Etwas verspätet, aber besser als nie:Ein Artikel zu einem mehrfachen Jubiläum meinerseits für NIMM-LIES (7 Jahre, 30-er Geburtstag & 200-er Artikel). Ich möchte der Frage nachgehen, wie meine Beziehung zur (christlichen) Literatur ist.
Ausgangslage
Zunächst die Frage: Warum lese ich? In den letzten Jahren, bin ich von einem rein pragmatischen Lesen – Gott sei Dank- immer mehr, wenn auch nicht vollständig abgekommen. Damit meine ich, dass man ein Buch nur ließt, weil gerade eine Themenvorbereitung für eine Bibelstunde ansteht, oder man Illustrationen für eine Predigt sucht. Immer mehr wird es zu meiner Motivation, den biblischen Text, oder sogar vielmehr das Wesen und das Handeln Gottes besser zu verstehen. Und es gibt hier vieles, was mich irritiert, wo mich die Bibel vollständig überfordert, ja schockiert, vieles scheint super verwirrend zu sein. Ich habe mich persönlich auch bei zu vielen illegitimen Verkürzungen im Zugang zum Wort Gottes erwischt! Das Motto “die konservativst-möglichste Auslegung wird schon die echte sein” ist einfach nicht ausreichend und wird der Bibel nicht gerecht. Somit ergibt sich für mich auch die Literaturwahl: Historisches Material, um das Verständnis von 2000 Jahren Heiligengeschichte aufzunehmen, wird ergänzt durch Bibelkunde, Kommentaren und auch systematischer Theologie. Was nicht sagen soll, dass ich nicht immer noch gerne mal zu einem Klassiker säkularer Literatur greife.
Entwicklung
Nur um ein Beispiel dessen zu geben, was mich aktuell beschäftigt. Immer wieder fällt es mir schwer das AT zum NT zusammenzubringen. Warum z.B. ist so wenig über das Ewige Leben (und auch die Ewige Verdammnis) im AT zu finden. Hier findet ja ein schon krasser Umbruch im Thema statt zwischen den beiden Teilen der Bibel. Auch in Fragen der Dreieinigkeit und ihrer Offenbarung im AT habe ich Verständnisprobleme. Nun gibt es hier keine einfache Abkürzung. Man wird die Antwort nicht durch eine halbe Stunde Konkordanzblättern oder Bibelsoftware finden. Hier ist oftmals guter Rat teuer! Mit der Zeit schätzt man immer mehr die Literaturhinweise in Büchern und referenziert immer weitere Kreise um zu einer wirklich soliden Antwort vorzudringen. Vor allem aber ist man dankbar für Menschen, die mit einem guten Wink zur Seite stehen. Solche sind aber wirklich schwer aufzufinden, ich würde aktuell nur 4 Brüder nennen können, auf deren Literaturhinweis ich wirklich hören würde.
Folgen
Es ist zwar schwierig gewesen zu guten Antworten vorzudringen, aber nicht unmöglich und oftmals ging es leichter als ich dachte. Ich weiß noch welcher Stein mir vom Herzen fiel, als mir klar war, dass ich einen viel zu unbiblischen Dualismus im Bezug auf den Menschen vertrete. Kaum war dieses Hindernis beseitigt, wurden aus vielen Versen, die ich bisher als Anklage sah, eine Verheißung. Römer 8,1, ein Vers der mich bisher zu tiefst anklagte, – wann wandelte ich schließlich wirklich völlig nur geistlich und nicht seelisch – wurde zu einer der kostbarsten Perlen im Trostschatz der Bibel für mich!
Überhaupt ist die Entwicklung vor allem eine einigende. Ich habe mich zu oft dabei erwischt, dass ich Grenzen und Trennungen dort ansetzte, wo keine nötig waren, z.B. auch im Bezug des AT und NT zueinander. Als diese näher zusammenwuchsen (in meinem Geiste), wurden viele dunkle Stellen viel klarer. Auch die Beschäftigung mit der Dreieinigkeit, oder der völligen Menschheit und Gottheit Jesu, brachte an vielen Stellen Licht.
