Die Hand voll glühender Asche

„Die Hand voll glühender Asche“ ist ein Gleichnis. Ein Gleichnis für das ganz normale Christenleben. Die Hauptperson ist Christ Anders. Als Computerverkäufer, Ehemann und Vater von vier Kindern lebt er ein unglückliches Leben. Geheimnisvolle Rückenschmerzen plagen ihn. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Durch die Begegnung mit Ernst van Gelst (Evangelist) beginnt er die Suche nach Gott und das Endziel, Lebensstadt. Doch so einfach ist es nicht. Freunde und Feinde kreuzen seinen Weg um ihn zu Fall oder zu Recht zu bringen.

Ich habe eine Leseprobe abgetippt. So könnt ihr euch selbst einen Eindruck verschaffen.

Ich heiße Schwätzer, Adalbert Schwätzer. Wenn ich ein wenig bei Ihnen Platz nehmen dürfte, Bruder, würde ich mich gern mit Ihnen über die vordringlicheren Fragen des Lebens unterhalten.“

Treuer rückte zur Seite, und Herr Schwätzer ließ sich seufzend nieder.

Sehen Sie, ich liebe das gewinnbringende Gespräch“, sagte er. „Es gibt so viele Zusagen und trostspendende Worte in der Schrift – und so viele falsche Meinungen darüber -, dass ich es für einen wichtigen Dienst halte, mit Menschen darüber zu sprechen und ihnen zu helfen, damit sie die Notwendigkeit des Glaubens und der Wachsamkeit verstehen zu einem Werk der Gnade in ihrer Seele.“ […]

Wissen Sie“, sagte Christ, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte, „ich würde ganz gern mal `was über die Sache mit dem Werk der Gnade in der Seele erfahren.“ Treuer stimmte ihm zu. „Ja, gut“, sagte er. „Wie offenbart sich die rettende Gnade Gottes, wenn sie ins Herz eines Menschen eingedrungen ist?“

Nun dass ist eine kluge Frage“, antwortete Schwätzer und bürstete sich die Schuppen von seinen Manschetten. „Ich habe eine Arbeit über diese Problematik verfasst, die ich eines Tages veröffentlichen möchte. Lassen Sie mich als erstes – knapp formuliert – feststellen, dass die Gnade Gottes in einem menschlichen Herzen einen Aufschrei gegen die Sünde bewirkt. Dann zweitens -“.

Augenblick mal“, warf Treuer ein. „Ich bin nicht überzeugt, ob man das so formulieren kann.“ „Weshalb nicht?“, fragte Christ. „Weil ich der Meinung bin, man müsste genauer sagen: Die Gnade Gottes zeigt sich dadurch, dass sie den Menschen bereit macht, seine Sünde aufzugeben, sie regelrecht zu verabscheuen.“ „Und wo soll“, protestierte Schwätzer, „der Unterschied zwischen dem Aufschreien gegen die Sünde und dem Verabscheuen liegen?“

Sehen Sie“, antwortete Treuer freundlich, „es ist die leichteste Sache der Welt, große Worte über die Sünde zu machen. Man kann sich über die Art und Weise, wie irgendein Mensch handelt, so aufregen, dass der Kopf raucht – und trotzdem dient man in seinem Herzen dem Satan. Ich erinnere mich daran, dass Potiphars Ehefrau eine ganze Menge über die Sünde zu erzählen hatte; sie sagte, sie sei vergewaltigt worden, aber das war doch eine glatte Lüge. Nun, wie lautet Ihr zweiter Punkt?“

Schwätzers Kinn zitterte leicht, als er erneut begann. „Also, ich – ich würde sagen, Gott hat in dem Herzen des Menschen gearbeitet, der sich durch seine hervorragende Kenntnis der Bibel auszeichnet.“ Treuer schüttelte den Kopf. „Auch das kaufe ich ihnen nicht ab“, sagte er ernst. „Ein Mensch kann die beste Bibelkenntnis der Welt haben, ohne ein Kind Gottes zu sein. Man kann jeden Textbeleg kennen, jeden Kommentar, alle geistlichen Geheimnisse und prophetischen Zeichen – und kann trotzdem verloren und auf dem Weg zur Hölle sein.“

