Buchrezension: D.M. Lloyd-Jones “privat”

SBLLEs ist oft unglaublich, wie nah man scheinbar einer Person kommt, wenn man ihre Bücher liest. Und manches mal muss man gar nicht so viele Bücher von diesem Autor gelesen haben, um sich einzubilden, man kennt ihn per Du. Nein, man würde ihn nicht als Freund bezeichnen, aber einen guten Bekannten. So ging es mir mit Martyn, sorry, David Martyn Lloyd-Jones. Martyn Llyod-Jones starb genau zwei Jahre nach meinem Geburtstag und ca. 8.000 km von meinem damaligen Wohnort entfernt. Ich kann ihn also weder persönlich gekannt noch gesehen haben. Von daher ist meine Bekanntschaft mit ihm “nur” über Bücher entstanden.

Bevor ich die Biographie von Lloyd-Jones las, las ich folgende Bücher von ihm:

  • Die Predigt und der Prediger
  • Gott uns seine Gemeinde
  • Licht an einem dunklen Ort
  • Gott allein genügt!

Es sind nicht viele, denn Amazon listet ca. 40 Titel von ihm auf. Auch wenn ich dachte, dass ich Martyn Llyod-Jones durch diese Bücher gut kannte, so hat mich das Buch D.M. Lloyd-Jones “privat” eines anderen belehrt. Ich habe in diesem Buch vieles, vor alles vieles Privates von Lloyd-Jones erfahren dürfen. Man kann in diesem Buch aus der Sicht des Enkels Christopher Catherwood “die menschliche Seite des ‘Doktors’ kennenlernen”, so heißt es auf der Rückseite des Buches. Und man hat tatsächlich den Eindruck, dem Prediger sehr nahe zu kommen.

Zwei Dinge haben mich an Lloyd-Jones besonders beeindruckt. Zum einen war er ein guter Geschichtskenner und interessierte sich für die aktuelle Politik. Sein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein war ihm in vielen Entscheidungen eine große Hilfe. Seine Liebe zur Geschichte, besonders die Liebe zu den Puritanern, brachte er darin zum Ausdruck, in dem er jährlich eine puritanische Konferenz veranstaltete und später zusammen mit anderen auch den Verlag Banner of Truth gründete. Dieser veröffentlichte eine große Anzahl natürlich englischer Bücher aus der Zeit der Reformation und der Puritaner. Damit sorgte der Verlag für eine Art Renaissance der Puritaner, wie sie in Deutschland vom 3L-Verlag vorangetrieben wird. Lloyd -Jones hielt auf der Puritanischen Konferenz immer einen gut fundierten und recherchierten Vortrag über die Puritaner. Seine Vorträge sind auch in Buchform erschienen.

Eine zweite Seite von Lloyd-Jones hat mich ebenfalls beeindruckt. Mit 21 Jahren beendete er mit Auszeichnung sein Medizinstudium und war Mitglied des Königlichen Ärztekollegiums und Doktor der Medizin. Vor ihm lag ein Weg, auf dem er die Karriereleiter bis ganz nach oben hätte gehen können. Aber es kam, Gott sei dank, anders. Nach seiner Bekehrung hängte er mit Freude seine Karriere an den Hacken, und stellte sich in den Dienst für Gott, als “Doktor der Christen”. Ohne sein Medizinstudium wäre er wohl nie so effektiv im seinem geistlichen Dienst gewesen, wie er es später war.

Es sind unteranderen diese zwei Aspekte, die Lloyd-Jones zu einem weltweit einflussreichen Mann werden ließen. Ich habe für mich daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass Hobbies (bei Lloyd-Jones die Liebe zur Geschichte) und die Ausbildung in einem weltlichen Beruf (sein Medizinstudium) unserem geistlichen Dienst sehr wohl nützen können, wenn man sie richtig verwertet. Aber es gibt sicher auch Hobbies, die eher hinderlich sind. Die sollte man getrost aufgeben.

Dieses Buch mit seinen knapp 190 Seiten gibt einen guten Überblick über das Leben von Martyn Lloyd-Jones. Auf manchen Seiten hatte ich den Eindruck, als wolle der Enkel seinen Großvater verteidigen, vor allem da, wo es um die Spaltung in der Evangelischen Allianz geht. Dies ist bestimmt auch zum Teil seine Absicht gewesen. Aber wer könnte es auch besser machen, als ein Enkel. So lautet eine Überschrift: “Was er wirklich sagte… und warum.”  Catherwood greift auch eine weitere kontroverse Position Lloyd-Jones auf, was seine Haltung zur Taufe mit dem Heiligen Geist und die Zungenrede betrifft

Er glaubte, dass die besonderen Gaben, wie das Zungenreden, mit der apostolischen Zeit nicht aufgehört haben und er hat vertrat fernerhin die Ansicht, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist nicht immer mit der Wiedergeburt zusammenfällt, sondern auch später geschehen kann. So weit ich die Schrift verstehe zusammen mit allen Cesseationalisten, so haben nach 1Kor 13,8 die übernatürlichen Geistesgaben aufgehört und ich glaube mit vielen anderen Christen, dass man den Heiligen Geist zum Zeitpunkt der Wiedergeburt bekommt und es kein späteres Erlebnis ist. Was Catherwood in diesen Kapiteln auf jeden Fall gut gelingt, ist, dass er die Position Lloyd-Jones verständlich und soweit ich das beurteilen richtig und fair darstellt. Also auch in diesen Fragen bin ich dem großen Prediger nahe gekommen, auch wenn ich ihm darin nicht zustimmen kann.

Ich kann allen, die bereits Bücher von Martyn Lloyd-Jones gelesen haben, diese Biographie empfehlen. Seine Ernsthaftigkeit, Treue und Standhaftigkeit im Dienst und seine liebevolle Zuwendung seiner Familie gegenüber ist für mich zum Vorbild geworden. In dieser Hinsicht möchte ich ihn nachahmen.

Titel: D.M. Lloyd-Jones “privat”
Unter­ti­tel: Ein Familienporträt
Autor:  Christopher Catherwoods
Sei­ten: 186
For­mat: 14 x 21 cm
Ein­band: Taschenbuch
Jahr: 2010
Ver­lag: 3L Ver­lag
ISBN: 978-3-935188-79-1
Preis: 12,50 EUR
erhält­lich bei: 3L Ver­lag

2 Kommentare zu „Buchrezension: D.M. Lloyd-Jones “privat”“

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