Kosten
Neben diesen köstlichen Segnungen gilt es die Kosten zu überschlagen, und diese sind zumindest für mich teuer genug. Schon als Kind wurde man als Bücherwurm belächelt, heute ist es aber vielmehr völlige Verachtung. Selbst die nächsten Verwandten schrecken bereits vor dem Bücherregal zurück, im Besten Fall wird es als unnötige Investition gewertet, im schlimmsten Fall steht man immer ein bisschen unter “Ketzerverdacht”. Im Allgemein gilt, dass eigentlich in der Bibel alles klar sei, man ja nur die Aufgabe hätte, das was man müsste in die Tat umzusetzen, und unsere “praktische” Zeit sowieso keine Theoretiker braucht. Kurz: Wie man Bücher lesen kann, ohne als ein vollständiger Idiot zu gelten, ist mir völlig unklar. Aber am Traurigsten ist eigentlich vor allem, dass man kaum einen findet, mit dem man mal über das gelesene reden und nachdenken kann. Der Pragmatismus vor allem konservativer Evangelikaler belastet mich hier schon oft sehr. Insgesamt ist es aber ein Preis, denn es sich zu zahlen lohnt. Neben diesen äußeren Problemen liegt noch die innere Spannung der Prioritäten (Familie, Gemeinde, Nächstenliebe) vor. Hier ist Weisheit nötig, die mir oft mangelt. Neben diesen Kosten gilt es natürlich auch Zeit zu finden, was aber durchaus positive Folgen hat, denn ich denke es ist es wert auf die ein oder andere Fete, auf den ein oder anderen Film oder eine andere Freizeitbeschäftigung um eines Buches willen zu verzichten.
Gefahren
Ich erkenne in mir die Gefahr, mich über die Gleichgültigkeit anderer oftmals in unnötigen Maße aufzuregen. Eine Lösung dafür habe ich noch nicht gefunden.
Viel schlimmer ist jedoch die Gefahr des Relativismus. Man könnte geneigt sein, dass Autor A die Position X ja ganz gut darstellte, während B die Position X völlig entgegengesetzt schilderte, aber auch mit guten Argumenten. Die Wahrheit sei entsprechend entweder gar nicht oder irgendwo in einer mystischen Mitte, die aber nie zu treffen sei, zu finden. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob der Schaden hier vom vielen Büchermachen herrührt, oder von einer allgemein sehr gleichgültigen und opportunistischen Haltung gegenüber Wahrheit herrührt.
Hier sehe ich auch den Anschlusspunkt zu meinem Ausgangspunkt. Jesus ist die Wahrheit! Natürlich werde ich Jesus nie ganz erfassen, und doch kann ich mehr von ihm lernen. Dabei werde ich und muss ich mich korrigieren lassen, den ein weiter Blick zeigt mir eine neue Facette ein neues Detail dieser Wahrheit. Die alten Bekenntnisse haben dieses Kreisen um die Wahrheit in Christus immer wieder wunderbar auf den Punkt gebracht.
Hier sehe ich auch meine Mission in der Mitarbeit für NIMM-LIES: Auf Christus hinweisen, meine Neuentdeckungen in seinem Wesen, seinem Handeln, seinen Ämtern und seinem Ratschluss hinzuweisen.
Einschätzung und Appell
Wenn ich auf meine 200 Artikel zurück blicke, dann bin ich eher schockiert davon, dass mir wirklich gute Rezensionen eher selten gelangen. Ich halte mich für keinen guten Rezensenten, aber ich habe die Arbeit gemacht. Das sehe ich als Appell an unsere Leser! Unterstützt uns, schickt uns eure Rezensionen! Schreibt selber welche bei Amazon! Je mehr gutes Material im Web, desto besser. Persönlich aber profitierte ich sehr. Schreiben ist unglaublich förderlich. Gedanken auf Papier zu bringen, herausfordernd. Es erhöht die Selbstkritik und den Blick auf die Sachen und hat schließlich den positiven Effekt eines abschließenden Buchreviews.