In seiner Predigt “Free Will – a slave” denkt Spurgeon darüber nach, wie wohl ein arminianisches Gebet klingen würde:
“Ihr habt bestimmt schon viele arminianische Predigten gehört, aber ihr habt noch nie ein arminianisches Gebet gehört – denn im Gebet sind die Heiligen eins in Wort, Tat und Geist.
Ein Arminianer würde auf den Knien verzweifelt beten wie ein Calvinist. Er kann nicht über den freien Willen beten: das ist schlichtweg unmöglich. Stellt euch vor, er würde beten:
“Herr, ich danke dir, dass ich nicht wie diese armen, anmaßenden Calvinisten bin. Herr, ich wurde mit einem herrlichen freien Willen geboren; ich wurde mit einer Kraft geboren, durch die ich mich dir von selbst zuwenden kann; ich habe meine Gnade verbessert. Wenn jeder mit seiner Gnade dasselbe getan hätte wie ich, wären sie alle gerettet worden. Herr, ich weiß, du machst uns nicht willig, wenn wir nicht selbst willig sind. Du gibst jedem Menschen Gnade; manche verbessern sie nicht, aber ich schon. Es gibt viele, die in die Hölle gehen werden, die genauso mit dem Blut Christi erkauft wurden wie ich; sie hatten genauso viel vom Heiligen Geist, der ihnen gegeben wurde; sie hatten eine genauso gute Chance und waren genauso gesegnet wie ich. Es war nicht deine Gnade, die uns unterschiedlich gemacht hat; ich weiß, dass sie sehr viel getan hat, dennoch habe ich den Knopf gedrückt; ich habe das genutzt, was mir gegeben wurde, und andere nicht – das ist der Unterschied zwischen mir und ihnen.”
– Das ist ein Gebet für den Teufel, denn niemand sonst würde ein solches Gebet sprechen.” (eigene Übersetzung)
Damit fällt Spurgeon einen Punkt, den Herman Bavinck im ersten Band seiner Reformed Dogmatics ähnlich sieht. Er schreibt dort (S377): „Es ist unbestrittenes Zeugnis aller religiöser Erfahrung von Christen, dass das Heil, sowohl in einem objektiven, wie subjektiven Sinn, einzig das Werk Gottes ist. Somit mag eine Person in Theorie ein Pelagianer sein, in der Praxis des christlichen Lebens, vor allem im Gebet ist jeder Christ ein Augustinianer. Denn hier ist alle Selbstverherrlichung ausgeschlossen, und nur Gott allein bekommt die Ehre….“