Tipp: Das Evangelium nach Rom

Vorerst muss ich mich wohl für die lange Auszeit entschuldigen. Tatsächlich habe ich aufgrund diverser persönlicher Projekte letztes Jahr kaum geschafft neben der Bibel weitere Bücher zu lesen. Im Übrigen ist manchmal etwas Distanz zu den ganzen Schriften durchaus heilsam. Vor einigen Wochen hatte ich einen meiner Freunde zu Besuch, der ein überzeugter Katholik ist und zudem auch in früher Kirchengeschichte promoviert.

Zwar nahm ich diese Tatsache immer als Grund um ihn darauf hinzuweisen, dass z. B. die Didache ganz klar von einer Erwachsenentaufe spricht, aber ansonsten habe ich bisher von Maßnahmen abgesehen auf die Fehler der katholische Kirche hinzuweisen. Tatsächlich habe ich hierin wohl zu viel Gleichgültigkeit gehabt, gemäß dem Motto, seriöse Katholiken gäbe es ja eh kaum im Freundeskreis. Nun musste ich eingestehen, dass ich zu wenig über den Katholizismus weiß, um einen überzeugten Katholiken auf Missstände in der Lehre Roms hinweisen zu können.

Das führte dazu, dass ich zu einem Buch griff, dass sich bereits seit längerem in meinen Regalen befindet, und auch auf deutsch erhältlich ist. Das Buch hat mir von Anhieb durch seine freundliche Art äußerst imponiert. Keine scharfen Angriffe auf die katholische Kirche, sondern eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe. Die Lehren des Katholizismus werden anhand des großen Katechismus dargestellt und mit der Bibel verglichen. Hier werden ausführliche Zitate von Summa theologica, dem Katechismus und dem zweiten vatikanischen Konzil vorgeführt. Zudem nimmt der Autor sich Zeit und illustriert an Beispielen Traditionen der katholischen Kirche erzählerisch: So z. B. eine Kindertaufe und die Taufe eines Erwachsenen.

Das Buch gibt einem Interessierten bereits nach wenigen Seiten einiges an Material, um mit Katholiken über das entscheidende Thema, die Rechtfertigung aus dem Glauben allein, ins Gespräch zu kommen. Interessante Fakten faszinieren einen: So gab es z. B. durchaus schon Kindertaufen, die noch im Leib der Mutter durchgeführt wurden.

Faszinierend ist  auch, dass ein erwachsener Neuanwärter zunächst einmal einen elf-Monate langen Kurs mitmachen muss, um in die Lehre der katholischen Kirche eingeführt zu werden. Da kann sich manch eine evangelikale Kirche eine Scheibe davon abschneiden, die in jeder Träne schon die Wirkung des Heiligen Geistes und eine junge, gerettete und geistliche Seele sieht. Oft werden fleischliche Menschen ohne jede Unterweisung, Belehrung und Prüfung in die Gemeinden eingelassen, und nach einigen Jahren wundert man sich, wie den die Welt den Weg in das Haus Gottes fand.

Verschiedene Anhänge erweitern das Buch zu üblichen Streitthemen, wie die Glaubenstaufe und den Kanon der Schrift.

Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch, dass durch seine Ehrlichkeit und den Respekt vor der katholischen Kirche besticht, und dadurch auch geeignet ist, um es Katholiken in die Hand zu drücken, die sich fragen, was Evangelikale am Papsttum zu Rom auszusetzen haben.

Das Evangelium nach Rom ist bei CLV erschienen und kostet 12,90 EUR.

1 Kommentar zu „Tipp: Das Evangelium nach Rom“

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