Tschui: Das Lesen verliert an Bedeutung

NIMM UND LIES: Herr Tschui, der Ver­lag CLKV ist 1996 ent­stan­den. Wie kamen Sie dazu, einen neuen Ver­lag zu gründen?

Patrick Tschui: Der CLKV war bereits gut auf­ge­baut, als ich ihn 2004 über­nahm. Es han­delte sich dabei nicht in ers­ter Linie um einen Ver­lag, son­dern um eine „Ver­mitt­lung“. CLKV steht für „Christ­li­che Lite­ra­tur– und Kas­set­ten­ver­mitt­lung“. Ein wich­ti­ger Bereich war das Orga­ni­sie­ren von Vor­trä­gen mit bibel­treuen Red­nern. Diese Vor­träge wur­den auf­ge­nom­men und – damals noch – auf Audio­kas­set­ten wei­ter­ver­brei­tet. Ein wei­te­res Anlie­gen des Grün­ders war es, gute Lite­ra­tur zu mög­lichst güns­ti­gen Prei­sen anzu­bie­ten, sei dies an Bücher­ti­schen oder über Ver­sand. Die Publi­ka­tion eige­ner Buch­ti­tel ergab sich nebenbei.

NIMM UND LIES: Was ist das Beson­dere an Ihrem Verlag?

Patrick Tschui: Bis­her arbei­ten alle, die beim CLKV in irgend­ei­ner Form tätig waren, neben­be­ruf­lich mit. So steht der Ver­lag nicht unter dem Druck, Titel aus Finanz­grün­den her­aus­zu­ge­ben oder unbe­liebte The­men zu ver­mei­den. Der gesamte Erlös aus der Arbeit fließt wie­der in neue Projekte.

NIMM UND LIES: In den letz­ten 20 Jah­ren wur­den im deutsch­spra­chi­gen Raum eine Reihe neuer christ­li­cher Ver­lage gegrün­det. Wäre es nicht sinn­vol­ler bei ande­ren Ver­la­gen mit ähnli­cher Aus­rich­tung mit­zu­ar­bei­ten? Wie sieht die Ver­lags­land­schaft in der Schweiz aus?

Patrick Tschui: Kleine Ver­lage haben den Vor­teil unkom­pli­zier­ter Ent­schei­dungs­wege. Je mehr Leute mit­re­den, desto schwie­ri­ger ist es, zügig voranzukommen.

In der Schweiz gibt es etwa ein hal­bes Dut­zend bibel­treue Ver­lage. Die meis­ten betrei­ben auch einen Buch­han­del und bezie­hen die Titel ihrer Wahl bei den ande­ren Ver­la­gen. Man kennt und ach­tet sich als gegen­sei­tige „Kun­den“, weiß aber auch um die unter­schied­li­chen Stand­punkte in gewis­sen Lehrfragen.

Von Vor­teil für einen klei­nen Schwei­zer Ver­lag ist es, wenn er in Deutsch­land einen Part­ner­ver­lag hat. Das ermög­licht eine grö­ßere Bekannt­wer­dung der Bücher und erspart den Ver­sand über die Grenze. Der CLKV arbei­tet oft mit dem Christ­li­chen Medien Ver­trieb (CMV) Düs­sel­dorf zusammen.

NIMM UND LIES: Warum gerade „CLKV? Warum haben Sie sich für die­sen Namen entschieden?

Patrick Tschui: Wie gesagt hieß der CLKV schon so, als ich ihn über­nahm. Seit­her wurde immer wie­der über eine Namens­än­de­rung dis­ku­tiert, vor allem weil das K – die Audio­kas­set­ten – längst durch CDs und MP3 abge­löst wor­den sind und der CLKV die Vor­träge nun zum kos­ten­lo­sen Down­load anbie­tet. Aber da sich die Abkür­zung inzwi­schen bei vie­len Chris­ten mit unse­rer geist­li­chen Linie zu einem „Mar­ken­zei­chen“ ver­knüpft hat, las­sen wir den Namen so stehen.

NIMM UND LIES: Wie sieht Ihr Ver­lags­pro­gramm aus? Wo lie­gen die Schwerpunkte?

