Mit der Biographie von Jonathan Edwards hat Iain H. Murray ein Monumentalwerk geschaffen. 24 Jahre nach der englischen Erstausgabe ist das Werk seit Februar dieses Jahres auch in deutscher Sprache erhältlich. Ich habe mich über die Neuerscheinung beim CLV sehr gefreut. Bis heute habe ich erst die Hälfte des Buches gelesen, aber schon jetzt kann ich sagen, das ich diese Biographie mit großem Gewinn gelesen habe und gerne weiterempfehlen werde.
An dieser Stelle möchte ich drei Zitate aus den ersten Kapiteln wiedergeben und kurz erläutern, warum sie für mich wichtig geworden sind.
1. Alle, die im Feuer der Verfolgung lebendige Christen waren, werden inmitten eines allumfassenden Friedens bald erkalten – außer einigen, die Gott hart prüft, sodass sie in einer glaubensvollen, wachsamen, demütigen und betenden Haltung bleiben. (Seite 32)
Mich hat diese Aussage schockiert. Ist es wirklich so, dass Christen während der Verfolgung standhaft ausharren und trotz schwerwiegenden Konsequenzen treu bleiben, aber später erkalten, wenn sich die Verfolgung gelegt hat? Doch, es stimmt wirklich. Noch vor ca. 20-25 Jahren hatten viele Christen in der ehemaligen UdSSR zum Teil starke Verfolgungen miterlebt. Nachdem sie aber nach Deutschland umsiedeln konnten, ist der Glaube in sehr vielen erkaltet oder die Grundfesten des Glaubens beginnen nach erfolgreichen Angriffen des Teufels zu wanken. Ich blicke mit Unverständnis und Traurigkeit auf diese Christen und fürchte mich, selbst abzugleiten und das Ziel zu verfehlen.
2. Bereits um 1700 und vielleicht noch früher war Stoddard davon überzeugt, dass die Einheit und geistliche Standfestigkeit der Gemeinden ein solches Maß an Zusammenarbeit unter den Pastoren benötigten, wie es traditionell eher bei den Presbyterianern kennzeichnend war. Hinsichtlich der absoluten Unabhängigkeit jeder einzelnen Gemeinde schrieb er schon 1700: “Dieses vom Herrn festgelegte Prinzip ist zu edel und ein zu anspruchsvoller Sachverhalt für jede kleine Gemeinde, als dass sie sich eine solch unkontrollierbare Macht anmaßen könnte und dabei niemandem auf Erden verantwortlich ist; dies ist kein glaubwürdiger Weg des Friedens – weder für die Gemeinden noch für die Sicherheit der einzelnen Gemeindeglieder…” (Seite 49)
Ich bin davon überzeugt, dass jede Gemeinde unabhängig und autonom von anderen Gemeinden sein sollte. Die Gemeinde Jesu ist aber auch immer universal zu verstehen. Die Gemeinde vor Ort ist immer nur ein kleiner Teil der großen Gemeinde. Doch sobald Gemeinden beginnen ein Eigenbrötlerdasein zu leben, setzen sie sowohl die ganze Gemeinde als auch deren einzelne Glieder in Gefahr. Es wäre jetzt falsch, daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, sich für die weltweite Ökumene zu engagieren. Stoddart meint eher eine lokale enge Zusammenarbeit von leitenden Brüdern, um Ermutigung und Korrektur zu bekommen. Bei solcher Zusammenarbeit profitiert jeder von der Erfahrung und der Weisheit anderer. Die Frage, wer zu diesem Arbeitskreis dazu gerufen wird, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Gemeinden am Anfang des 18. Jahrhunderts in Neuengland waren vermutlich homogener, als es die Gemeinden heute in unserem Land sind. Doch gerade deswegen ist der Austausch und die Zusammenarbeit Gleichgesinnter unentbehrlich.
3. Mr. Stoddard, obgleich ein ausnehmend heiliger Mann, hatte von Natur ein ziemlich dogmatisches Wesen. (Seite 136)
Edwards schätze sehr seinen Großvater Salomon Stoddard. Seine negativen Charakterzüge hat er aber nicht übersehen. Heilige Männer sind nicht vollkommene Männer. Aber heilige Männer jagen nach der Heiligkeit. Viele die in der Gemeinde eine große Verantwortung tragen, neigen dazu diese zu missbrauchen. Wer ein dogmatisches Wesen hat, steht in der Gefahr andere zu manipulieren, auch wenn es zuweilen unbewusst geschieht. Konsequenz und Demut, Strenge und Sanftmut sind dagegen eine willkommene Symbiose.
Schöne Bilder, wie hast du die gemacht?
mit meiner Spiegelreflexkamera und einer “Fotobox” 😉
Sehr nice … mehr davon 🙂
Gute Bilder, guter Artikel.
Besonders Punkt 1 gefällt mir sehr gut und unterstreicht wieder einmal, in welchem Licht das Thema Leiden zu sehen ist. Wir leiden nicht, weil Gott uns etwa zuwenig lieben würde, sondern weil er uns “zuviel” liebt. Er liebt uns mehr als wir uns wohl wünschen würden. Ein bequemes Leben ist aber eher Gericht als Segen, denn es macht uns lau und unfruchtbar. Ich kenne viele Beispiele, auch mich selbst.
Ich habe das Buch jetzt bis zum Kapitel “Der Abendmahlsstreit” gelesen.Besonders die Kapitel über Erweckung haben mich sehr nachdenklich gemacht.Heute haben vielen christliche Kreise eine romantische Vorstellung was Erweckung bedeutet.Diese Sicht teilt das Buch bestimmt nicht, dort bedeutet die nur Gott schenken kann auch harte Arbeit, Verleumdungen, Beleidigungen und auch Trennungen für jene die für die Erweckung eintreten.Da stellt sich die Frage sind wir bereit diesen Preis zu bezahlen?