Didache: Die Lehre der zwölf Apostel

Ich habe festgestellt, dass hier im Blog bisher noch sehr wenig bis gar nichts von den alten Kirchenvätern vorgestellt wurde. Heute möchte ich den Anfang wagen, und mit einem ganz berühmten Klassiker der Urkirche anfangen, der sogenannten Didache (griech.: Lehre). Wenn man es kurz umschreiben müsste, könnte man diese Schrift auch als allererste Gemeinderegel oder Kirchenordnung bezeichnen. Der Autor ist unbekannt, wahrscheinlich wurde diese Schrift von einer ganzen Gemeinde ende des ersten Jahrhunderts in der Gegend von Syrien (Antiochien?) verfasst.

Shepherd-with-Flock-610x351

Interessanterweise wurde dieser Text von einigen Christen damals zu den kanonischen Schriften gehalten, ging es doch hierbei um den Text, der Täuflingen vor der Taufe vorgelesen wurde. Den Autoren war es also wichtig, in möglichst kurzer Weise den Weg und die Art der Christenheit zu beschreiben:

1,1. Zwei Wege gibt es, einen des Lebens und einen des Todes. Der Unterschied aber ist groß zwischen den beiden Wegen.

2. Der Weg nun des Lebens ist dieser:

“Erstens sollst du Gott lieben, der dich geschaffen hat, zweitens deinen Nächsten wie dich selbst”; alles aber, von dem du willst, dass es dir nicht geschehe, das tu auch du nicht einem anderen.

3. Die Lehre aber dieser Worte ist diese:

Segnet die, die euch verfluchen, und betet für eure Feinde; fastet aber für die, die euch verfolgen. Denn welche Gunst (habt ihr), wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr aber: Liebt die, die euch hassen, und ihr werdet keinen Feind haben.

4. Enthalte dich der fleischlichen [und körperlichen] Begierden. Wenn dir jemand einen Schlag auf die rechte Wange gibt, halte ihm auch die andere hin, und du wirst vollkommen sein. Wenn dich jemand zwingt zu einer Meile, geh mit ihm zwei.

Wenn dir jemand deinen Mantel nimmt, gib ihm auch das Untergewand. Wenn jemand dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück; du kannst es ja ohnehin nicht.

5. Jedem, der dich (um etwas) bittet, gib, und fordere es nicht zurück; denn der Vater will, dass allen gegeben wird von seinen eigenen Gnadengaben. Selig, wer gibt nach dem Gebot; denn untadelig ist er. Wehe dem, der nimmt. Denn zwar: wenn jemand aus Mangel nimmt, wird er untadelig sein; wer aber keinen Mangel hat, wird Rechenschaft ablegen müssen, weshalb er genommen hat und wofür. In den Kerker geworfen wird er verhört werden hinsichtlich dessen, was er getan hat, und er wird nicht hinauskommen von dort, bis er den letzten Pfennig zurückerstattet hat.

6. Aber auch darüber ist gesagt worden: “Es soll schwitzen dein Almosen in deinen Händen, bis du weißt, wem du es gibst.”

Was sofort auffällt: Die große Praxisnähe der damaligen Christenheit. Gleich von Anfang an wird das christliche Leben in Anlehnung an die Bergpredigt Christi umschrieben. Was ich persönlich an der Didache am interessantesten empfinde, ist, dass auch ein Einblick in die damalige Taufrituale gegeben wird. Dazu wieder die Didache:

7,1. Betreffs der Taufe aber: Tauft so: Nachdem ihr dies alles zuvor gesagt habt, tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit lebendigem (= fließendem) Wasser.

2. Wenn du aber kein lebendiges Wasser hast, taufe in anderem Wasser. Wenn du aber nicht in kaltem Wasser (taufen) kannst, (dann) in warmem.

3. Wenn du aber beides nicht hast, dann gieße auf den Kopf dreimal Wasser auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

4. Vor der Taufe aber sollen der Täufer und der Täufling fasten und wenn möglich einige andere. Du sollst aber dem Täufling befehlen, einen oder zwei Tage lang vorher zu fasten.

Interessant in diesem Zusammenhang: Egal, wie sehr sich dies, die katholische und andere Kirchen wünschen würden, es ist hier keine Rede von der vergebenden und seligmachenden Wirkung der Taufe. Die Taufe wurde von bereits Gläubigen vollzogen (Nebenbei erwähnt könnte ein Säugling auch nicht ein oder zwei Tage fasten). Schließlich musste diese Didache dem Täufling vorgelesen werden und er musste ihr zustimmen!

Die weiteren Fragen, die in der Didache besprochen werden, betreffen das Abendmahl sowie den Umgang mit reisenden Predigern. Zur damaligen Zeit kam es wohl immer wieder zum Missbrauch der christlichen Gastfreundschaft durch Menschen, die sich als Prediger ausgaben.

Da der Autor der Didache bereits über 70 Jahre tot ist, ist der Text selbstverständlich lizenzfrei verfügbar, z. B. hier.

Hinterlasse einen Kommentar!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen