Wie deutsche Evangelikale sanft katholisiert werden

Wer als Protestant kirchengeschichtlich nur halbwegs gebildet ist, wird sich verdutzt die Augen gerieben haben: In der Ausgabe vom 22. August 2012 veröffentlichte das evangelikale Blatt idea Spektrum einen Beitrag von Rainer Wälde. Überschrift: „Die geistlichen Mütter Europas“. Darin schildert der Protestant Wälde, der mit seiner Frau Ilona eine Typberatung leitet und sich auch als Filmautor einen Namen gemacht hat, seine Arbeiten an seinem neuen Film, der im Dezember 2012 herauskommen soll.

Wälde wird in seinem Film u. a. die kirchengeschichtlichen Rollen von Brigitta von Schweden, Katharina von Siena und Theresa von Ávila verarbeiten. Angeblich haben diese Frauen den christlichen Glauben in Europa vorangebracht. Das ist jedenfalls die Hauptbotschaft des dreiseitigen Artikels. Kein Wort findet man in dem Artikel davon, dass alle drei Frauen Mystikerinnen waren, die hochgradig dämonisiert waren.

Brigitta beispielsweise hinterließ sieben dicke Bücher, die ihr „Jesus“ angeblich eingegeben habe. Seit ihrem siebten Lebensjahr spreche „Jesus“ ganz offen mit ihr, behaupten sie. Ein „Jesus“ habe der mittelalterlichen Mystikerin offenbart, dass er alle die Päpste foltern („Augen ausstechen, Ohren abschneiden“) und in die Hölle schicken würde, die „den Priestern die Erlaubnis geben würden, eine fleischliche Ehe einzugehen“.

Auch Theresa von Ávila will mit einem „Christus“ so eng verbunden gewesen sein, dass dieser in einer persönlichen Begegnung zu ihr gesagt habe: „Sieh an diesen Nagel; er ist ein Zeichen, dass du von heute an meine Braut sein wirst … Von nun an ist deine Ehre die meinige und meine Ehre die deinige.“ Auch Katharina von Siena hatte in Ekstasen übersinnliche Kontakte und schrieb beispielsweise ein Buch mit dem Titel „Von Gott dem Vater diktiert!“ Diese Frauen, die die röm.-kath. Kirche zu Heiligen machte, als geistliche Mütter Europas zu bezeichnen, gründet sich entweder in totaler Unkenntnis oder gezielter Absicht. […]

Seit Jahren versuchen gewisse Kräfte, die deutschen Evangelikalen sanft zu katholisieren. Es sind vor allem Entscheidungsträger in den Medien, die Protestanten immer wieder Katholisches vorsetzen. Der positive Idea-Beitrag von Wälde über die drei dämonisierten Mystikerinnen ist ein weiterer Beleg dafür.

Ein seit Jahren vergriffenes Buch, das detailliert die Hintergründe der Mystik beleuchtet und aus biblischer Sicht bewertet, ist nun im „IABC-Verlag“ neu aufgelegt worden. Es heißt „Verführungsprinzipien“. Der Autor ist Rudi Holzhauer. Es hat 443 Seiten und kostet 9,90 EUR. Es kann bei cbuch bezogen werden.

Quelle: TOPIC Nr. 9, September 2012

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung von Ulrich Skambraks.

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3 Kommentare zu „Wie deutsche Evangelikale sanft katholisiert werden“

  1. Das ist wieder einmal ein Beweis dafür, dass ich Idea nicht gerne lese und weiterempfehle. In den vergangenen zwei Jahren habe ich mich so häufig über ähnliche Artikel aufgeregt. Gut, nicht alles was idea druckt ist auch deren Meinung, aber trotzdem ist es echt traurig was in Deutschland alles unter dem Namen evangelisch oder evangelikal daherkommt.

