Keine Angst vor Theologie!

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Angst ist ein schlechter Begleiter! Erst recht Angst vor Theologie. Denn die Beschäftigung mit der Lehre über Gott – nichts anderes ist Theologie – und mit der biblischen Lehre im Allgemeinen ist zwar für den Ungläubigen ein Affront, doch für die bibelgläubigen Christen eine Beschäftigung mit dem besten Buch der Welt. Ein Christ, der bekennt, dass Jesus Christus ihm die Sünden vergeben und ein neues Leben geschenkt hat, sollte bei dieser befreiendsten und einfachsten Botschaft der Welt nicht stehen bleiben.

Als Christ musst du theologische Kenntnisse haben, weil Theologie, die Lehre über Gott, die Welt und dich selbst ist. Kein Gläubiger sollte unwissend sein, was Gott über all diese Dinge offenbart hat. (S. 8)

Die Zeit, als biblische Grundkenntnisse den meisten noch in der Schule vermittelt wurden, sind längst vorbei. Viele müssen heute nach ihrer Bekehrung ganz von vorne anfangen. Doch bevor man sich in Einzelheiten verstrickt, ist es ratsam, sich einen Überblick der biblischen Lehre zu verschaffen. Das Buch Keine Angst vor Theologie! von Jay E. Adams ist hervorragend dafür geeignet.

Auf gut 200 Seiten gibt Jay E. Adams eine Einführung in wichtige Glaubensfragen. Dieses Buch enthält zahlreiche Essays, die thematisch sortiert sind. Es ist kein Buch, das einen roten Faden vom ersten bis zum letzten Kapitel hat. Jedes Kapitel kann unabhängig von den anderen gelesen und verstanden werden. An manchen Stellen hätte ich mir eine stärkere Verknüpfung zu den vorhergehenden Kapiteln gewünscht. Doch wenn man folgenden Rat des Autors folgt, erkennt man schnell den Vorteil dieses Konzeptes:

Es ist dazu gedacht, dass du es auf eine Reise mitnimmst, als Bettlektüre liest, im Wartezimmer des Arztes überfliegst, während einer langweiligen Unterrichtsstunde gründlich durchstudierst (aber gib nicht mir die Schuld, wenn man dich dabei erwischt!), oder ein wenig gesunde Lehre einpauken kannst, bevor du damit einem Sektierer entgegentrittst. (S. 9)

Nicht vielen theologischen Büchern kann man diese Empfehlung voranstellen. Aber da dieses Buch als Starthilfe für tiefer gehende Studien gedacht ist, bin ich diesem Rat gefolgt. Einige Kapitel enthalten Dialoge mit einem fiktiven Anfänger im Glauben. Es werden Fragen gestellt, die es in sich haben und dem Autor einfache aber klare und deutliche Antworten abfordern. “Gut gefragt ist halb gewonnen”, das gilt auch für diese oft unterhaltsamen Essays. “Man könnte sagen, daß Fragen die eigentlichen intellektuellen Werkzeuge des Menschen sind” (Zitat von Neil Postman). Ich habe noch nie ein theologisches Buch mit so vielen Fragezeichen gelesen. Hier einige Beispiele:

  • Sind alle Katastrophen ein Werk Satans?
  • Hast du schon einmal bemerkt, wie eng Liebe und der Heilige Geist in der Bibel miteinander verknüpft sind?
  • Kann jemand Christus so weit verleugnen, dass es keine Hoffnung mehr für ihn gibt?
  • Nun, wann wurde die Gemeinde dann gegründet?
  • Sonst noch Fragen? 🙂

Wer meint, dass eine unterhaltsam-systematische Einführung nichts Neues und Lehrreiches für gestandene Christen zu bieten hat, liegt völlig daneben. Auch eine Prise Humor zwischendurch bedeutet noch lange nicht, dass der Autor ein seichtes Evangelium prägt. Im Gegenteil, an manchen Stellen wird Jay E. Adams sehr konkret und übt an manchen Stellen scharfe Kritik. Und trotz der kurzen Kapitel habe ich oft über die Tiefe der Gedanken gestaunt. Das wird daran liegen, dass der Autor bereits Mitte 80 ist, als ein erfahrener Seelsorger und Prediger gilt und über 100 Bücher geschrieben hat.

