Dr. habil., D.Th. (Univ. Stellenbosch) Bernhard Kaiser ist Gründer und langjähriger Leiter des Instituts für Reformatorische Theologie. Zudem ist er Autor zahlreicher Werke, darunter Christus Allein und Reformatorisch Glauben. 2014 erschien der erste Band seiner Christlichen Ethik.
Zehn Fragen an Dr. habil., D.Th. Bernhard Kaiser
1. Wie kamen Sie dazu Bücher zu schreiben?
Es gehört zur Aufgabe eines akademischen Lehrers, Bücher zu publizieren, und ich freue mich, dass ich es tun darf.
2. Ist aktuell ein Buchprojekt geplant?
Ja, Band 2 der Christlichen Ethik
3. Nennen Sie uns ihre 3 Lieblingsbücher (neben der Bibel)?
Luther: Vom unfreien Willen
Augustin: Bekenntnisse
Klepper: Der Vater
4. Welche Bücher / Welches Buch würden Sie nicht noch einmal lesen?
Unter vielen anderen: Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
5. In welchem Bereich sehen Sie die größte Not in der heutigen Christenheit und wie könnte man da am besten einschreiten?
Postmoderne Beliebigkeit, Erlebnisorientierung und wenig Bibelkenntnis machen das, was sich Kirche oder Christ nennt, fragwürdig. Predigen und Lehren und die Bitte zu Gott um Prediger und Lehrer sind nötig. Im übrigen baut Christus selber seine Kirche. Er sendet die Arbeiter und er tut die Herzen auf, dass sie acht haben auf das, was die Apostel gesagt haben (Apg 16,14).
6. Wie beurteilen Sie den reformatorischen Aufbruch unter vielen Christen aktuell?
Grundsätzlich freue ich mich darüber, aber ich bezweifle, ob alle, die sich reformatorisch nennen, verstanden haben, was die Reformation wirklich wollte und lehrte.
7. Wie wurden Sie Christ?
Ich bin in einem christlichen Umfeld aufgewachsen, habe meine Konfirmation wirklich ernst gemeint, mich mit 14 Jahren auch „für Jesus entschieden“, aber zu einem wirklich freien Glauben gekommen bin ich erst durch die Begegnung mit der reformatorischen Theologie mit etwa 28 bis 30 Jahren. Da habe ich verstanden, dass ich dem Werk Jesu nichts hinzufügen kann und muss, sondern dass es Gottes gnädige Gabe ist.
8.Was bedeutet für Sie „Christ sein“?
Es ist ein großes Vorrecht, Christus zu erkennen und im Glauben an ihn zu leben; die christliche Hoffnung ist in jeder Hinsicht motivierend, ermutigend und tröstend.
9.Worin sehen Sie Grundlagen für geistliches Wachstum?
Paulus sagt: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen.“ (Kol 3,16)
10. Welche historische Person würden Sie gerne treffen und welche Fragen würden Sie mit dieser besprechen wollen?
Da gäbe es viele. Einem Gespräch zwischen Luther und Calvin über die Abendmahlsfrage würde ich gerne beiwohnen in der Hoffnung, dass sie dazu eine gemeinsame Linie finden möchten.
11. Sind Reformierte Christen auch Evangelikal?
Einige zweifellos, andere nicht. Die reformierte Welt ist (schon traditionell) zu uneinheitlich, um hier mit Ja oder Nein zu antworten. Es hängt sehr davon ab, wie man die Rolle des Menschen bestimmt, insbesondere im Blick auf die Heiligung bzw. das christliche Leben.
Vielen Dank für das Gespräch