  2. Sorry leider ist bei dem Kommentar von 5467 etwas schief gelaufen, darum jetzt eine Richtigstellung.
    In dem Buch von Rudi Holzhauer „Verführungsprinzipien” geht es nicht nur um katholische Mystiker/in es geht auch um eine ganze Reihe von anderen Themen. Zu diesen Themen hat der Autor R.Holzhauer eine ganz direkte eigene biblische Meinung.Was bei diesem Buch besonders hervorsticht, ist das nüchterne Betrachten dieser Themen im Verlauf der Kirchengeschichte ohne dieses in einer vorgefertigten Schablone zu pressen, wie es heute leider sehr große Mode geworden ist. Die große Überschrift “Wie deutsche Evangelikale sanft katholisiert werden” ist mit Sicherheit unpassend für dieses Buch von Rudi Holzhauer!

    Zum Inhalt :Das vorliegende Buch ist eine Zusammenstellung einiger wichtiger Schriften Rudi Holzhauers und gibt geistliche Orientierung über viele Bereiche, zu denen es kaum biblisch gesunde Aufklärung in deutscher Sprache gibt. Im 1. Kapitel beschäftigt sich Holzhauer mit der “christlichen” Mystik, einer im Grunde heidnischen Verführungsströmung, die vor allem in der katholischen Kirche starken Rückhalt fand und die die “Vereinigung mit der Gottheit” und ekstatische spirituelle Erlebnisse durch Versenkung und Meditation verspricht. Holzhauer schildert im 2. Kapitel die verschiedenen Spielarten solcher “Erleuchtung aus dunklem Hintergrund”, gibt lehrreiche geschichtliche Darstellungen von Mystikern (u.a auch Theresa v. Avila, J. Böhme, Ignatius v. Loyola, F. C. Oetinger, J. F. Oberlin, Michael Hahn, J. Chr. Blumhardt, Madame de Guyon, J. Lorber, I. Swedenborg, Edward Irving, Jung Stilling, Terstegen, Zinsendorf usw.) Die Kapitel.3.III und IV “Schwarmgeist in Reformationszeit und in der nachreformationszeit” geben einen sehr guten geschichtlichen Überblick über dieses Thema
    Im 3. Kapitel “Der betrügerische Exorzismus” geht es um die in der Charismatik und manchen anderen Kreisen praktizierte Dämonenaustreibung. Aus reicher und leidvoller eigener Erfahrung zeigt Holzhauer, daß diese Spielart von “Seelsorge” auf unbiblischen Voraussetzungen beruht, indem sie behauptet, ein Kind Gottes könne besessen bzw. von Dämonen bewohnt sein, und daß der Versuch einer “Austreibung” letztlich nur zu spiritistischen Belastung sowohl der “Befreier” wie auch der Opfer solcher Praktiken führt.
    Im 4. Kapitel behandelt Holzhauer das Thema “Okkultreligiosität und seelische Erkrankungen”. Er zeigt, daß gewisse psychische Erkrankungen im christlichen Bereich oftmals ihre Wurzel in okkulten Belastungen und Praktiken unter “frommem” Vorzeichen haben, die aus schwarmgeistiger Verführung herrühren. Er warnt auch vor dem Eindringen der weltlichen Psychologie (besonders der von C. G. Jung) in christliche “Seelsorge”. Das 5. Kapitel, “Verführungsprinzipien”, versucht die Gefahren dämonischer Irreführung in der Endzeit noch einmal tiefer zu beleuchten und auf die Taktiken des Widersachers bei der Irreführung der Gläubigen Licht zu werfen.

  3. Britta Hildebrand

    Wie anmassend, aus einer engen bibliachen Auslegung und mangelnder Erfahrung Christen die 500 Jahre tot sind – welchen Wert hat Ihr Zeugnis über sie da? – als dämonisiert zu bezeichnen. Überlasst das Richten doch dem Herrn, liebe Geschwister, und bemüht Euch um Einheit und Frieden in der Gemeinde und ein starkes Zeugnis nach aussen.

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