Schwätzer saß kerzengerade da und leckte sich die Lippen. „Das ist alles andere als eine erbauliche Unterhaltung“, protestierte er. „Günter“, meldete sich Christ zu Wort, „du nimmst immer nur unseren Freund wegen seiner Ansichten in die Mangel, aber du sagst uns nicht, welche Auffassungen du vertrittst. Vielleicht kannst du uns jetzt etwas darüber erzählen, wie sich die göttliche Gnade zeigt, wenn sie im Herzen eines Menschen wirkt.“

War ich zu grob?“, fragte Treuer. „Ich bitte um Entschuldigung. Aber ich wünschte mir manchmal, man hätte mir in all den Jahren, in denen ich völlig kopflos durch die Welt lief, einmal richtig die Meinung gesagt. Ich wünschte, jemand hätte sich die Zeit genommen, mir Gottes Heilsplan zu erläutern. Nun will ich euch aber erzählen, was ich in Lebensstadt gelernt haben. Wenn der Geist ein menschliches Herz überführt, so ist das ein sicheres Anzeichen, dass die Gnade am Werk ist.

Der Mensch begreift, dass sein Leben in Gottes Augen schief liegt. Und er versteht, dass er wirklich auf dem Weg der ewigen Trennung von Gott ist, solange er nicht durch den Glauben an Jesus Christus begnadigt ist.

Weiter wirkt die göttliche Gnade dann, wenn der Mensch eine Bindung an Gott eingeht, wenn er sein Leben Jesus Christus übergibt, ihm seine Schuld bekennt und ihn als seinen persönlichen Retter und Herrn annimmt. Schließlich zeigt sich Gottes Gnade dann, wenn ein Mensch sein Leben so führt, dass er in Gottes Augen rein ist; wenn er seinen Mitmenschen liebt, ihn seine Hilfe zuteil werden lässt und sich zugleich immer wieder der Autorität von Gottes Wort unterordnet.“ […]

Ich muss sagen“, stammelte Schwätzer mit zitternder Stimme, während er sich erhob, „das ist ja erschütternd. Einige der modernen Ideen, die man heutzutage verbreitet, entsprechen nicht meinem Verständnis des schlichten, alten Evangeliums. Wir sollen vor solchen aufgeblähten Worten ohne Wasser, auf der Hut sein. Aber ich werde mich nicht beirren lassen.“

Er nahm sein Traktat und stopfte es in seine Tasche. „Warten Sie doch einen Augenblick, Herr Schwätzer“, bat ihn Treuer und versuchte, einen anderen Ton anzuschlagen. „Ermüdet es Sie denn nicht, den ganzen Tag auf diesem Flugüberwachungsturm zu verbringen? Möchten Sie nicht, dass ich Sie in einer Gruppe unterbringe, die demnächst mit einem Bus nach Lebensstadt abreisen wird? Wir könnten Ihre Kenntnisse und Ihre Erfahrung bestimmt in einigen Klassen gut gebrauchen!“

Ich werde hier warten“, antwortete der alte Mann und rollte seine Augen. „Wacht und wartet“ Bereitet euch so vor, dass ihr nicht diejenigen seid, die zurückbleiben werden! Nehmt euch in acht! Seid bereit!“

Und schon war er gegangen.

Auszüge aus den Seiten 138 – 141.

Sherwood Eliot Wirt, 1911 in Kalifornien geboren, war zunächst Journalist. Er verstarb am 08. September 2008. Lange Zeit arbeitete er als Chefredakteur der von Billy Graham gegründeten Zeitschrift „Decision“. Ein Autor von 42 Büchern, von denen meines Wissens nur dieses in deutsch erhältlich ist.

„Die Hand voll glühender Asche“ist kein leichtes Buch. Ein schnelles „darüber-hinweg-Lesen“ hat wenig Sinn, denn so übersieht man schnell, was der Autor eigentlich meint. Es ist eine moderne Fassung der „Pilgerreise“. Leider kann ich keinen Vergleich ziehen, da ich das Original von John Bunyan nicht kenne.

Titel:  Die Hand voll glühender Asche
Autor: Sherwood Eliot Wirt
Seiten: 238
Einband: Paperback
Format: 13,5 cm x 20,5
Verlag: Verlag Hermann Schule Wetzlar (heute Gerth Medien)
Jahr: 1. Auflage 1972
erhältlich: antiquarisch

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