Patrick Tschui: Hier möchte ich aus dem Ver­lags­flyer 2008 zitieren: „Der CLKV will Bücher ver­öf­fent­li­chen, die zum einen gründ­lich über bestimmte moderne Ent­wick­lun­gen unter evan­ge­li­ka­len Gläu­bi­gen infor­mie­ren und sie kri­tisch beleuch­ten; zum ande­ren wol­len wir auf­er­bau­ende und glau­bens­stär­kende Bücher her­aus­brin­gen, die wich­tige Fra­gen des christ­li­chen Glau­bens­le­bens behandeln.“

Bis­he­rige Bücher sind unter ande­ren „Von Rom zu Chris­tus“, (2 Bände mit je 25 Zeug­nis­sen ehe­ma­li­ger römisch-katholischer Pries­ter); “; „Emer­ging Church – der Irr­weg der Post­mo­der­nen Evan­ge­li­ka­len“; „Gemein­de­wachs­tum oder Gemein­de­ver­füh­rung“ (Leben mit Vision, Wil­low Creek); „Yoga“; „Erwäh­lung – wer, wie und wozu?“. Zudem erschie­nen imVerlag CLKV 4 CDs mit Geist­li­chen Lie­dern und ein Bibel­kom­men­tar zum Buch Hese­kiel von Roger Liebi, als Anfang der „Ezra-Studienreihe“.

NIMM UND LIES: Man­chen Chris­ten sind die Preise für christ­li­che Lite­ra­tur und Medien zu hoch. Was mei­nen Sie dazu?

Patrick Tschui: Ein Ver­lag will seine Bücher ver­kau­fen und hat des­halb sicher kein Inter­esse an Prei­sen, die nie­mand bezah­len kann. Aller­dings kann er seine Bücher auch nicht ohne Gewinn­marge ver­kau­fen, denn abge­se­hen von den Lohn­kos­ten (wel­che beim CLKV weg­fal­len), will er ja auch wei­tere Bücher dru­cken können …

NIMM UND LIES: Einige Ver­lage haben bereits den Schritt gewagt, durch die Nut­zung von neuen Medien ihre Pro­dukte zu ver­mark­ten. Was sind Ihre Metho­den im Mar­ke­ting? Oder anders gefragt, wo sehen Sie bei sich Verbesserungspotential?

Patrick Tschui: Der CLKV betreibt kein sys­te­ma­ti­sches Mar­ke­ting. Wer­bung läuft über die Web­site, über Flyer zu Neu­er­schei­nun­gen, und von Mund zu Mund.

NIMM UND LIES: Mit www.christlichebooks.de (www.cebooks.de) ist der erste Online-Shop für christ­li­che eBooks auf dem Markt. Exis­tie­ren Pläne in Zukunft Bücher in digi­ta­ler Ver­sion anzubieten?

Patrick Tschui: Pläne exis­tie­ren nicht; wir sind aber nicht grund­sätz­lich abge­neigt. Kür­zere Texte sind bereits jetzt auf www.clkv.ch zum freien Her­un­ter­la­den aufgeschaltet.

NIMM UND LIES: Wie sieht ein typi­scher Arbeits­tag bei Ihnen aus?

Patrick Tschui: Berufs­ar­beit, Fami­lie, Hauskreis/Gemeinde, Arbeit für den Verlag.

NIMM UND LIES: Wel­che Her­aus­for­de­run­gen beschäf­ti­gen Sie als Ver­lag zur Zeit beson­ders stark?

Patrick Tschui: Das Emp­fin­den (die Tat­sa­che?), dass „Lesen“ an Bedeu­tung ver­liert, dass jeden­falls die Nach­frage nach gedruck­ten Büchern sinkt. Ob digi­tal erwor­bene Texte auch wirk­lich tief­ge­hend gele­sen wer­den? Oder ist es ein­fach ein gutes Gefühl, etwas „her­un­ter­ge­la­den“ und poten­ti­ell auf dem Rech­ner ver­füg­bar zu haben.

NIMM UND LIES: Wel­ches Pro­jekt steht bei Ihnen als nächs­tes an?

Patrick Tschui: Geplante Publi­ka­tio­nen sind unter www.clkv.ch/in-zukunft auf­ge­lis­tet. Dort ist auch ersicht­lich, in wel­chem Sta­dium sie sich befinden.

NIMM UND LIES: Herr Tschui, wir danken für das Interview!

www.clkv.ch – Christ­li­che Lite­ra­tur– und Kas­set­ten­ver­mitt­lung (CLKV)

www.cmv-duesseldorf.de – Christlicher MedienVertrieb Hagedorn (CMV)

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