Es ist in der Tat ein unterhaltsames und gleichzeitig aufschlussreiches Buch für Anfänger und fortgeschrittene Christen. Und hoffentlich bewirkt diese Einstiegslektüre das Verlangen nach mehr und man besorgt sich das gleichzeitig im Betanien Verlag erschienene Buch Biblische Theologie für die Gemeinde von Michael Lawrence.

Titel: Keine Angst vor Theologie! – Eine unterhaltsam-systematische Einführung in wichtige Glaubensfragen
Autor: Jay E. Adams
Sei­ten: 206
For­mat: 14 cm x 21 cm
Ein­band: Paperback
Jahr: 2013
Ver­lag: Betanien Ver­lag
ISBN: 978-3-935558-44-0
Preis: 11,90 EUR
erhält­lich bei: cbuch.de
Lese­probe: cbuch.de

2 Kommentare zu „Keine Angst vor Theologie!“

  1. Hallo,

    ich stimme dem Artikel sehr zu. Ich selber studiere Theologie und merke sehr, dass mich die wissenschaftliche Auseinandersetzung in meinem Glauben und Christsein bereichert. Gerade junge Erwachsene scheuen, wie der Artikel auch aussagt, theologische Abhandlungen aus total nachvollziehbaren Gründen: schwierige, komplizierte Fachsprache, trocken! Mit diesem Buch könnte das Gegenteil bewiesen werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch mir helfen könnte. Denn vieles ist für mich immernoch eine Lese-und Verstehensherausforderung. Vielleicht gibt mir das Buch Antworten auf Fragen.

    Liebe Grüße
    Anna

  2. Kürzlich habe ich eine interessante Neuerscheinung von Jay E. Adams entdeckt: »Keine Angst vor Theologie! – Eine unterhaltsam-systematische Einführung in wichtige Glaubensfragen« (Betanien Verlag 2013; http://www.cbuch.de/Adams-Keine-Angst-vor-Theologie-p4095/). Ich fand die Idee des Buches – eine einfach geschriebene Einführung in die Theologie – auf Anhieb toll. Irgendwie fehlen solche Bücher auf dem Markt und umso interessierter habe ich das Buch (bisher zur Hälfte) gelesen.

    Gerne würde ich ein paar Anmerkungen weitergeben, und wäre an eurer Sicht interessiert …

    Adams, den ich, was die praktische Predigtlehre betrifft, sehr schätze, hat hier ein für mich sehr fragwürdiges Buch vorgelegt. Es gibt darin wirklich bemerkenswert gute Kapitel (über die Irrlehre der katholischen Transsubstantiation, Ist die Taufe heilsnotwendig?, Die Rechtfertigung) – aber leider auch immer wieder Passagen, die zweifelhaft bis absurd sind.

    Hier ein paar Punkte, die ich besonders schwierig finde:

    – im Kapitel »Die 66 Bücher der Bibel« legt Adams nahe, dass das Königreich Christi unmittelbar nach der Zerstörung Jerusalems (»… und dann wird das Ende kommen.« –Mt. 24,14) »bereit war zu wachsen und zu gedeihen«. Adams’ präteristische Überzeugung kommt hier durch, d. h. er lehnt das kommende tausendjährige Reich ab, und sieht uns heute schon in diesem Reich – Präteristen gehen sogar davon aus, dass fast alle Prophezeiungen der Offenbarung bereits erfüllt wurden und die nächste »Station« das Endgericht sein wird.

    Damit einher geht natürlich, dass er für das Volk Israel keine Zukunft sieht. Gottes Volk wurde mit der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) von Gott vollkommen abgesetzt und fallengelassen.

    – Im Kapitel »Jona, Vorsehung und Außerirdische« gibt Adams an, das Hauptthema des Buches Jona wäre die Vorsehung Gottes (Gott hat einen Fisch bestellt, damit Er Sein Ziel mit Jona erreichen kann). Ich habe mir dazu notiert, dass der Aufruf zur Buße und Umkehr (s. Mt. 12,41) doch viel deutlicher das Thema des Buches darstellt. Der Autor sieht, weil er die Souveränität Gottes besonders betont, überall dieses Thema behandelt, auch wenn es eigentlich vordergründig um andere Dinge geht.

