Der steinerne Apfel und andere Geschichten

Quelle: http://www.romans45.org/spurgeon/misc/mwm1.htm

Wie bereits letzte Woche angekündigt, soll hier bei nimm-lies.de eine wöchentliche Kolumne zu Charles H. Spurgeon entstehen. Chronologisch sinnvoll, haben wir letztes Mal ein Kindheitserlebnis von Spurgeon verarbeitet und wollen auch diesmal einige Erlebnisse aus seiner Kindheit veröffentlichen. Obwohl ich mich vor allem an der Autobiographie Spurgeons orientiere, versuche ich doch möglichst vielfältige Quellen zu verwenden. Das folgende Erlebnis zeigt auf anschauliche Weise, wie Spurgeon in jedem Erlebnis eine Lehre für das Leben sah (Autobiographie, S.26):

Ich erinnere mich an einen steinernen Apfel, den ich als Kind auf dem Kaminsims entdeckte – er war einem Apfel herrlich ähnlich und auch sehr gut angemalt. Ich beobachtete diesen Apfel Jahr um Jahr, und er wurde nicht reifer. Er faulte auch nicht. Er war in einer hervorragenden Umgebung, um weich und süß zu werden; wenn er doch nur einmal ausreifen würde! Aber ich denke, dass nicht einmal die Sonne des Äquators oder der Tau des Hermon ihn tafelfertig gemacht hätten. Seine harte, marmorne Art hätte selbst die Zähne eines Riesen zerbrechen lassen. Er war ein scheinheiliger Professor, ein hartherziger Spötter über kleine Kinder, eine vorzügliche Imitation der Früchte Gottes.

Es gibt Mitglieder in der Gemeinde, die unfreundlich, habsüchtig, tadelsüchtig, jähzornig waren, in ihrem ganzen Wesen hart und steinig. Wie sind sie heute? Sind sie im Verlauf der Jahre reif geworden? Nein, sie sind eher schlimmer geworden. Sie ähneln Hunden, die sofort bereit sind, zu beißen und zu knurren, zu zerreißen und zu zerstören. Sie sind groß, wenn es darum geht, die sorgsame Arbeit des Heiligtums Gottes mit Äxten zu zerstören, oder Brunnen und gutes Land mit Steinen zu füllen. Wenn der Teufel einen Diener Gottes mit einem Stein treffen will, wird er sicher einen von jenen Menschen benutzen. Wir Kinder hatten eine kleine Ecke im Garten für uns. Dort haben wir dann unseren Samen ausgesät. Ich weiß noch sehr gut, wie ich am Tag nach dem Aussäen des Samens hingegangen bin und die Erde weggekratzt habe, um nachzusehen, ob er auch wachsen würde. Ich erwartete, dass dies nach einem Tag spätestens der Fall sein würde, und fand die Zeit des Keimens und Aufgehens unendlich lang. Vielleicht sagst du: “Das war aber kindisch gedacht.” Sicher war es kindisch; aber ich wünschte mir, dass du in Bezug auf deine Gebete so kindisch wärest, dass du gleich nachdem du sie ausgesät hast, nachsehen würdest, ob sie denn schon erfüllt worden seien… Als wir noch zur Schule gingen, zeichneten wir Häuser, Pferde oder Bäume auf unsere Schiefertafeln. Wir schrieben dann unter das Haus “Haus” und unter das Pferd “Pferd”, denn sonst hätte vielleicht der eine oder andere das Pferd für ein Haus halten können, oder umgekehrt. Genauso gibt es manche Menschen, die eigentlich ein Schild um ihren Hals tragen müssten, dass sie als Christen auszeichnet, sonst könnten wir sie für Unerlöste halten, so ungöttlich ist ihr Verhalten.”

Übrigens, Spurgeon ist  am 19 Juni 1834 in Kelvedon in Essex geboren. Dies befindet sich etwa 100 km östlich von London. Seine Familie war seit mehreren Generationen gläubig. Spurgeon zeugte einmal von seiner Familie:

“Der Glaube, den ich habe, trägt die Zeichen des Blutes meiner Vorfahren”, und dachte dabei an Männer wie Job Spurgeon von Dedham, der in den Tagen Charles II harte Haft erduldete, weil er ein Freikirchler war.

Sein Vater, so wie sein Großvater waren Pastoren von unabhängigen Gemeinden. Sein Großvater verstand sich selbst als ein Puritaner. Bei diesem verbrachte Spurgeon, wohl aus finanziellen Gründen, seine Kindheit, die ihn tief prägte und in den Kontakt zur puritanischen Denkweise brachte, doch dazu mehr im nächsten Artikel.

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