Buchrezension: Biblische Dogmatik – Eine Einführung in die systematische Theologie

BD

Nachdem dieses umfassende Werk bereits in viele Sprachen übersetzt und weit verbreitet worden ist, liegt es nun erstmals auch in deutscher Übersetzung vor.

Der Autor gibt bereits im Vorwort einen Überblick über seine persönlichen Überzeugungen, was fair und auch für den Leser zur Einordnung dieses Werkes sehr hilfreich und wertvoll ist:

Wayne Grudem vertritt u.a.:

  • Eine „konservative Sichtweise der biblischen Irrtumslosigkeit, die deutlich im Einklang mit der ‚Chicago Erklärung‘ steht“
  • „Eine traditionell reformierte Position in Bezug auf die Fragen der Souveränität Gottes und der Verantwortung des Menschen, des Ausmaßes des Sühneopfers und der Versöhnung sowie der Frage der Prädestination“
  • Die Überzeugung, „dass diejenigen, die wahrhaft wiedergeboren sind, ihr Heil niemals verlieren werden“
  • Dass Männer und Frauen in der Ehe und in der Gemeinde verschiedene Rollen bzw. Aufgaben haben
  • Die Glaubenstaufe nach baptistischem Verständnis
  • Dass alle Geistesgaben heute noch gültig sind – allerdings ist „Apostel“ seiner Meinung nach ein „Amt“ und keine „Gabe“ und daher heute nicht mehr existent
  • Die Sicht, dass die Wiederkunft Christi jeden Tag stattfinden kann. Sie wird seiner Überzeugung nach „prämillenialistisch“ (vor dem Tausendjährigen Reich), aber „posttribulationistisch“ (nach der Großen Trübsal), sein.

Mit diesem Bekenntnis macht Grudem deutlich, dass er weder ein klassischer Cessationist noch Dispensationalist ist, aber auch kein klassischer calvinistischer Bundestheologe. Damit bewahrt der Autor den Leser vor falschen Erwartungen.

Sehr hilfreich und informativ sind die ausführlichen und sachlich-fairen Darstellungen und Beurteilungen der verschiedenen Auffassungen und falschen Positionen, die zu den jeweiligen biblischen Lehren existieren, wobei die eigene Überzeugung des Autors bescheiden, aber deutlich erkennbar vertreten und begründet wird. So vertritt er z.B. die Überzeugung, dass die Schöpfungstage aus jeweils 24 Stunden und nicht aus längeren oder langen Perioden bestanden haben, ohne aber andere Auffassungen von ernsthaften bibeltreuen Theologen respektlos für absolut ausgeschlossen zu halten.

Wohltuend ist die gottesfürchtige und demütige Haltung, die das ganze Werk kennzeichnet. Grudem hält sich durchaus für fehlbar und überlässt es dem Leser, die richtigen Schlüsse aus seinen Erkenntnissen und Ausführungen zu ziehen. Jedes Thema wird mit einem passenden Lied und mit Anregungen und Fragen abgeschlossen, damit der Leser praktische Konsequenzen für sein Leben ziehen kann.

Der Autor verzichtet bewusst auf eine akademische Sprache, schreibt leicht verständlich und betont erbaulich, unzweideutig, aber nicht polemisch. Für Grudem ist „wahre Theologie ‚Lehre, die der Gottesfurcht entspricht‘ (1Tim 6,3), und wenn Theologie richtig studiert wird, dann wird dies ein Wachstum in unserem Christenleben und unsere Anbetung zur Folge haben“ (S. 23).

Man wird eine Anzahl sachlicher Fehler finden – z.B. ist die Annahme längst widerlegt, dass vor J.N. Darby die Lehre von der „geheimen Entrückung der Gemeinde“ in der Kirchengeschichte nie vertreten wurde (S. 1218).

Auch wird man mit Recht bemängeln können, dass einige seiner Ausführungen und Schlussfolgerungen zum Thema „Geistesgaben“, „Wunder“ usw. eindeutig von Charismatikern wie John Wimber und Jack Deere geprägt sind, denen er zwar nicht blind folgt, die aber meines Ermessens nach biblisch nicht haltbar sind und deshalb besonders kritisch gelesen werden sollten.

So wird z.B. auch das „Ruhen im Geist“ (S. 709) verharmlost und zu blauäugig dargestellt. Andererseits staunt man, wie Wayne Grudem auf feine, geistliche Weise falsche Lehren und Traditionen in allen evangelikalen Lagern korrigiert und widerlegt. Dabei bekommt man nicht den Eindruck, dass der Autor konfessionell festgelegt ist, sondern auch korrekturbereit ist, wenn es biblische Argumente gibt. Besonders solche Leser, die gefestigte biblische Überzeugungen haben, werden sicher nicht alle Sichtweisen Grudems teilen können. Dennoch kann ihnen dieses umfassende Werk eine große Hilfe sein, um auch andere Sichtweisen und Traditionen zu bestimmten Lehrthemen kennenzulernen, zu verstehen – aber auch auf eine überzeugende, gewinnende und vor allem biblisch begründete Weise widerlegen zu können.

Wolfgang Bühne, www.fest-und-treu.de

Titel: Biblische Dogmatik
Unter­ti­tel: Eine Einführung in die systematische Theologie
Autor: Wayne Grudem
Sei­ten: 1432
For­mat: 17 x 25 cm
Ein­band: Hard­co­ver
Jahr: 2013
Ver­lag: VKW/Arche-Medien
ISBN: 978-3-86269-066-4
Preis: 59,90 EUR
erhält­lich bei: cbuch.de
Leseprobe: Bucer

2 Kommentare zu „Buchrezension: Biblische Dogmatik – Eine Einführung in die systematische Theologie“

  1. Sehr gute und offene Bewertung. Vielen Dank.
    So kann sich jeder schon im Vorfeld überlegen und dieses Buch etwas für Ihn sei.
    DANKE

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