    – In »Wem erteilt Gott eine Erlaubnis?« musste ich besonders schlucken. Adams sagt hier, dass Gott Katastrophen, wie Erdbeben oder Hurrikans, nicht zulässt, sondern verursacht. »… Es ist daher sehr traurig zu hören, wenn manche Prediger (darunter einige sehr berühmte) über einen Tornado, der eine ganze Stadt dem Erdboden gleich gemacht hat, den Kommentar abgeben: Gott hat es erlaubt (oder zugelassen). Das ist nicht wahr. Doch genau das sagen Prediger immer wieder. … Durch ein derart weichgespültes Gewäsch, Gott würde Unglücksfälle lediglich zulassen, vermitteln Prediger Außenstehenden den Eindruck, Gott hätte die Welt nicht im Griff …«

    Das waren jetzt nur Auszüge aus dem Kapitel, aber wenn man es ganz liest, hat man den Eindruck, die Argumentation ist an den Haaren herbeigezogen und man fühlt sich über Adams Ansichten befremdet.

    – Im Kapitel über den Heiligen Geist erklärt Adams, dass der Dienst des Heiligen Geistes notwendig ist, weil das Reich Christi nicht mehr auf die kleine Region Israels im Nahen Osten beschränkt ist, sondern nun weltweit gilt. »Darum ist der Dienst des Heiligen Geistes nötig.« – auch hier: was soll das bedeuten? Es klingt absurd.

    – In »Wessen Pläne kommen zustande?« versucht Adams anhand zweier Beispiele – Josef und Jesus – zu zeigen, dass ausschließlich die Pläne Gottes zustande kommen, egal, was ein Mensch vorhat bzw. entscheidet. Das ist nicht falsch. Auch ich denke, dass Gott die Herzen lenkt, uns in Umstände führt und letztlich entscheidet, aber bei Adams klingt das sehr fatalistisch. Alles was ein Mensch macht, ist letztlich nichtig, Gott hat sein Schicksal in der Hand, es gibt eigentlich keine »eigenen« Entscheidungen.

    – In »Das Problem des Menschen« wird es inkonsequent, da der Autor das Problem der Sünde und der Frage, warum es Chaos in der Welt gibt, dem Menschen plötzlich wieder einen eigenen Willen zuschreibt. Der Mensch ist dafür verantwortlich (darin hat Adams ja recht), doch im Kontrast zu den vorangegangenen Kapiteln wirkt das wie eine irrationale Meinungsänderung des Autors. Die Ausgewogenheit fehlt hier total.

    – Im Kapitel »Nur kurz zum Thema Erwählung« spricht Adams ausschließlich von Erwählung. Ich denke, dass die Bibel über Erwählung spricht, aber auch über den freien Willen. Warum spricht Adams nicht darüber?

    – Aus »Der Verrat des Judas aus zwei Perspektiven« lese ich heraus, dass Adams an die Erwählung zum Heil glaubt, und an den freien Willen zum Sündigen. Der Mensch hat keine Chance, sich für die Errettung zu entscheiden, auf der anderen Seite hat er auch keine Möglichkeit, sich gegen die Sünde zu entscheiden (doch wenn er sündigt, ist es Adams zufolge des Menschen eigene Entscheidung). Widersprüchlich. Ich finde, das Wesen des Menschen wird hier nicht richtig dargestellt, alles »passt« irgendwie nicht richtig zusammen.

    – Schließlich wirft Adams in »Wer ist ein Jude?« alles in einen Topf: »Du, als gläubiger Christ heute, bist ein Jude!« Für Jay Adams hat das Volk Gottes, Israel, keine Bedeutung mehr, ja es existiert noch nicht einmal. Jesus sagte (Mt. 24): Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist – und Adams meint, da »dies alles« bei der Zerstörung Jerusalems geschehen ist, ist das Geschlecht der Israeliten inzwischen vergangen.

    Fazit

    Adams’ Buch wirkt auf mich wie ein schöner Blumenstrauß – doch bei genauerem Hinsehen entdeckt man unter den vielen prächtigen Blüten immer wieder kaputte und verdorbene Blumen. Ich würde mir eine Einführung in die christliche Theologie, für junge Leute geschrieben und einfach zu verstehen, sehr wünschen. Das Buch von Jay Adams halte ich aber aufgrund der extremen Position zur Erwählung für nicht geeignet.

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