Buchbesprechung: Geschichte und Gott

Geschichte-und-Gott-Axel-SchwaigerIch bin fest davon überzeugt, dass zwar jedermann davon redet, wie wichtig und hilfreich solide Geschichtskenntnisse sind, doch gleichzeitig sich kaum einer um solche bemüht. Das zeigt ein Blick auf das Angebot christlicher Bücher zum Thema Kirchengeschichte. Betrachtet man das Thema Geschichte allgemein ist eine Deutung aus christlicher Sicht noch seltener zu finden. Am ehesten findet man hier noch Material aus dem Mittelalter (z. B. die Weltchronik oder die Geschichte der zwei Staaten von O. v. Freising von 1146) oder von den Pietisten des vorletzten Jahrhunderts.

Nun wurde diese wichtige Lücke geschlossen und ein grundlegendes Werk zur Interpretation der Weltgeschichte erschien vor einigen Wochen bei CV Dillenburg. Geschichtsdichtung unterliegt immer der Interpretation durch den Betrachter. Dies bedeutet für den Christen, dass ein Forschen in der Schrift und eine Grundhaltung des Vertrauens gegenüber Gott ihm helfen können, die Geschehnisse vergangener Zeiten besser deuten zu können.

Der Autor spricht hierbei von einer “eschatologischen Dynamik auf einen Zustand hin, den die Bibel für das Ende der Zeit fokussiert vorher sieht (S. 81)”. Dies bedeutet, dass der Christ die Weltgeschichte immer fest in einem relativ kurzen Zeitrahmen sieht mit vorgegebenem Anfang und festgesetztes Ende, im Gegensatz zu der allgemein üblichen Ansicht Geschichte mehr oder weniger als ein nicht endendes (vielleicht sogar oszillierendes) Szenario zu betrachten.

Der Autor geht sehr ausführlich auf zahlreiche allgemeine Prinzipien der Geschichtsdeutung ein. Hierbei bilden die Datierungmethoden einen besonderen Schwerpunkt, wobei es dem Autor gelingt die Grenzen der üblichen Datierungsverfahren aufzuzeigen. Über das Ziel hinaus schießt das Werk bei der allzu ausführlichen Betrachtung der Sintflut und der Dinosaurier. Hier scheint sich der Autor zu sehr in Details zu verlieren. Dadurch entstehen Mängel an anderen Themen. So wären mehr Informationen über die wahre Gotterkenntnis der Heidenvölker interessant.

Ein weiterer Schwerpunkt wird im Buch durch eine intensive Betrachtung chronologischer Fragen gesetzt. Dieser Abschnitt ist dem Autor sehr gut gelungen, wobei ich ihm nicht recht geben kann, dass die Kreuzigung Jesu bereits am Mittwoch der Leidenswoche stattgefunden haben sollte. Ein sehr hilfreicher Abschnitt im Buch ist die ausführliche Darstellung zahlreicher archäologischer Belege für biblische Personen und Ereignisse. Dieses macht Lust auf einen Besuch im British Museum, in dem sich zahlreiche historische Materialien befinden. Überhaupt machen die zahlreichen Abbildungen im Buch das Buch zu einem wertvollen Nachschlagewerk. Der größte Vorteil ist wohl, dass man die einzelnen Abschnitte im Buch auch gut getrennt voneinander betrachten kann. Dadurch bleibt dieses immer eine Fundgrube an Informationen. Die zahlreichen Illustrationen beschleunigen den Lesefluss deutlich.

Was nach der Beschreibung des Messias als Zentrum der Geschichte folgt, sind Ausführungen zur Ausbreitung des Christentums im römischen Reichs, gefolgt von der extremen Verweltlichung im Mittelalter, wobei der Autor deutlich zahlreiche Aufbrüche aufzeigt, z. B. die der iro-schottischen Mönche. Während der Reformation sollte sich vieles ändern, aber auch durch die Entdeckung der neuen Welt. Hier erarbeitet Schwaiger sehr ausführlich die ersten (vor allem katholischen) Missionsversuche in Südamerika aber auch in China. Was jedoch die deutlichste Botschaft des Buches ist, ist das Finale der Geschichte: Nachdem die ganze Welt durch die Botschaft von Jesus Christus durchsäuert ist (im Sinne einer Beeinflussung durch und einer Konfrontation mit dem Evangelium), zeichnet sich immer mehr eine deutliche Ablehnung des Christus, seiner Lehre und seiner Nachfolger.

Somit wird vor dem letzten Tag ein großer antichristlicher Angriff stattfinden. Ich finde es überaus hilfreich, dass der Autor diesen vor allem für uns, durch Wohlstand und Freiheit verwöhnte Christen Europas, wieder so deutlich ausarbeitet. Ich denke, die größte Gefahr der Lehre der Vorentrückung darin liegt, zu meinen, wir würden schon so weiter machen können, bis Jesus uns gerade rechtzeitig abholt. Die Weltgeschichte straft dies Lügen, da Christen immer durch allergrößte Schwierigkeiten mussten. Warum sollten da wir verschont werden?

Der Stein von Rosette
Der Stein von Rosette

Schließlich geht der Autor auch ausführlich auf den Glauben und das Verhalten der Christen im dritten Reich ein. Ich denke, alle Evangelikalen sollten es wissen: Im dritten Reich gab es zwar einige Katholiken und auch Evangelische (Stichwort: Bekennende Kirche) die sich dem Nationalsozialismus entgegenstellten, aber der Autor stellt fest, was ich persönlich schon ausführlich recherchiert habe:

Fälle aktiveren Widerstandes, wie von katholischer und evangelischer Seite, finden sich bei den Freikirchen nicht (S. 595).

Asche auf unser Haupt, und ein großer Kummer, dass sich weder Baptisten noch Brüderbewegung noch andere Freikirchen sich gegen die Perversitäten des dritten Reiches erhoben haben. Ich denke sogar, der große Unterschied liegt darin, dass die evangelische Kirche bald nach Kriegsende immerhin ein Schuldbekenntnis verfasst hat (Vgl. das “Stuttgarter Schuldbekenntnis“). Ich denke dies ist ein Wachruf an die Christen unserer Zeit. Wenn unsere Väter sich nicht gegen Hitler erhoben haben, wer gibt uns dann die Garantie, dass unser Glaube in einer Zeit des Antichristen besser sein sollte. Dabei sind doch viele Freikirchen heute weiter von der Wahrheit im Evangelium entfernt als noch vor einigen Jahrzehnten. Wenn das nicht ein klarer Wachruf zur Buße ist!

Das Buch schließt mit einer Betrachtung zum Volk Israel und zur wachsenden Globalisierung.

Fazit: Ein hilfreiches Werk, welches in vielen Situationen genutzt werden wird. Es hat einige kleine Schwächen, über die man aber leicht hinweg sehen kann, da man die Abschnitte unabhängig von einander gelesen werden können. Insgesamt ein längst überfälliger Beitrag!

Titel: Geschichte und Gott
Untertitel: Eine Deutung aus christlicher Sicht
Autor: Axel Schwaiger
Seiten: 720
Bindung: Hardcover
Preis: 29,90 EUR
Verlag: CV Dillenburg
Auflage: 1 Auflage 2015
ISBN: 978-3-86353-034-1
Zu erwerben bei: CB-Buchshop.de

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