dieser Zeitschrift niederschlagen – und zwar eher zur Jesus-Treue auf Kosten der Bibel-Treue. Aber ich hoffte. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Wie auch immer. Ich habe mich erwartungsvoll an die Lektüre der ersten Ausgabe von Faszination Bibel gemacht. Im Folgenden möchte ich meine Eindrücke zu dieser Zeitschrift weitergeben.

1. Aufbau der Zeitschrift: Bibelwissen, Bibelerfahrung, Bibelzugänge

Die erste Ausgabe hat 99 Seiten und ist somit recht umfangreich. Was aber sofort auffällt, sind die zahlreichen Werbeseiten. Ca. 20 % des Heftes ist Werbefläche. Ob das nur bei der Startauflage der Fall ist, die kostenlos abgegeben wird,  oder ob die folgenden Ausgaben auch so einen hohen Werbeanteil haben, kann ich nicht sagen. Den Preis hat die Werbung anscheinend nicht gedrückt. Der beträgt für ein Jahresabonnement mit vier Ausgaben 23,60 Euro.

Inhaltlich ist das Heft dreigeteilt mit den Rubriken Bibelwissen, Bibelerfahrung und Bibelzugänge. Zu einigen Artikel aus den drei Bereichen möchte ich jetzt Stellung nehmen.

2.       Was ist so heilig an der Heiligen Schrift?

In dem Artikel „Was ist so heilig an der Heiligen Schrift“ (S. 26-29) geht der Autor Christoph Schrodt (Mitglied der Redaktion) der Frage nach, was Inspiration bedeutet. Es handelt sich ja bekanntlich um die grundsätzlichste Frage überhaupt, an der sich in den letzten Jahren viele zerstritten hatten, besonders die sogenannten bibeltreuen Christen. Dass die Bibel von Gott inspiriert ist, darüber sind sich viele einig. Was aber Inspiration bedeutet, da scheiden sich die Geister. Im Artikel werden die drei meistvertretenen Sichtweisen von Inspiration vorgestellt und kritisch hinterfragt: Verbalinspiration, Realinspiration und Personalinspiration. Der Autor kommt zu dem Schluss, und das hat mich stutzig gemacht, dass „jede dieser Auffassungen für sich alleine nicht genügt und das Wesen der Bibel nicht wirklich erfasst. […] In der Bibel selbst gibt es keine ‚Lehre‘ von der Inspiration, die den Sachverhalt näher erläutert oder gar definiert.“ Allein an dieser Aussage stellt man fest, wie weit der Autor und womöglich auch das gesamte Redaktionsteam von Faszination Bibel von der Chicago Erklärung entfern sind.

Anschließend entwickelt Schrodt eine für mich bis dahin unbekannte eigene „Lehre“ von der Inspiration. Anhand von 1 Mose 2,7 und Johannes 20, 21-23, die er gleichnishaft auf die Inspiration der Heiligen Schrift anwendet, erklärt er, dass die Bibel lebendig ist und lebendig macht. Und die Verse aus dem Johannesevangelium machen lediglich deutlich, dass die Bibel ein Bote Gottes ist und wir in der Bibel Jesus begegnen. Abgesehen davon, dass diese Bibelstellen nur im Entferntesten etwas mit der Inspiration der Heiligen Schrift zu tun haben, habe ich mich gefragt, warum der Autor nicht anhand von 2. Timotheus 3,16, 2. Petrus 1,21 oder Matthäus 5,18 die Entstehung der Bibel und ihre Inspiration erklärt. Aber es geht Schrodt nicht um die Entstehung der Bibel. Und Inspiration hat weniger mit der Entstehung zu tun, sondern eher etwas mit der Wirkung der Bibel. Somit lenkt er die Aufmerksamkeit weg von der Heiligen Schrift hin zur Person, auf die die Bibel wirkt. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Bibel fehlbar ist, oder wie er es ausdrückt: „Es ist Gottes Wort nicht im Sinne eines abgesicherten, unfehlbaren Wortbestandes oder Buchstabensystems.“ Wichtiger ist mehr dieses: „Inspiration wird erfahren, wo das Wort trifft.“ Ich als Leser habe nach dem Lesen dieses Artikels folgenden Eindruck: Lasst uns weniger von  dem objektiven, unfehlbaren und inspirierten Wort reden, viel mehr lenken wir unseren Blick auf die subjektiven, individuellen Erfahrungen mit der Schrift, die vielfältig und widersprüchlich sein dürfen. Denn, jeder hat seinen eigenen Zugang zur Bibel. Jeder kann sich die Bibelübersetzung aussuchen, die zu ihm passt (s. S. 58 und 64). Jeder hat sein eigenes Auslegungssystem und auch viel Spielraum (s. S. 71). Ich finde das verhängnisvoll.

Es ist nicht so, dass ich aus der Zeitschrift nichts lernen konnte, oder dass alles verwerflich ist. Aber an diesem Grundlagenartikel ist für mich klar geworden, dass das Redaktionsteam die Bibel mit anderen Augen sieht, als es in der Chicago Erklärung bekenntnishaft festgehalten wurde. Damit verliert diese Zeitschrift in meinen Augen an Wert und Nutzen, auch wenn ich die Idee einer solchen Zeitschrift sehr gut finde.

Zu folgenden Artikeln folgen in Kürze weitere Stellungnahmen:

6 Kommentare zu „Faszination Bibel I“

  1. Hallo Eddi,

    ich habe mir das Geld gespart. Habe ein Freiexemplar vom Bibellesebund mit der üblichen Werbung bekommen :).

    Zum Inhalt: Wie du bereits gesagt hast. Viele gute Ansätze. Auf keinen Fall “alles schlecht”. Aber schwerwiegend veränderte Denkweise.

    alex

  2. Pingback: Faszination Bibel II : : nimm und lies – tolle lege

  3. Hallo! Bin über “The Young Reformer” auf dieses Blog gestossen; Bücherbesprechungen haben sogleich mein Interesse geweckt.

    Wir haben auch ein Probeexemplar von “Faszination Bibel” bestellt; ich habe noch nicht reingeguckt – und jetzt hat mein Interesse rapide nachgelassen!

  4. Ich habe die Zeitschrift ganz durchgelesen und auch etwas nützliches gefunden. Aber im Großen und Ganzen, ist sie eher nicht empfehlenswert, um nicht zu sagen schädlich. Leider…

  5. Es ist witzig ich dachte genau das gleiche als ich den Artikel zur Inspiration las. Dieser war für mich der interessanteste der Rest ist für mich nicht sonderlich relevant gewesen.

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